Pkw-Reifenabsatz kippt erstmals in diesem Jahr ins Minus

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Hatte die Absatzstatistik des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) in Bezug auf Pkw-Reifen im deutschen Ersatzgeschäft nach Ende des ersten Halbjahres noch ein leichtes Plus von rund einem Prozent im Geschäft Handel an Verbraucher (Sell-out) ausgewiesen, so ist die Bilanz nach sieben Monaten nun erstmals in diesem Jahr ins Minus gekippt. Anders als von so manchem im Frühjahr noch gedacht ist somit wieder alles wie gehabt im Reifengeschäft: Kurz vor dem Start in die Winterreifensaison dürfte insbesondere aufseiten des Handels einmal mehr das Prinzip Hoffnung vorherrschen – die Hoffnung auf eine möglichst früh einsetzende winterliche Witterung, die einer möglichst hohen Nachfrage nach Winterreifen Vorschub leistet.

Mit den im sogenannten WdK-Sell-out-Panel genannten Zahlen zur Entwicklung errechnet die NEUE REIFENZEITUNG insgesamt gut 20,1 Millionen bis dato verkaufte Einheiten. Von der Gesamtzahl entfällt mit 17,5 Millionen Stück ein Großteil auf solche für den Sommer- und 2,6 Millionen auf solche für den Wintereinsatz. Da ebenso wie zuvor schon im April (minus 0,9 Prozent), Mai (minus 14,9 Prozent) und Juni (minus 7,2 Prozent) auch im Juli erneut weniger Pkw-Sommerreifen an die Frau oder Mann gebracht werden konnten (minus 6,5 Prozent) als im entsprechenden Vorjahresmonat, wird von dem diesbezüglich ehemals deutlichen Zuwachs nach dem ersten Quartal immer mehr „abgeknabbert“ und ist dieser binnen Monatsfrist um zwei Prozentpunkte auf „nur noch“ 3,4 Prozent Stand Ende Juli geschrumpft. Zusammen mit dem im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 22 Prozent rückläufigen Absatz an Pkw-Winterreifen ergeben sich in der Gesamtsicht letztendlich um rund ein Prozent gesunkene Verkaufszahlen an Pkw-Reifen.

Gleichwohl lässt sich anhand des langsam immer weiter anziehenden Winterreifenabsatzes der Industrie in Richtung Handel (Sell-in) erkennen, welches Geschäft in den kommenden Wochen im Vordergrund stehen wird. Bis dato knapp zehn Millionen an die Handelspartner ausgelieferte Pkw-Winterreifen entsprechenden einem Plus von nicht weniger als 32 Prozent, und selbst bei den Pkw-Sommerreifen weist die Sell-in-Statistik der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) mit 16,6 Millionen Stück ein mit beinahe acht Prozent mehr als doppelt so großes Plus, wie es der WdK aufseiten des Handels registriert hat. Insgesamt lieferte die Industrie während der ersten sieben Monate 2014 demnach über 26 Millionen Pkw-Reifen an seine Handelspartner in Deutschland aus, was einem Zuwachs von annähernd 15,8 Prozent in Bezug zum entsprechenden Vergleichszeitraum 2013 gleichkommt.

Abgesehen vom Geschäft mit Pkw-Reifen fällt mit Blick auf die Verkäufe des Handels nach Ende des Monats Juli erstmals in diesem Jahr auch die Bilanz in Bezug auf Llkw-Reifen negativ aus. Denn ziemlich genau zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Stück entsprechen einem leichten Rückgang der Verkaufszahlen um gut ein Prozent im Vergleich zu denselben sieben Monaten 2013, während die Industrie mit fast 1,9 Millionen Stück einen mit 16,5 Prozent deutlich zweistelligen Zuwachs verbuchen kann. Gleichermaßen Freude macht Handel wie Industrie demgegenüber weiterhin das Geschäft mit 4×4- bzw. Offroadreifen, selbst wenn in dieser Produktkategorie die Zuwächse des einen mit gut fünf Prozent auf etwa 1,5 Millionen Einheiten (Sell-out) nur annähernd halb so groß sind wie die über zehn Pozent auf 1,7 Millionen Stück (Sell-in) des anderen. Ähnlich ist das Ganze bei Lkw-Reifen, wo den ERMC-Zahlen etwa 760.000 Einheiten bzw. ein 12,5-prozentiges Absatzwachstum zu entnehmen sind und sich der Sell-out-Statistik des WdK 890.000 Lkw-Reifen bzw. ein Mehr von knapp sechs Prozent entnehmen lassen.

Dem angesichts all dessen – so der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) – „gefühlt“ nur relativ wenig wirklich Positiven zum deutschen Reifenersatzgeschäft setzt die Branchenvertretung allerdings die Erkenntnisse seines für den Zeitraum 1. Januar bis 31. Mai 2014 erhobenen Betriebsvergleiches entgegen. Die von der BBE Automotive GmbH im Auftrag des BRV unter Beteiligung von über 900 Reifenfachhandel-Outlets erhobenen Zahlen seien jedenfalls besser als manche Stimme aus der Branche vermuten lasse. In diesem Zusammenhang wird beispielsweise auf einen bei den Umfrageteilnehmern um 2,6 Prozent gestiegenen Gesamtumsatz verwiesen, der weniger von Umsatzsteigerungen im Reifenverkauf (plus 2,3 Prozent) und zugehörigen Reifenservicedienstleistungen (plus 1,2 Prozent) als ganz offensichtlich vom Geschäftsfeld Autoservice herrührt, oder eine 2,7-prozentige Steigerung des Rohertrages im Durchschnitt aller beteiligen Betriebe.

Vor dem Hintergrund nicht in gleichem Maße wie die Roherträge gestiegener Kosten konnte laut dem jüngsten BRV-Betriebsvergleich demnach zudem ein besseres Ergebnis erzielt werden. Im Schnitt derjenigen Outlets, welche die Gesamtkosten für den Betriebsvergleich gemeldet haben, soll nach den ersten fünf Monaten 2014 wie zum selben Zeitpunkt der Vorjahre auch das Durchschnittsergebnis mit minus 2,6 Prozent vom Umsatz zwar immer noch negativ sein, aber eben zumindest besser als Ende Mai 2013, wo von minus 3,3 Prozent vom Umsatz die Rede war. „Ob sich die per Ende Mai festgestellten positiven Tendenzen fortsetzen, wird sich in der Jahresauswertung 2014 zeigen, die im Februar/März 2015 durchgeführt wird. Aktuelle Meldungen aus dem Handel sprechen eher für eine schwächere Entwicklung: Die Monate Juni/Juli/August sorgten bei zahlreichen Reifenhändlern für eine eher schlechte Stimmung“, kann der geschäftsführende BRV-Vorsitzende Peter Hülzer ungeachtet dieser und jener Erfolgsmeldung eine in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr ganz so positive (Absatz-)Entwicklung jedoch nicht von der Hand weisen. christian.marx@reifenpresse.de

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  1. […] Jahres konstatierte der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) eine damals schon „eher schlechte Stimmung“ im deutschen Reifenfachhandel. Ruhte im zurückliegenden Frühherbst sicherlich so manche Hoffnung […]

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