Kraiburg Austria veranstaltet zweites „Retreading Gipfeltreffen“

Mehr als 100 Teilnehmer aus elf europäischen Ländern und den Vereinigten Arabischen Emiraten trafen sich vom 19. bis 21. Juni zum „2. Retreading Gipfeltreffen“. In diesem Jahr veranstaltete Kraiburg Austria die Konferenz im „Weißen Rössl“ am Wolfgangsee. Diskutiert wurden aktuelle Branchenthemen. Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des BRV, und Michael Schwämmlein in seiner Funktion als technischer Berater des europäischen Runderneuerungsverbandes Bipaver präsentierten den aktuellen Stand des ReTyre-Projektes, der Regelungen zum Schneeflockensymbol sowie der kürzlich eingeleiteten Verbandsaktivitäten „Pro Runderneuerung“. Den Abschluss bildete ein Vortrag von Klaus Haddenbrock, Herausgeber und Chefredakteur der NEUE REIFENZEITUNG, zur Zukunft des Reifenfachhandels in Deutschland.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Kraiburg-Austria-Geschäftsführer Thorsten Schmidt und Stefan Mayrhofer brachte Hans-Jürgen Drechsler die Teilnehmer auf den aktuellen Stand des ReTyre-Projektes, das der Bipaver initiierte. Während die EU 661/2009 für Neureifen eingeführt ist, haben runderneuerte Lkw-Reifen einen Aufschub bis 2017 erhalten. Bis dahin bedarf es einer Regelung, die das Inverkehrbringen und den Betrieb von runderneuerten Reifen über diese Frist hinaus ermöglicht. Ergänzend zu den Anforderungen aus der aktuell gültigen ECE-109R für runderneuerte Reifen verlangt das Typengenehmigungsverfahren die Einbindung der Kriterien Rollwiderstand, Reifenabrollgeräusch und Nasshaftung.

In den letzten zwei Jahren haben die Projektpartner – darunter Kraiburg Austria als einziger Materiallieferant – mehr als 1.000 Tests zu den drei Kriterien durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in jedem Fall mit den relevanten Neureifen verglichen. In dieser Studie untersuchte man, ob und in welcher Größenordnung die Karkasse, die eingesetzten Laufflächendesigns und -materialien, die Art der Herstellung der runderneuerten Reifen und Verfahrensparameter die Zielgrößen Rollwiderstand, Nasshaftung und Reifenrollgeräusch beeinflussen. Eingepflegt wurden die Ergebnisse in ein Softwaremodell, das das Reifenverhalten beschreibt und die Werte in der Form des Reifenlabels visualisiert. Der Bipaver arbeitet derzeit an einer Beta-Version für die Simulation, um die erzeugten Ergebnisse belastbarer und sicherer zu gestalten. Hans-Jürgen Drechsler bedankte sich in diesem Rahmen beim Projektpartner Kraiburg und lobte das Engagement des Spezialisten für Runderneuerung in Sachen ReTyre.

Die zukünftige 3PMSF-Kennzeichnung weist eine definierte „Mehrleistung“ bei Traktions- bzw. Bremseigenschaften in Bezug auf einen Standardreferenzreifen nach

Die zukünftige 3PMSF-Kennzeichnung weist eine definierte „Mehrleistung“ bei Traktions- bzw. Bremseigenschaften in Bezug auf einen Standardreferenzreifen nach

Status quo Schneeflockensymbol

Neben dem Reifenlabeling beschäftigt derzeit auch die Einführung des Schneeflockensymbols die Branche. Michael Schwämmlein informierte die Teilnehmer des Gipfeltreffens, dass die bisherige M+S-Kennzeichnung ausschließlich auf einer reinen Eigenklassifizierung des Reifenherstellers beruht. Die zukünftige 3PMSF-Kennzeichnung weist eine definierte „Mehrleistung“ bei Traktions- bzw. Bremseigenschaften in Bezug auf einen Standardreferenzreifen nach und wird erstmals für neue und runderneuerte Reifen vom Gesetzgeber eingefordert. Aus heutiger Sicht werden Materiallieferanten wie Kraiburg dabei künftig bestätigen, dass die eingesetzte Lauffläche (Mischung und Design) die gesetzlichen Anforderungen für Wintertauglichkeit erfüllt. Für den Kaltrunderneuerer reiche dieser Nachweis aus, er müsse keine weiteren Tests durchführen.

Im Falle der Heißerneuerung sind verschiedene Vorgehensweisen in der Diskussion: Erfolgt die Heißrunderneuerung in einem Profil, das entweder als geprüfter Neureifen oder als geprüfter vulkanisierter Laufstreifen vorliegt, dürfen die Freigaben der geprüften Reifen einfach übertragen und verwendet werden. Besteht diese Möglichkeit nicht, muss der Runderneuerer seine Reifen eigenverantwortlich prüfen.

Kampagne „Pro Runderneuerung“

Im zweiten Teil seines Vortrags erläuterte Hans-Jürgen Drechsler den spürbar negativen Einfluss des Imports billiger chinesischen Neureifen – in Europa 2014 erstmalig mehr als drei Millionen Einheiten – auf die Runderneuerung in Europa. Aus diesem Grund hat sich der BRV gemeinsam mit seinen Mitgliedern zu verschiedenen Aktivitäten entschlossen: Ab September soll eine Imagekampagne auf die Vorteile der runderneuerten Reifen (Qualität, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit) aufmerksam machen. Des Weiteren diskutiert der Verband derzeit mit dem Bundesumweltministerium Möglichkeiten, Spediteure, die einen bestimmten Anteil an runderneuerten Reifen auf ihren Fahrzeugen einsetzen, zu unterstützen. Und auf europäischer Ebene eruiert man die Chancen für ein Antidumpingverfahren gegen chinesische Billigreifen.

Runderneuerte auf Neureifenniveau

Kraiburg-Austria-Produktmanager Christoph Priewasser stellte dar, dass sich runderneuerte Reifen von Neureifen technisch nicht unterscheiden müssen und bei den geforderten Labelingkriterien gleichwertig abschneiden können. So sei der K729 von Kraiburg im Vergleich zum Neureifenpendant in der Dimension 315/80 R22.5 sowohl umweltfreundlicher (Klasse C im Vergleich zu Klasse E) als auch geräuschärmer (74 zu 78 dB). Bei der Nassrutschfestigkeit schnitten beide Profile gleich ab. Das Kraiburg-Design KDE 2 habe im Vergleich zu dem entsprechenden Neureifenprofil (Klasse D bei der Umweltfreundlichkeit, Klasse C bei der Nassrutschfestigkeit und 75 dB) identische Werte erzielt.

Auch die Kraiburg-Eigenentwicklungen hätten sehr gute Ergebnisse gezeigt. Zum Beispiel der KLT1 mit Klasse B bei der Umweltfreundlichkeit, Klasse C in der Nassrutschfestigkeit und einer Geräuschemission von 71 dB. Die in den Prüfungen gemäß der ECE-117R ermittelten Ergebnisse seien durch Feldversuche in der Praxis bestätigt worden. Beispielsweise ermittelte ein mittleres Speditionsunternehmen in Österreich eine Treibstoffeinsparung von zwei bis drei Prozent. Neben dem sich ergebenden Kostenvorteil würden in diesem Unternehmen mit der rollwiderstandsoptimierten Bereifung etwa 50.000 Kilogramm weniger CO2 ausgestoßen.

Um den Vortrag seines Vorredners Michael Schwämmlein mit Ergebnissen aus der Praxis zu ergänzen, zeigte der Produktmanager am Schluss, dass Kraiburg-Designs „absolut tauglich für den Einsatz bei extremen Winterbedingungen“ seien. Bislang hätten dies fünf Profile bei einem Test im vergangenen Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Ob K213, K204, K225, K700 oder K74 – alle hätten eine um mehr als 25 Prozent bessere Traktion als der vom Gesetzgeber definierte Referenzreifen gezeigt. Kraiburg Austria habe die Tests gemeinsam mit dem Prüflabor Nord durchgeführt.

Neue Designs und Mischungen

Interessant für die Kraiburg-Gipfel-Teilnehmer waren neben den rechtlichen Gegebenheiten natürlich auch die Produktneuheiten, die sie ihren Kunden ab sofort anbieten können: Der vulkanisierte Laufstreifen K700 werde durch den Einsatz der K_tech-Mischung aufgewertet, da er damit eine wesentlich bessere Wintertauglichkeit zeige. Mit dem Profil K221 (KDE2L als K_plus) werde auf Kundenwunsch nun zusätzlich eine Leichtversion des erfolgreichen K54 in einer reduzierten Profiltiefe mit 17 Millimetern eingeführt. Mit neuen Breiten von 180 bis 220 Millimetern warte der K225 (KMT1) auf. Und als neues K_base-Design setze sich der K660 ab sofort im harten Spezialeinsatz durch.

Der neue Winterprofi schlechthin unter den Kraiburg-Laufstreifen sei der K701, „der in extremen Wintereinsätzen auch die härtesten Wetterkapriolen bewältigt“. Erhältlich ist der Laufstreifen in den Breiten 250, 260 und 270 Millimeter. Neben den beschriebenen Erweiterungen des Profilprogramms finden sich sämtliche Veränderungen im Kraiburg-Sortiment in der druckfrischen Profilliste 2015/2016 wieder.

Die Seitenwandmatrize K_side bietet Kaltrunderneuerern die Möglichkeit, Produkte zu individualisieren

Die Seitenwandmatrize K_side bietet Kaltrunderneuerern die Möglichkeit, Produkte zu individualisieren

Die für die optische Aufwertung und für ein perfektes Finish von runderneuerten Qualitätsreifen konzipierte Seitenwandmatrize K_side gibt es bei Kraiburg Austria ab sofort in drei Varianten: Die Basisversion werde mit dem Aufdruck K_side ausgeliefert. Bei der Premiumalternative könne der Kunde das „K_side“-Logo durch sein eigenes tauschen lassen. Und wer seine ganz eigene, individuelle Seitenwandmatrize haben möchte, der entscheide sich für „Premium+“. Hier ermöglicht Kraiburg die freie Gestaltung, natürlich unter Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen. K_side ist derzeit in sechs gängigen Reifendimensionen erhältlich; zusätzliche Dimensionen seien in Planung.

Gemeinsam mit der virtuellen Welt in die Zukunft

„Huhn sein, nicht Schwein“, dazu forderte Klaus Haddenbrock die Runderneuerungsexperten auf. Ein Huhn legt Eier und ist selbst produktiv. Ein Schwein muss erst geschlachtet werden, um ein Produkt zu liefern. Mit diesem Gleichnis ging der Herausgeber und Chefredakteur der NEUE REIFENZEITUNG auf die zunehmende Bedeutung des Onlinegeschäfts auch im Reifengeschäft ein. Sein Blick in die Zukunft beschreibt für den Reifenhandel eine völlig andere Situation als heute. Er empfahl den Betroffenen, Spezialist zu bleiben und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren – viele Dienstleistungen könnten im Internet nicht vollzogen werden. Eine gute Lösung könnten auch Kooperationen mit etablierten Händlern der virtuellen Welt sein, denn diese brauchen Servicepartner in der echten Welt.

Die breit gefächerte und inhaltlich anspruchsvolle Konferenz rundete ein separates Damenprogramm, eine Schifffahrt auf dem Wolfgangsee sowie ein zünftiger Almabend ab. ab

 

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