Direkte RDKS eine potenzielle Gefahr?

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Das Magazin „Servicezeit“ des WDR hat mal wieder einen Beitrag dem Thema Reifen gewidmet. Diesmal wurden in einer Ende Oktober ausgestrahlten Sendung allerdings nicht die Reifentests des ADAC aufs Korn genommen. Vor dem Hintergrund der Pflicht zur Ausstattung aller nach dem 1. November neu zugelassenen Fahrzeuge der Klasse M1 bzw. M1G mit Reifendruckkontrollsystemen (RDKS) ist vielmehr das von sensorbasierten, sogenannten direkten Systemen ausgehende Gefährdungspotenzial untersucht worden.

So mancher wird sich nun sicherlich zunächst einmal fragen, worin bei alldem denn überhaupt ein Risiko bestehen soll. Schließlich wird mit RDKS doch eigentlich das Ziel verfolgt, dass der tatsächliche Fülldruck in Reifen dem Solldruck entspricht und so optimale Fahrsicherheit, ein möglichst geringer Kraftstoffverbrauch und nicht zuletzt ein niedrigerer Verschleiß der schwarzen Rundlinge gewährleistet wird. Diese Vorteile werden in dem WDR-Bericht zwar nicht verschwiegen, doch gleichzeitig würden direkte RDKS „Datendieben“ ganz neue Wege zum Betrügen eröffnen, heißt es.

Gemeint damit ist, dass es der WDR-Redaktion mit Hilfe von Matthias Rötsch, der als „Hacker“ vom Aachener Chaos-Computer-Club vorgestellt wird bzw. dort als Geschäftsführer fungiert, eigenen Worten zufolge gelungen ist, bei einem Testfahrzeug die Kommunikation zwischen RDKS-Sensor und dem Steuergerät im Fahrzeug nicht nur abzufangen, sondern offenbar auch manipulierte Daten an die Bordelektronik zu senden. Demnach benötigte man dazu lediglich einen Laptop, eine Amateurantenne bzw. ein wenig Technik aus dem Elektromarkt sowie kostenloses Know-how aus dem Internet. Zum einen wird befürchtet, dass so abfangbare Daten potenziell für eine generelle Dauerüberwachung des Verkehrs missbraucht werden könnten. Zumal die Eigenversuche des Senders eine relativ große Reichweite des Funksignals von über 40 Metern ergeben haben.









„Bei dem Empfangsradius kann man damit locker die komplette Breite einer Autobahn überwachen“, so Rötsch. Als kritisch für die persönlichen Daten wird dabei vor allem die gesendete Sensorkennung gesehen, weil die gestatte, herauszufinden, welches Fahrzeug welche Ort aufsuche. Laut Rötsch wären statt der derzeitigen, vor „Datendieben“ ungeschützten Sensoren solche Varianten die bessere Lösung, die signierte Nachrichten versenden, ohne dabei ihre Sensor-ID anzuhängen. Doch in dem WDR-Bericht wird angedeutet, dass die Industrie vor dem Hintergrund bei Unternehmen „heiß begehrter“ Bewegungsprofile wohl eher wenig Interesse daran hat.

Unabhängig davon, ob eine solche Paranoia nun berechtigt ist oder nicht, beschreibt die Fernsehsendung noch ein anderes Bedrohungsszenario, als die, welche als aus Sicht des Datenschutzes als „Katastrophe“ bezeichnet wird. Auch dabei werden die Reifen bzw. darin enthaltene RDKS-Sensoren zum Einfallstor für Hacker und damit zur Gefahr: Dann nämlich, wenn Kriminelle mittels einer manipulierten Datenübertragung dem Steuergerät im Fahrzeug einen vermeintlichen Plattfuß vorgaukeln und der Fahrer daraufhin anhält. Schließlich habe der Bordcomputer im Fahrzeug keine Möglichkeit zu überprüfen, ob die Werte, die er erhält, von einem echten Sensor kommen oder von einer Imitation.

„Es ist wie im Krimi. Der Angreifer lauert nachts am Straßenrand. Per Laptop gaukelt er einem vorbeifahrenden Wagen einen defekten Reifen vor. Der Fahrer nimmt die Warnung ernst und fährt in sein Verderben. Gegen den folgenden Überfall hat er keine Chance“, wird das Ganze in der „Servicezeit“-Sendung mit dramatischen Bildern inklusive eines maskierten Täters untermalt. Am eigenen Leibe herauszufinden, ob die Annahme eines solchen Angriffszenarios tatsächlich realistisch ist, wird Fahrern entsprechend ausgestatteter Fahrzeuge aber hoffentlich erspart bleiben. christian.marx@reifenpresse.de

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