Zwischenfazit der Industrie: „Weniger Freude“ im Reifenersatzgeschäft

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Die Bilanz der deutschen Kautschukindustrie fällt mit Blick auf die ersten sechs Monate des laufenden Jahres durchwachsen aus. „Das Auslandsgeschäft profitierte zum Jahresstart noch von starken Nachfrageregionen in Übersee, litt anderseits aber auch unter der anhaltend schwachen Nachfrage wichtiger europäischer Handelspartner. Im Zuge einer moderaten Erholung der Nachfrage in Europa im weiteren Jahresverlauf schwächte sich dann die Nachfrage aus den außereuropäischen Exportmärkten ab“, so der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (WdK). Gegenüber demselben Zeitraum 2014 stieg der Umsatz der Branche insgesamt demnach allerdings leicht um 0,4 Prozent auf ziemlich genau zwischen 5,8 und 5,9 Milliarden Euro.

Laut den entsprechenden WdK-Zahlen wurden bei den Technischen Elastomererzeugnissen (TEE) zwar Absatzsteigerungen erzielt, der Umsatz mit ihnen sei im Vergleich zum selben Zeitraum 2014 jedoch leicht um 0,5 Prozent auf knapp 3,2 Milliarden Euro – Inlandsgeschäft: 1,9 Milliarden Euro, Auslandsgeschäft: 1,3 Milliarden Euro – gesunken. Diese Entwicklung komme nicht unerwartet, sagt der Verband. Denn zum einen sei das erste Quartal 2014 von einer außergewöhnlich guten Branchenkonjunktur gekennzeichnet gewesen und hätten zum anderen die Rohstoffpreise in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres außerdem auf einem deutlich höheren Niveau gelegen als in diesem. „Die Rückgänge der Rohstoffpreise ab der Jahresmitte 2014 bis ins laufende Jahr blieben nicht ohne Auswirkung auf die Verkaufspreise und die Umsätze“, stellt der Verband fest.

Umso bemerkenswerter ist angesichts dessen, dass die Reifenhersteller ihre Umsätze im Zeitraum von Januar bis Juni gegenüber dem ersten Halbjahr 2014 steigern konnten, obwohl die Absatzzahlen im Reifenersatzgeschäft aufgrund eines – wie der WdK es formuliert – entgegen den Erwartungen nicht angesprungenen Geschäftes mit Sommerreifen auf einem niedrigen Niveau verharrten. Insgesamt wird ein um 1,6 Prozent auf fast 2,7 Milliarden Euro gestiegener Umsatz mit Reifen berichtet. Davon entfallen demnach rund 2,2 Milliarden Euro auf das Inlandsgeschäft, das somit um 1,7 Prozent zulegte, während das Auslandsgeschäft um 0,8 Prozent auf eine gute halbe Milliarde Euro wuchs.

„Differenziert“ habe sich das Reifengeschäft im ersten Halbjahr dabei zudem im Hinblick auf die Bereiche Erstausrüstung und Ersatzmarkt entwickelt. Während im Erstausrüstungsgeschäft demnach die gegenüber vergangenem Jahr gestiegene Fahrzeugproduktion für Zuwächse bei Umsatz und Absatz sorgte, bereitete das Ersatzgeschäft – so der Verband – „weniger Freude“. Zumal selbst angesichts des schon 2014 schwachen Sommerreifengeschäftes dieses Jahr die Verkaufszahlen nicht gesteigert werden konnten. „Etwas Kompensation brachte eine durch den niedrigen Eurokurs begünstigte Reifenexportsteigerung. Negativ auf den Umsatz wirkten die in den Verkaufspreisen gespiegelten niedrigen Rohstoffpreise“, bilanziert der WdK.

Das Produktionsvolumen der Kautschukverarbeiter in Deutschland ist den weiteren Angaben zufolge im ersten Halbjahr trotz einer Ausweitung der Mengenlieferungen zurückgegangen. „Hohe Energiepreise, Strukturwandel auf Abnehmerseite und Local Sourcing führen dazu, dass die deutschen Unternehmen die Fertigungsvolumina in Deutschland zurück- und in ihren ausländischen Werken hochfahren“, wird als Erklärung dafür genannt. Dass sich trotz gesunkener Produktion der Beschäftigtenstand in der Branche mit 75.250 Mitarbeitern gegenüber 2014 leicht erhöhte, liege „am hohen Fachkräftebedarf der Branche, der zuletzt nicht ausreichend gedeckt werden konnte“.

Zu Beginn des zweiten Halbjahres werden leicht unter Vorjahresniveau liegende Rohstoffpreise berichtet, und seitens des WdK wird erwartet, dass sich angesichts des diesbezüglich deutlichen Rückgangs im letzten Quartal 2014 der Vorjahresvergleich im weiteren Verlauf dieses Jahres annähern dürfte. „Dann sollte sich auch der Branchenumsatz parallel zu den leicht steigenden Absätzen erhöhen. Die Branchenprognose einer Umsatzsteigerung im Jahr 2015 von zwei bis drei Prozent bleibt bestehen. Gleichwohl haben die Risiken mit Blick auf einen möglichen Einbruch der globalen Konjunktur zugenommen“, fällt auch der weitere Ausblick der Branche eher durchwachsen bzw. geprägt von einer gewissen Unsicherheit aus. cm

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