(K)Ein dickes Ende im Reifenjahr 2017

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Dass die letzten Monate eines Jahres über die Winterumrüstung der Reifenbranche das gewissermaßen das „Sahnehäubchen“ im Geschäftsjahr beschert haben, ist schon gefühlt schon eine Ewigkeit her. Der Absatz am Pkw-Winterreifen ist in den zurückliegenden vier bis fünf Jahren tendenziell eher rückläufig gewesen, wie auch insgesamt die Nachfrage nach Pkw-Reifen eher zurückging. Und so wie es Stand Ende November aussieht, scheint 2017 ebenfalls keine Trendwende zu bringen: Ein dicke Endes scheint wieder einmal auszubleiben oder kommt – je nach Sichtweise – gerade deshalb auf die Branche zu. Zumal sich der Markt ungeachtet der positiven Entwicklung in einzelnen Teilsegmenten wie bei den Pkw-Ganzjahresreifen oder den Offroad-/SUV-Reifen insgesamt einmal mehr schwächer als im Jahr davor erweist. Dabei nehmen sich Sell-in (Absatz Industrie an Handel) und Sell-out (Absatz Handel an Verbraucher) nicht allzu viel. Hier wie dort herrschen überwiegend rote Zahlen vor, was die gelieferten bzw. verkauften Stückzahlen angeht.

Dabei hatte die Sache vor allem im Lkw-Reifengeschäft zur Mitte des Jahres noch ganz passabel ausgesehen. Oder wie Henning Mühlenstedt, Leiter Marketing und Vertrieb Bus- und Lkw-Reifenerstatzgeschäft bei Continental mit Zuständigkeit für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) es unlängst formulierte: Man fühle sich irgendwie an die Fußballbundesligapartie zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 erinnert, wo erstere Mannschaft zur Halbzeit schon deutlich führte (4:0), am Ende des Spiels aber nur mit einem Unentschieden (4:4) vom Platz gehen konnte. Schlimmer noch hat es das Lkw-Reifenersatzgeschäft hierzulande getroffen, zumal von einem Ausgleich bzw. einer schwarzen Null nicht viel zu sehen ist angesichts der per Ende November aufgelaufenen Stückzahlrückgänge. Die Daten der European Tyre and Rubber Manufacturers’ Association (ETRMA) weisen ein Minus von gut zwei Prozent im Sell-in aus und die Statistik des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) eines zwischen vier und fünf Prozent im Sell-out.

Laut Henning Mühlenstedt, Conti-Leiter Marketing und Vertrieb Bus- und Lkw-Reifenerstatzgeschäft für die DACH-Region, ist der De-minimis-Fördertopf zum ersten Mal seit seiner Auflage völlig ausgeschöpft worden und der Absatz runderneuerter Lkw-Reifen in Deutschland danach „stark eingebrochen“

Bezogen auf die Industriezahlen gilt dies für Lkw-Neureifen, wobei es bei den Runderneuerten mit einem fast fünfprozentigen Minus nach elf Monaten nicht viel besser aussieht. „Im Vorjahr stand der Absatz von runderneuerten Reifen wegen der fehlenden De-minimis-Förderung erheblich unter Druck und wurde durch steigende Importe aus China kompensiert. In diesem Jahr konnte sich der Absatz durch die Aufnahme in die bundeseigene Förderung erholen, allerdings die Marktanteile gegenüber den Importen nicht zurückholen. Die positive Gesamtmarktlage in den ersten sechs Monaten sorgte zudem dafür, dass der De-minimis-Fördertopf zum ersten Mal seit seiner Auflage bis Anfang September völlig ausgeschöpft wurde. Seitdem ist der Absatz für runderneuerte Reifen in Deutschland leider wieder stark eingebrochen“, so Mühlenstedt. „Für das Segment Lkw-Reifen erwarten wir einen höheren Mengenrückgang, wobei die Stückzahlen bei Neureifen stabil sind, der Absatz von runderneuerten Reifen hingegen weiter rückläufig ist“, fasst der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) aus seiner Sicht die Entwicklung in diesem Marktsegment kurz vor dem Jahreswechsel zusammen.

Nach den ersten Hochrechnungen für den Reifenersatzmarkt 2017 geht man dort alles in allem von einem „stabilen Markt bei fortgesetzter Konsolidierung“ aus. Die Stückzahlentwicklung im Consumer-Segment – also Pkw-, 4×4-/SUV- und Llkw-Reifen zusammengenommen – sieht man bei dem Reifenhandelsverband auf Vorjahresniveau liegend, wobei leichte Rückgänge bei Pkw-Sommer- und -Winterreifen durch eine weiter steigende Nachfrage bei Offroad-/SUV- und Van-Reifen sowie insbesondere bei Pkw-Ganzjahresreifen kompensiert worden sei, heißt es. Die Prognose vor Jahresfrist, wonach „bestenfalls Stagnation“ für 2017 erwartet wurde, scheint sich damit insofern wohl zu bewahrheiten. Denn selbst wenn die Zahlen des WdK eine doch eher noch negativere Entwicklung suggerieren, so gilt dabei zu bedenken, dass sie nur einen kleinen Teil des Gesamtmarktes erfassen. Gesichertere Erkenntnisse zu alldem werden daher wie immer erst zu Beginn des kommenden Jahres zu erwarten sein. Allzu große Überraschungen respektive eine generelle Trendwende dürfte aber auch der Dezember nicht mehr mit sich bringen. christian.marx@reifenpresse.de

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