Servicequadrat ist „die Plattform für den freien Reifenhandel“

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Dass ein Segment des Reifenmarktes in Deutschland über Jahre hinweg zweistellig wächst, weckt zurecht Begehrlichkeiten. Auch wenn der deutsche Reifenhandel geschätzt ‚nur‘ jeden zehnten Euro im Geschäft mit Flotten – ob Pkw- oder Lkw-Flotten – einnimmt, so liegen die jährlichen Wachstumsrate hier dennoch seit Jahren über der Marke von zehn Prozent, wie Branchenexperten auf dem „bfp Fuhrpark Forum“ Mitte Juni am Nürburgring gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG bestätigten. Und die Prognosen für die nähere Zukunft lassen keine nennenswerten Wachstumsdellen erkennen. Quasi zu den Mit-Erfindern des zentral organisierten Flottengeschäftes in Deutschland zählend und heute mit fast 1.150 Stationen fest im Markt etabliert, gehört die heutige Servicequadrat GmbH zu den wenigen maßgeblichen Marktteilnehmern aufseiten der Organisationen des Reifenhandels.

button_nrz-schriftzug_12px-jpg Dieser Beitrag ist in der Juli-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG erschienen, die Abonnenten hier auch als E-Paper lesen können. Sie sind noch kein NRZ-Abonnent? Das können Sie hier ändern.

Die Servicequadrat GmbH hat seit ihrer Gründung 2009 als Gemeinschaftsunternehmen von Point S Deutschland und der Kooperation Top Service Team viel für ihr eigenes Wachstum getan. Zum organisatorischen Wachstum auf per Mitte Juni 1.137 Stationen deutschlandweit hat insbesondere eine Richtungsentscheidung vor drei Jahren beigetragen. Seit der Servicequadrat-Gründung präsentierte sich das Unternehmen stets als „unabhängiger Servicepartner“ von in Deutschland überregional operierender Pkw- und neuerdings auch verstärkt Lkw-Flotten. Doch die beiden Gründungspartner pflegten das System eben als geschlossenes System. Die Gesellschafter Point S und Team fassten per Ende 2014 aber die Entscheidung, Servicequadrat zukünftig als „offenes System“ zu betreiben und somit auch Reifenhändler als mögliche Dienstleister zuzulassen, die nicht auch Teil einer der beiden vorgenannten Kooperationen sind.

Zusätzlich zu den 640 Stationen, die als Point-S-Gesellschafter (460 Standorte von 337 Gesellschafter) oder eben als Team-Gesellschafter (180 Standorte von zwölf Gesellschaftern) gemeinsam mit dem Automeister-Netzwerk (gehört der Point S Deutschland) das organisatorische Rückgrat des Servicequadrat-Netzwerks in Deutschland bilden, kommen heute eben noch einmal rund 330 Standorte von sogenannten freien Reifenhändlern hinzu. Heute sieht sich Servicequadrat den Worten von Geschäftsführer Dr. Jürgen Wetterauer zufolge als „die Plattform für den freien Reifenhandel“.

Mit Blick auf die Zukunft ist Dr. Wetterauer indes überzeugt: Wachstum nur um des Wachstums willen mache keinen Sinn. Ein großes Netzwerk an möglichen Dienstleistern sei eine der wichtigsten Garantien, um langfristig erfolgreich im Flottengeschäft zu bleiben. Aber bringt eine Verdoppelung der Anzahl der Stationen automatisch auch eine Verdoppelung des Geschäftes mit sich, das diese über Servicequadrat abwickeln? Das darf mehr als bezweifelt werden. Der Servicequadrat-Geschäftsführer unterstreicht dies mit dem Hinweis darauf, dass 80 Prozent des Umsatzvolumens aus dem Flottengeschäft über Servicequadrat von den in urbanen Zentren ansässigen Partnern geleistet werden.

Dennoch ist man sich in der Zentrale von Servicequadrat in Dieburg nahe Frankfurt wie auch in den Zentralen der beiden Kooperationen Point S und Team sicher, dass weiteres organisatorisches Wachstum sein muss, wenn auch eben nicht um jeden Preis. Auch wenn Dr. Wetterauer im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG auf dem „bfp Fuhrpark Forum“ Mitte Juni am Nürburgring betont, Servicequadrat sei bereits per heute „ausreichend groß“, sei man nicht grundsätzlich gegen ein Wachstum in der Fläche. Denn das Wachstum des Geschäftes, das üblicherweise auch immer wieder über akquirierte Neukunden generiert wird, bringe immer wieder auch neue Notwendigkeiten in Bezug auf das Netzwerk mit sich.

Ein weiterer Punkt, der Wachstum mitunter notwendig macht, ist die hohe Anspruchshaltung der Flottenkunden – Dr. Wetterauer spricht in diesem Zusammenhang von einer „geringen Fehlertoleranz“ –, der reproduzierbare und netzwerkweit vergleichbare Qualitätsstandards erforderlich mache. Mehr noch: Die Organisation muss, um im zunehmenden Wettbewerb weiterhin erfolgreich bestehen zu können, immer wieder an ihren Standards arbeiten. Wachstum in der Fläche könne dabei durchaus hilfreich sein.

Während Servicequadrat bei der Gründung 2009 – wie ihre inhaltliche (bereits 2002 gegründete) Vorgängerorganisation IFS International Fleet Service GmbH auch – ausschließlich als Abrechnungsstruktur ihrer beiden Gesellschafter ohne eigene vertriebliche Aufgaben und Kompetenzen angelegt war, änderte sich dies bereits kurze Zeit später. Als Dr. Jürgen Wetterauer dann im April 2010 zu Servicequadrat stieß, hatten die Gesellschafter der GmbH bereits zentrale Vertriebsaufgaben übertragen. Heute kümmern sich aus einem Team von 27 Mitarbeitern immerhin fünf Key Account Manager exklusiv um den Vertrieb, also um die Akquise neuer Dienstleistungspartner für das Reifenmanagement oder um die Akquise neuer Flottenkunden.

Wenn sich Servicequadrat als „die Plattform für den freien Reifenhandel“ versteht, ist einer der zentralen Bedingungen für einen Händler, der einen entsprechenden Servicepartnervertrag unterzeichnen möchte, bereits erwähnt: Er muss eben „frei“ sein, also darf er grundsätzlich keiner anderen Organisation – industrienah oder gar industriegeführt – angehören und darüber vielleicht sogar bereits im Flottengeschäft involviert sein. Es gebe zwar punktuelle Ausnahmen, nur blieben dies eben auch punktuelle Ausnahmen, betont Dr. Wetterauer.

Weitere zentrale Bedingung sei es, so der Geschäftsführer, dass interessierte Händler dem „Qualitätsanforderungsprofil“ von Servicequadrat entsprechen. Damit seien die technische Ausstattung des Betriebes genauso abgedeckt wie auch das allgemeine Erscheinungsbild des Betriebes; man stehe schließlich im Wettbewerb mit dem Autohaus, weswegen das Shop-Erlebnis des Kunden bzw. des Fahrers eines Flottenfahrzeugs nicht zu unterschätzen sei. Eine Mitgliedschaft bei Point S oder Top Service Team gehört nicht zu den Bedingungen, auch gibt es keinerlei Verpflichtungen aus dem Servicepartnervertrag, bei einem der beiden Servicequadrat-Gesellschafter einzukaufen. „Die Servicequadrat nimmt keinen Einfluss auf die Warenbeschaffung ihrer Servicepartner. Die Team- und Point-S-Gesellschafter sind hierfür bei ihren Kooperationen gut aufgehoben, die freien Servicepartner regeln dies eigenverantwortlich“, unterstreicht Dr. Wetterauer. Sehr wohl sei aber eine Terminbelegung bzw. Terminplanung im Betrieb absolut unerlässlich, auch wenn sie nicht unbedingt online stattfinden müsse. Einer der großen Vorteile des Flottengeschäftes für viele Reifenhändler ist es ja, dass das Geschäft üblicherweise sehr gut planbar ist und dass der Fahrer eines Flottenfahrzeugs üblicherweise auch planen muss und planen will. Hol- und Bringdienste seien wünschenswert, aber nicht Pflicht, so Dr. Wetterauer weiter. Reifenhändler, die sich über Servicequadrat am Lkw-Flottengeschäft beteiligen (macht derzeit rund 20 Prozent Umsatzvolumen aus, wächst aber überdurchschnittlich), sollten darüber hinaus natürlich Panne fahren und beim Flottenkunden vor Ort Fleet Checks durchführen können.

Eine weitere Bedingung sei es, dass der Reifenhändler für seine internen Abläufe EDV nutzt. Auch wenn man dies leichtfertig bei fast allen Reifenhändlern als gegeben voraussetzen mag, so stehe und falle der Erfolg des Flottengeschäftes doch von der Kontrolle der damit zusammenhängenden Prozesse, betont der Servicequadrat-Geschäftsführer; der Flottenkunde sei „sehr prozessorientiert“ und zusätzlich zur Qualität der Dienstleistungen, die der Händler vor Ort erbringt, sei die Qualität der Abwicklung eines Auftrags ebenfalls von zentraler Bedeutung. Dabei helfen kann und soll natürlich die EDV, also das „Servicequadrat Flottensystem“, das im Firmensprech auch SQFS heißt. Auf dieses System zugreifen kann der Servicequadrat-Servicepartner prinzipiell auf drei Arten. Er kann entweder die webbasierte Plattform nutzen, oder er entschließt sich zur Teil- oder gar zur Vollintegration der Servicequadrat-Plattform in seine eigene Warenwirtschaft; entsprechende Schnittstellen bietet Servicequadrat dabei für etliche im Reifenhandel gängigen Warenwirtschaftssysteme an. Die verschiedenen Integrationsstufen der EDV könnten soweit reichen, dass SQFS sogar ausschließlich im Hintergrund des Warenwirtschaftsprogramms läuft, was etwa bei „TyrePro“ von der PRM Software AG der Fall ist. Der zentrale Punkt bei der Frage, für welche Art der Prozessbearbeitung sich der Dienstleister entscheidet, ist der Aufwand der Datenerfassung. Sind SQFS und die Warenwirtschaft des Reifenhändlers nicht integriert, können sie nicht miteinander kommunizieren (entweder direkt bzw. komplett per Schnittstelle oder indirekt bzw. teilweise per Dateiexport). Das bedeutet: Der Reifenhändler muss nicht nur den Auftrag über das „Servicequadrat Flottensystem“ erfassen und abschließen. Er muss einen Großteil derselben Daten auch noch einmal in seine eigene Warenwirtschaft übertragen, und zwar von Hand.

Das letztere Vorgehen sei vielleicht für Reifenhändler akzeptabel, die bestenfalls gelegentlich einen Auftrag aus dem Servicequadrat-Flottengeschäft abwickeln. Das trifft auf das Gros der Servicequadrat-Servicepartner zu, das Gros der Stationen macht seinerseits ‚lediglich‘ 20 Prozent vom Geschäft. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass gerade die Partner in den urbanen Zentren für rund 80 Prozent des Abrechnungsvolumens stehen. Und es sind diese Händler, für die sich ein teil- oder ein vollintegriertes System mehr als empfiehlt, betont Dr. Wetterauer; und es werde auch entsprechend genutzt.

Ein Punkt, der im Markt üblicherweise die Kritiker eines umfangreichen Flottengeschäftes auf den Plan ruft, sind die zentralen Rahmenvereinbarungen zwischen der Flotte als dem Kunden und ihrem Leistungserbringer – also etwa Servicequadrat und die über einen Servicepartnervertrag verbunden Reifenhändler. Deren Konditionen nämlich für Dienstleistungen und die zu montierenden Reifen sind ebenfalls zentral vorgegeben. Dies bringe einerseits große Vorteile für den Reifenhändler, finde doch in der Regel kein Verkaufsgespräch statt, sondern ausschließlich die Beratung über fachliche Notwendigkeiten der zu erbringenden Arbeiten; das ‚Verkaufen‘ geht daher schnell. Gleichzeitig könne Servicequadrat den Reifenhändlern über die zentral verabredeten Konditionen aber „in der Regel eine gute  Ertragssituation“ bieten.

Ein weiterer Vorteil, so Dr. Wetterauer: Servicequadrat könne im Prinzip jede Reifenmarke im Rahmen des Flottengeschäftes anbieten. Industrienahe oder -geführte Handelsorganisationen hingegen legen großen Wert darauf, dass ein hoher Anteil an Konzernmarken vertrieben wird; Anteile von mitunter weit über 50 Prozent sind nicht ungewöhnlich, aber nicht unbedingt marktkonform. Dabei tauge aber nicht jeder Reifen für jede Anwendung, gerade bei Lkw-Reifen ist dies der Fall. Eine fachliche Beratung über die Grenzen des eigenen Konzerns hinaus sei demnach auch im Sinne des Flottenkunden, ist man in Dieburg bei Servicequadrat überzeugt. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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