Verlagerung von Conti-Arbeitsplätzen nach Tschechien „unausweichlich“?

In einem fraktionsübergreifenden Entschließungsantrag haben sich die im niedersächsischen Landtag vertretenen Parteien mit Ausnahme der FDP dafür starkgemacht, dass Continental vor dem Hintergrund des offensichtlich auf dem Prüfstand stehenden Werkes Gifhorn und den dort gefährdeten 680 Stellen alles Erdenkliche tun möge, damit es nicht zum Abbau von Arbeitsplätzen und Ausbildungsplätzen in Niedersachsen komme. Arbeitnehmervertreter sind im Hinblick auf die Erfolgsaussichten allerdings skeptisch, weil sie der Überzeugung sind, die Verlagerung von Arbeitsplätzen von Gifhorn in die Tschechische Republik sei für Conti eine längst beschlossene Sache.

Ungeachtet dessen fordert der Landtag den Automobilzulieferer außerdem noch auf, zusammen mit der Arbeitnehmervertretung eine Vereinbarung zu verabschieden, um mithilfe von Innovationen die Arbeitsplätze in Niedersachsen nachhaltig zu sichern. „Sollte die Verlagerung von bestimmten Produkten an andere Standorte wie beispielsweise Osteuropa nicht zu verhindern sein, muss versucht werden, andere innovative Produkte an die betroffenen Standorte zu vergeben, um qualifizierte Fachkräfte zu binden“, heißt es vonseiten der Politik. An einen Erfolg glaubt die IG Metall indes allerdings weniger, vor allem wohl deshalb, weil die Arbeitgeberseite nach den Worten des Betriebsratsvorsitzenden Uwe Szymanowski auf inhaltlich lösungsorientierte Gespräche – etwa eine Stückkostenreduzierung oder das Schaffen von neuen Geschäftsmodellen für den Standort Gifhorn – bisher nicht eingegangen sei.

„Die Verhandlungsführer vonseiten der Continental AG haben uns deutlich verstehen lassen, dass sie in Gifhorn ein Problem mit der stark ausgeprägten Mitbestimmung haben. Eine Verlagerung nach Tschechien sei nicht nur unausweichlich, weil das neue Werk bereits gebaut ist. Dies gehört wegen der dort fehlenden Mitbestimmung zur Strategie des Unternehmens“, sagt Lothar Ewald, Zweiter Bevollmächtigter und zuständig für Continental in Gifhorn seitens der IG Metall Wolfsburg. „Wenn die erste betriebsbedingte Kündigung am Standort Gifhorn ausgesprochen wird, bevor wir uns mit der Arbeitgeberseite über einen konkreten Fahrplan verständigt haben, stehen wir mit der Belegschaft vor den Werktoren“, so Ewald im Vorfeld der heute weitergehenden Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. Er bzw. die IG Metall findet es bei alldem „ungeheuerlich“, dass die FDP dem Entschließungsantrag des niedersächsischen Landtages nicht folgen konnte. cm

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