Interview mit dem Hankook-Management: Suchen den Kontakt zum Kunden

Im Rahmen der Pkw-IAA hatte die NEUE REIFENZEITUNG die Möglichkeit, ein Interview mit einem vierköpfigen Hankook-Managementteam zu führen: Ho-Youl Pae (Europa-Chef bei Hankook), Gangseung Lee (Vice President Europe Marketing & Sales), Dietmar Olbrich (Vice President Sales & Marketing für die Region DACH) und Klaus Krause (Managing Direktor im Europe Technical Center in Hannover). Dabei gaben sie Einblicke, die über unseren deutschen Markt hinausgehen.

NEUE REIFENZEITUNG: Herr Pae, Hankook stellt hier auf der Messe mit Laufenn eine völlig neue Reifenmarke vor. Mit beispielsweise Aurora – diese sogar auch bei Lkw-Reifen – oder Kingstar verfolgt das Unternehmen doch bereits eine Mehr-Marken-Strategie und hätte doch beispielsweise einen dieser beiden Namen pushen können, statt einen völlig neuen einzuführen.

HO-YOUL PAE: Ja, Aurora oder Kingstar haben wir tatsächlich in unserem Portfolio. Aus unserer Sicht aber haben beide keinen Markenstatus, sondern sind Reifennamen, die wir gezielt in ausgewählten Absatzkanälen einsetzen können, ohne sie groß durch Marketingmaßnahmen zu unterstützen. Das wird mit der Marke Laufenn, mit der wir in unserer asiatischen Heimatregion und auch in den USA schon erste gute Erfahrungen gemacht haben, ganz anders sein: Diese Marke wird aufgebaut und soll für unseren Konzern globale Bedeutung erlangen. Wir sind bislang sehr auf unsere Premiummarke Hankook fokussiert, die nur bezogen auf Stückzahlen für mehr als 90 Prozent unseres Fertigungsvolumens steht und natürlich bei unserer Kundengruppe Automobilhersteller als Erstausrüstungsmarke stark etabliert ist.

NEUE REIFENZEITUNG: Hier im Rahmen der Messe war von 32 Automobilmarken mit 283 verschiedenen Modellen die Rede, bei denen Hankook OE-Partner ist. Gibt es denn da überhaupt noch Defizite?

HO-YOUL PAE: In Europa, mit allen deutschen Premiumherstellern, sind wir hervorragend aufgestellt, aber an kann immer noch mehr anstreben. Wenn wir auf unsere Kundenliste in anderen Regionen schauen, dann denke ich, dass wir bei den rein chinesischen Automobilherstellern noch unterrepräsentiert sind.

DIETMAR OLBRICH: Wobei wir von unserem Selbstverständnis her längst ein globales Unternehmen, wenn Sie so wollen: ein auch in Europa entwickelnder und produzierender Konzern mit koreanischen Wurzeln.

NEUE REIFENZEITUNG: Immer mehr Reifen aus Ihrem Unternehmen weltweit, aber mit Laufenn dann auch immer mehr Reifen für Europa. Reicht das Ungarn-Werk denn überhaupt auf Dauer aus?

HO-YOUL PAE: Wir sind tatsächlich in den letzten Jahren sehr stark gewachsen, produzieren bereits mehr als hundert Millionen Reifen jährlich und bauen auch neue Fabriken in für uns noch nicht ausgeschöpften Märkten wie erst vor zwei Jahren in Indonesien und jetzt in den USA (Anm. d. Red.: Fertigstellung des ersten Abschnitts und Produktionsstart im Jahre 2016). Aber bevor wir an ein zweites Werk in Europa denken, wollen wir noch mehr über den hiesigen Markt lernen und uns stabilisieren. In Ungarn haben wir das bestehende Werk ja schon kräftig ausgebaut (Anm. d. Red.: aktuelle Jahreskapazität bis zu 19 Millionen Pkw-/SUV-/LLkw-Reifen).

NEUE REIFENZEITUNG: Warum hat Hankook kein Angebot eingereicht, um ab 2017 auch die Formel 1 zu beliefern, wäre das nicht bei allem Expansionsdrang der nächste logische Schritt gewesen?

HO-YOUL PAE: Diese Frage ist delikat und ja: Wir diskutieren das. Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir unser Marketingbudget am besten verwenden und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir hier in Europa derzeit mit den Premiumpartnerschaften bei der DTM und in der UEFA Europa-League gut aufgestellt sind.

GANGSEUNG LEE: Darüber hinaus ist die Ausgangslage in jedem einzelnen nationalen EU-Markt anders. In Großbritannien und Osteuropa sehen wir beispielsweise auch weiterhin ein großes Interesse am Rallyesport.

NEUE REIFENZEITUNG: Hankook Tire präsentiert – auch hier auf der IAA – immer recht publikumswirksam sogenannte Konzeptreifen? Show oder Vorgriff auf die Reifenwelt von morgen?

KLAUS KRAUSE: Das ist schon sehr wertvoll. Wir arbeiten bei Konzeptreifen mit den gleichen Designern zusammen, die auch mit den Automobilherstellern zusammenarbeiten. Es geht darum, mit den richtigen Leuten in Kontakt zu sein, um rechtzeitig zukünftige Trends zu erkennen.

NEUE REIFENZEITUNG: Wie nah ist denn der luftleere Reifen, an dem verschiedene Reifenhersteller arbeiten und Ihr Unternehmen auch?

KLAUS KRAUSE: Das ist schon ein recht konkretes Szenario, wobei ich hier einen Zeithorizont von bis zu zehn Jahren für möglich halte.

NEUE REIFENZEITUNG: Einige sehr bedeutende Reifenhersteller scheuen die Investitionen in eine IAA-Beteiligung. Warum Hankook nicht?

HO-YOUL PAE: Weil wir mit dem Verbraucher in einem engen Kontakt sein wollen, wir wollen mit unseren Kunden intensiv kommunizieren, ob das nun die Autohersteller sind oder die Konsumenten. detlef.vogt@reifenpresse.de

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