Lizenz: Titan International führt Goodyear-Landwirtschaftsreifen in Europa ein

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Goodyear-Landwirtschaftsreifen sind zurück in Europa. Die US-Unternehmen Titan International und Goodyear Tire & Rubber haben jetzt eine entsprechende Lizenzvereinbarung unterzeichnet. Danach darf Titan International künftig Landwirtschaftsreifen der Marke Goodyear in der Region EMEA anbieten und dort auch – allerdings nur außerhalb des Gebietes der Europäischen Union – produzieren. Darüber hinaus habe Titan International „einige Goodyear-Formen und andere Anlagen in Polen, der Türkei und Südafrika gekauft“, heißt es dazu in einer Mitteilung. Worum es bei den „Anlagen“ genau geht, nannten die beteiligten Unternehmen nicht, auch nicht, welche weiteren Bedingungen für die Lizenzvereinbarung gelten. Dass die Marke bei Landwirtschaftsreifen aber schnell wiederbelegt wird, stehe derweil fest.

Maurice M. Taylor freue sich „sehr über die Erweiterung der bestehenden Lizenzvereinbarungen in Nord- und Südamerika“ um die Region EMEA. Titan International habe durch das Ende von Goodyears Landwirtschaftsreifenengagement in Europa 2014 Umsätze im Wert von über 100 Millionen Dollar eingebüßt, so Taylor. Der Grund: Titan konnte fortan nicht mehr in die US-amerikanische Erstausrüstung für Lieferungen nach Europa und in die anderen Märkte der Region EMEA verkaufen. Mit der nun getroffenen Lizenzvereinbarung sei Titan International „zurück im Spiel“. Man wolle nun Goodyear als Landwirtschaftsreifenmarke auf dem EMEA-Markt wieder deutlich stärken, kündigt Titan International an, ohne bereits Details zu nennen.

Die Reifen für den EMEA-Markt sollen auch zukünftig außerhalb der EU produziert werden. Nach der Goodyear-Entscheidung, sich aus dem hiesigen Landwirtschaftsreifenmarkt zurückzuziehen, wurde auch die Fabrik in Amiens-Nord geschlossen, obwohl man diese eigentlich gerne an Titan International verkaufen wollte; über Jahre hinweg war immer wieder verhandelt worden. Maurice M. Taylor hatte aber abgewunken und war durch die deutliche Art seiner Absage zwischenzeitig sogar zu einem Politikum in den amerikanisch-französischen Beziehungen geworden.

In der EU wolle man aber auch zukünftig keine Landwirtschaftsreifen produzieren. Stattdessen plane Titan International nun, seine 2013 übernommene Fabrik in Russland (vormals Voltyre-Prom) zu erweitern. Dort könne man jetzt schon „ein überaus wettbewerbsfähiges Produkt“ herstellen. Außerdem wolle man den EMEA-Markt auch zukünftig mit Reifen aus den Produktionsstätten in den USA und in Brasilien beliefern.

Goodyear hatte in den vergangenen Jahren sein Landwirtschaftsreifengeschäft in großen Teilen der Welt veräußert. Nennenswerte Ausnahme: Indien. 2005 übernahm Titan International das Geschäft und die zwei dazugehörigen Fabriken in Nordamerika von Goodyear, 2011 dann folgte das Lateinamerika-Geschäft mit der Fabrik in Brasilien. Auch für die Region EMEA und die entsprechende Reifenfabrik in Amiens-Nord hatte der US-Reifenkonzern damals intensive Gespräche mit Titan International geführt. Deren Chef Maurice Taylor brach die Verhandlungen aber Ende 2011 praktisch ab, nachdem er mit den lokalen französischen Gewerkschaften keinerlei Einigung erzielen konnte. Das Desinteresse von Titan International an der Goodyear-Landwirtschaftsreifenfabrik änderte sich auch nicht, nachdem Goodyear dann 2013 bekannt gab, sich nun – auch ohne Käufer bzw. Lizenznehmer – aus dem entsprechenden Markt in der Region EMEA zurückzuziehen. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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