Stimmung im Handel „ordentlich“ – trotz stagnierendem Absatz 2016

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Nachdem unlängst schon der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) ein vorläufiges Fazit des Reifenersatzgeschäftes 2016 bzw. der letztjährigen Absatzentwicklung in den einzelnen Produktsegmenten gezogen hat, liegt jetzt auch das aktuelle sogenannte Sell-out-Panel des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) einschließlich des Monats Dezember vor. Die Zahlen bestätigen im Wesentlichen die Einschätzung des BRV, wonach der Reifenhandel 2016 erneut weniger Reifen in Richtung Verbraucher vermarkten konnte als ein Jahr zuvor. In einzelnen Segmenten – so bei den Offroad-, 4×4-, SUV- oder wie auch immer genannten Reifen sowie bei Lkw-Neureifen – gibt es zwar Lichtblicke, doch bei den Llkw-Reifen und insbesondere dem volumenmäßig wichtigsten Segment Pkw-Reifen weist die WdK-Statistik wie die des BRV ebenfalls ein mehr oder weniger großes Minus aus.

Dabei trifft „mehr oder weniger“ noch auf einen weiteren Umstand zu, zumal die von der NEUE REIFENZEITUNG auf Basis der von dem Industrieverband allmonatlich nachgezeichneten Entwicklung hochgerechneten Stückzahlen recht passabel mit denen der vorläufigen 2016er-Bilanz der Reifenhandelsvertretung übereinstimmen. Das ist umso bemerkenswerter, als dass der WdK bekanntlich ja keinerlei absolute Stückzahlen veröffentlicht, sondern Monat für Monat „nur“ die relative Entwicklung der Verkaufszahlen gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat bei gleichzeitiger Angabe des Anteils, für den dieser vor Jahresfrist gemessen am Gesamtjahresabsatz im entsprechenden Produktsegment gestanden hat. Wem jetzt schon der Schädel brummt, sollte lieber nicht weiterlesen, sich dann aber nicht über die teils doch mehr oder weniger stark abweichenden Zahlenangaben in der folgenden Tabelle wundern.

 

Denn selbst wenn die hier präsentierte Zahlenakrobatik dieser Fachzeitschrift im Hinblick einerseits auf dem WdK-Panel sowie andererseits auf den vom BRV für das 2015 gemeldeten Absatzmengen fußt und für 2016 Volumina ergibt, die einigermaßen zu der vorläufigen BRV-Einschätzung passen, so treten hinsichtlich der Steigerungen bzw. Rückgänge gerade bei den Pkw- und Offroadreifen doch einige Diskrepanzen auf. Da drängt sich natürlich unmittelbar die Frage nach einem Erklärungsansatz auf. Einen Hinweis liefert dabei, dass der WdK hauptsächlich die Absatzentwicklung von Betrieben auswertet, die zum Vertriebskanal Reifenfachhandel gehören. Da diese gerade bei Nutzfahrzeug- bzw. bei Lkw-/Llkw-Reifen einen dominanten Marktanteil für sich reklamieren können, fallen die Unterschiede zu den BRV-Zahlen, die alle Reifenvermarkter widerspiegeln sollen, logischerweise vergleichsweise klein aus. Umgekehrt kommen bei Pkw- und Offroadreifen zum Reifenfachhandel alternative Vermarktungskanäle mittlerweile schon auf einen erklecklichen Anteil des Marktes.

Insofern dürften die leicht unterschiedlichen Zahlen von WdK und BRV nachvollziehbar sein, zumal als Basis je gerade die 2015er-Absatzzahlen des Gesamtmarktes für die Berechnungen der NEUE REIFENZEITUNG herangezogen werden. Außerdem wäre denkbar, dass der Industrie- und der Handelsverband im Detail leicht unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was als Pkw- und was als Offroadreifen zu klassifizieren ist. Letztendlich sind die Grenzen hier ja nicht ganz so eindeutig definierbar. Daher mag der Facebook-Kommentar eines Lesers, die von uns auf Basis des WdK-Materials präsentierten Schätzungen spiegelten den Markt „nicht korrekt“ wider, zum Teil zwar schon seine Berechtigung haben. Besser träfe allerdings die Formulierung „nicht völlig korrekt“ den Sachverhalt – denn im Großen und Ganzen stimmt die Tendenz ja schon. Zumal genauso wie diese Fachzeitschrift wohl ohnehin niemand so vermessen sein wird, den Anspruch zu erheben, die Marktentwicklung tatsächlich zu 100 Prozent richtig beschreiben zu können. Damit bleibt in Hinblick auf 2016 also festzuhalten: Gewachsen sind die im Markt abgesetzten Stückzahlen zwar nicht, von dramatischen Rückgängen kann aber genauso wenig die Rede sein.

„Trotz leichter Stückzahlverluste im Pkw-Reifensegment ist der befragte Reifenfachhandel mit der Unternehmens-, Umsatz- und – wie wir hören – Ertragssituation weitestgehend zufrieden“, freut sich der geschäftsführende BRV-Vorsitzende Peter Hülzer über eine „gewisse Stabilisierung der Verhältnisse“

„Trotz leichter Stückzahlverluste im Pkw-Reifensegment ist der befragte Reifenfachhandel mit der Unternehmens-, Umsatz- und – wie wir hören – Ertragssituation weitestgehend zufrieden“, freut sich der geschäftsführende BRV-Vorsitzende Peter Hülzer über eine „gewisse Stabilisierung der Verhältnisse“

Es scheint insofern, als sei mittlerweile so etwas wie eine Talsohle erreicht. Und von dort sollte es eigentlich ja wieder aufwärtsgehen können. Vor diesem Hintergrund verwundern die jüngsten Ergebnisse des sogenannten BRV-Branchenbarometers TIX (Tire Index) nicht allzu sehr. Nach der in der zweiten Kalenderwoche des neuen Jahres erfolgten Erhebung, die Aufschluss über den Zufriedenheitsgrad des Reifenfachhandels mit dem Geschäftsjahr 2016 geben soll und wie gewohnt von der BBE Automotive GmbH durchgeführt worden ist, wird die aktuelle Stimmung in der Branche demnach jedenfalls als „ordentlich“ beschrieben. „Trotz leichter Stückzahlverluste im Pkw-Reifensegment ist der befragte Reifenfachhandel mit der Unternehmens-, Umsatz- und – wie wir hören – Ertragssituation weitestgehend zufrieden“, freut sich der geschäftsführende BRV-Vorsitzende Peter Hülzer einmal mehr über eine „gewisse Stabilisierung der Verhältnisse“.

Schließlich soll beinahe jeder zweite für den TIX befragte Betrieb die Branche aktuell in einer guten Lage sehen, wobei für die Zukunft überwiegend mit einer gleichbleibenden, also gleichbleibend ordentlichen Branchensituation gerechnet wird. Auch die Erwartungen für den eigenen Betrieb werden demnach tendenziell positiv eingeschätzt bzw. die aktuelle Unternehmenslage als überwiegend gut eingestuft. Dass der Handel auch mit Blick in die Zukunft von einer ordentlichen Auslastung bzw. stabilen Umsätzen ausgeht, spiegelt sich entsprechend im sogenannten Geschäftsklimaindex wider, der mit 119 Punkten zum Start ins erste Quartal einen Zähler über dem Bezugspunkt ein Jahr zuvor liegt. Zumal in diesen Wert außer der aktuellen Lage noch die Erwartungen der Branchenbarometerteilnehmer hinsichtlich des Umsatzes, Rohertrages, Gewinnes und der Werkstattauslastung im unmittelbar folgenden (zweiten) Quartal eingehen. Nichtsdestoweniger tut sich aus Sicht des Handels aber trotzdem die eine oder andere „Baustelle“ auf, fühlen sich die Branchenbetriebe gemäß der aktuellen TIX-Befragung doch einem gewissen Druck ausgesetzt.

„Zum einen wird ein Preisdruck empfindlich gespürt. Vor allem Internetpreise werden als Problem benannt, die dem Reifenfachhändler das Tagesgeschäft versauern. Zum anderen macht zunehmende Konkurrenz vielen Reifenfachhandelsbetrieben zu schaffen. Onlineshops und Vertragswerkstätten mit Rundum-sorglos-Paketen werden als stärkste Wettbewerber gesehen“, werden die Sorgen und Nöte des Reifenfachhandels in dem kürzlich veröffentlichten Branchenreport zusammengefasst auf den Punkt gebracht. Als „ein Lichtblick“ wird demgegenüber der Reifenservice bezeichnet, zumal jeder zweite befragte Betrieb diesbezüglich von Zuwächsen berichtet haben soll. „Insbesondere bei der Reifeneinlagerung haben die Reifenfachhandelsbetriebe zugelegt. Aber auch bei den Services Achsvermessung und Reifenwäsche sind Steigerungen gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Das Geschäft mit Reifenservice wächst“, heißt es im Branchenbarometer für das erste Quartal. Die Ausgangslage für ein erfolgreiches Jahr 2017 im Reifenfachhandel scheint also keine allzu schlechte zu sein – selbst wenn die im Markt absetzbaren Reifenstückzahlen tatsächlich mehr oder weniger stagnieren sollten. christian.marx@reifenpresse.de

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