Das Wintergeschäft will noch nicht recht in Schwung kommen

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Nach einem bezogen auf den Reifenabsatz Handel in Richtung Verbraucher (Sell-out) fulminanten ersten Quartal im deutschen Ersatzsatzgeschäft und einer darauf folgenden Ernüchterung im zweiten Dreimonatszeitraum von April bis Juni ist auch das dritte Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Große Hoffnungen ruhen in diesem Jahr bekanntlich einmal mehr wieder auf einer erwarteten hohen Verbrauchernachfrage nach Pkw-Winterreifen, doch die bis dato recht milde Witterung im Herbst hat dafür gesorgt, dass das Umrüstgeschäft noch nicht recht in Schwung kommen will.

Im September, in dem die Nachfrage nach Bereifungen für die kalte Jahreszeit normalerweise ja eigentlich so langsam beginnt anzuziehen und auf den zumindest im vergangenen Jahr fast elf Prozent des Gesamtvolumens der in Deutschland verkauften Pkw-Winterreifen entfielen, waren die Verkaufszahlen des Handels laut dem Sell-out-Panel des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) jedenfalls um rund 25 Prozent rückläufig. Bezogen auf den Zeitraum Januar bis September bewegt sich das Minus auf annähernd demselben Niveau. Das wird hoffentlich nicht so bleiben, selbst wenn auch der Oktober bislang noch keine spürbare Belebung mit sich gebracht hat. Allzu viel Euphorie diesbezüglich scheint allerdings wohl nicht angebracht. Denn laut der jüngsten „Trend-Tacho“-Umfrage, welche die Zeitschrift Kfz-Betrieb und die Kraftfahrzeugüberwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e.V. (KÜS) regelmäßig von der ABH Marketingservice GmbH und der BBE Automotive GmbH durchführen lässt, haben von 1.000 befragten Autofahrern aktuell lediglich zehn Prozent angegeben, innerhalb der nächsten sechs Monate neue Winterreifen kaufen zu wollen.

 

Demgegenüber konnten die Reifenvermarkter hierzulande im bisherigen Jahresverlauf knapp drei Prozent mehr Pkw-Sommerreifen absetzen. In absoluten Zahlen entspricht dies gut 20 Millionen Pkw-Sommerreifen sowie nicht ganz fünf Millionen Pkw-Winterreifen, die bis dato an die Frau oder den Mann gebracht wurden. Blickt man gleichzeitig auf die von der Industrie an den Handel gelieferten Mengen (Sell-in) an Pkw-Reifen – laut den Zahlen der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) fast 18 Millionen für den Sommer- und gut 17 Millionen für den Wintereinsatz – so lässt sich anhand der sich daraus ergebenden Zuwächse von über sechs Prozent respektive fast 18 Prozent der auf dem Handel lastende Druck mit Blick auf das Wintergeschäft beinahe mit den Händen greifen: Die Läger sind gut gefüllt mit Winterreifen und die Monteure stehen Gewehr bei Fuß, um sie nach einem Neukauf ans Auto zu schrauben – nur an entsprechend großen Mengen Verbrauchern, die sie haben wollen, hapert es bislang noch. Es scheint also einmal mehr darauf hinauszulaufen, dass sich die Saison auf nur wenige Woche konzentrieren wird mit allen daraus resultierenden Problemen.

Im dritten Quartal hat übrigens das sonst eigentlich auch dem Reifenhandel immer Freude machende Segment der 4×4-/Offroad-/SUV-Reifen bezogen auf den Absatz kräftig Federn lassen müssen, während bei den Llkw- und Lkw-Reifen gleichermaßen rote Zahlen geschrieben wurden. Aus Neunmonatssicht sieht das Ganze allerdings weit weniger dramatisch aus. Beim Sell-out an Offroadreifen steht mit nicht ganz zwei Millionen Einheiten immerhin noch ein kleines Plus von über einem Prozent unterm Strich, das mit den gut fünf Prozent auf leicht mehr als zwei Millionen Stück aufseiten des Sell-in jedoch nicht mithalten kann. Bei den Llkw-Reifen ist es mehr oder weniger genauso, steht hier einem etwa zweiprozentigen Minus auf ebenfalls nicht ganz zwei Millionen Stück im Sell-out auf der anderen Seite doch ein knapp 13-prozentiges Plus auf ziemlich genau zwischen zwei und drei Millionen Einheiten im Sell-in gegenüber. Im Lkw-Reifengeschäft zeigt der Trend zwar wenigstens in dieselbe Richtung, fällt beim Handel in Richtung Verbraucher mit gut einer Million Reifen bzw. einem Plus irgendwo zwischen drei und vier Prozent jedoch einmal mehr etwas geringer aus als das fast zehnprozentige Plus auf über eine Million Reifen, welche die Industrie bis dato an den Handel geliefert hat. christian.marx@reifenpresse.de

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