Continental „einen Schritt weiter“ mit Löwenzahnreifen – Investition lässt auf sich warten

Die Continental ist eigenen Aussagen zufolge mit ihrem Entwicklungsprojekt für die industrielle Nutzung von Kautschuk aus Löwenzahn „einen Schritt weiter gekommen“. Continental stellte inzwischen eine Kleinserie des ContiWinterContact TS 850 P für Versuche her, deren Laufstreifen ausschließlich aus Kautschuk aus der Wurzel des russischen Löwenzahns hergestellt wurde. Bei den Fahrversuchen auf den Testgelände in Arvidsjaur (Schweden) sowie auf dem Contidrom bei Hannover „zeigten die Reifen aus dem ‚Taraxagum’ genannten Material die von den Entwicklern erwarteten Eigenschaften“, so der Hersteller weiter.

„Wir freuen uns, dass wir nach der intensiven mehrjährigen Entwicklungsarbeit zusammen mit dem Fraunhofer Institut jetzt die ersten Löwenzahnreifen auf die Straße bringen. Um mit den bisherigen Ernteerträgen aus unserem Forschungsprojekt möglichst aussagekräftige Testergebnisse zu gewinnen, haben wir uns für den Bau von Pkw-Winterreifen entschieden, die einen besonders hohen Naturkautschukanteil haben. Wir verfolgen weiter das Ziel, Reifen mit Löwenzahnkautschuk innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre zu Serienprodukten weiter zu entwickeln“, betont Nikolai Setzer, der im Continental-Vorstand für die Division Reifen verantwortlich zeichnet.

Der Hersteller arbeitet derzeit zusammen mit seinen Entwicklungspartnern an der weiteren Industrialisierung. Durch umfangreiche Forschungsarbeiten zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie (IME), dem Julius Kühn-Institut (JKI) und dem Züchtungsunternehmen Aeskulap seien in den vergangenen Jahren bereits gute Fortschritte auf dem Weg zu einer besonders ertragsreichen und robusten Variante des russischen Löwenzahns gemacht worden, so der Hersteller weiter.

Langfristiges Ziel des Forschungsprojekts ist es Continental zufolge, „eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial sinnvolle Lösung für die steigende Nachfrage nach Naturkautschuk zu finden, die die Anbaugebiete für den traditionellen Kautschukbaum in den Tropen entlastet. Zusätzlich soll die Abhängigkeit von den teilweise starken Preisschwankungen an den Rohstoffbörsen für Naturkautschuk reduziert werden. Darüber hinaus sollen durch den Löwenzahnanbau auf bisher ungenutzten Flächen in gemäßigten Zonen Europas – und damit in geografischer Nähe zu den europäischen Reifenwerken von Continental – auch der Logistikaufwand und die Umweltbelastung nachhaltig reduziert werden.“

Erst vor gut einem Monat hatte der Hersteller angekündigt, rund 35 Millionen Euro in einen deutschen Löwenzahn-Standort zu investieren, und zwar in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern); dort soll eine neue Forschungs- und Entwicklungseinrichtung entstehen, die die Gewinnung von Naturkautschuk aus russischem Löwenzahn vorantreiben soll. Anfang dieser Woche hatte der Nordkurier aus Neubrandenburg berichtet, es sein weiterhin offen, „wann das Labor tatsächlich kommt“, der Reifenhersteller sei derzeit immer noch auf der Suche nach einer passenden Immobilie für seine geplante F&E-Einrichtung in Anklam, einen Neubau wolle Continental dem Bericht zufolge vermeiden. ab

 

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