Sich verschärfender Wettbewerb im automobilen Ersatzgeschäft erwartet

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Eine Studie der Boston Consulting Group zum europäischen Automobil-Aftermarket kommt zu dem Schluss, dass sich der Wettbewerb im Kfz-Reparaturgeschäft in den kommenden Jahren verschärfen wird. Als Grund dafür nennt die unter dem Titel „A Look at the European Automotive Aftermarket“ erschienene Untersuchung, in welche die Ergebnisse einer gemeinsam mit der European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) durchgeführten Umfrage unter Führungskräften europäischer Automobilhersteller und Branchenexperten im Aftermarket-Sektor eingeflossen sein sollen, gleich eine ganze Reihe von Entwicklungen. Demnach wird erwartet, dass durch eine zunehmende Komplexität der Fahrzeuge das Aftermarket-Reparaturgeschäft prinzipiell zwar wächst, es gleichzeitig jedoch zu einer Konsolidierung des Marktes kommt.

Zumal branchenfremde Wettbewerber – als Beispiele genannt werden in diesem Zusammenhang Leasingunternehmen, Versicherer, Flottenmanager – den Markt auch veränderten, da sich das Geschäft durch ihren Einfluss auf ihre exklusiven Reparaturnetzwerke verlagere. Denn weil Fahrzeugreparaturen und -inspektionen einen nicht unerheblichen Kostenblock für diese „neuen Wettbewerber“ darstellten, würden sie verstärkt Sondervereinbarungen oder Partnerschaften mit ausgewählten Werkstattnetzen nutzen, was natürlich das Geschäftsvolumen der jeweiligen Werkstattpartner entsprechend erhöht. Laut der BCG-Studie konnten diese Partner in den vergangenen Jahren als Folge dessen eine bedeutende Anzahl neuer Kunden gewinnen: In Deutschland sollen 2012 beispielsweise 28 Prozent aller unfallbedingten Reparaturen auf Partnernetzwerke branchenfremder Wettbewerber entfallen sein, was – wie es weiter heißt – einem Anstieg um 18 Prozentpunkte gegenüber 2003 entspreche.

„Durch den Trend der branchenfremden Wettbewerber, Partnernetzwerke zu schaffen, wird sich die Wettbewerbslandschaft im europäischen Aftermarket in den kommenden Jahren weiter verändern“, meint BCG-Principal und Studienmitautor Benjamin Frowein. Vor diesem Hintergrund wird auch von einem zunehmend intensiveren „Kampf“ um Marktanteile zwischen Vertrags- und freien Werkstätten ausgegangen, weil sie sich dementsprechend ja verstärkt um die Kundschaft bemühen müssen. „Wir sehen Anzeichen für einen noch intensiveren, aber ausgeglichenen Wettbewerb zwischen und innerhalb der beiden Hauptakteure der Branche – den freien Werkstätten und den Vertragswerkstätten“, erklärt Dr. Nikolaus S. Lang, Seniorpartner bei BCG und Mitautor der Studie.

Zugleich verweist er auf die fortschreitende Fahrzeugtechnik, die sich ebenfalls auf die Dynamik im Aftersales-Servicemarkt auswirken könne. Mit Blick darauf wird etwa der als steigend beschriebene Anteil an sogenannten „Connected Vehicles“ als Beispiel hervorgehoben: Telematik als neuer Trend könne „erhebliche Auswirkungen auf die Branche haben“, glaubt man jedenfalls bei der BCG. „Je nachdem wie schnell und umfassend sich diese Technologie im Markt verbreitet“, so Lang. Denn dass der Anteil an „Connected Vehicles“ bei neuen wie älteren Fahrzeugen stark zunehmen wird, darin sollen sich die Rahmen der Studie Befragten einig sein – die Meinungen, was Breite und Geschwindigkeit der Durchdringung und die Perspektiven für mögliche Services anbelangt, lägen jedoch weit auseinander.

Während einige Führungskräfte von einem 15-prozentigen Anteil an Fahrzeugen ausgehen, die bis 2018 mit Telematik ausgestattet sein werden, rechnen andere mit 35 Prozent. Denkbar seien damit Dinge wie eine „interaktive Instandhaltung“ bzw. die Ferndiagnose von Fehlfunktionen, was völlig neue Interaktionsmöglichkeiten zwischen Fahrzeug(-besitzer) und Inspektionsanbieter ermögliche. Als Anwendungsmöglichkeiten werden unter anderem die Vereinbarung eines Inspektionstermins oder die Bestellung eventuell erforderlicher Ersatzteile mithilfe entsprechender Telematiklösungen gesehen, mit denen die BCG eine Optimierung des Serviceprozesses verbindet inklusive reduzierter Kosten und einer verbesserten Kundenerfahrung.

Doch während solche Dinge eher noch ein bisschen was von Zukunftsmusik haben, geht die Studie ganz konkret auch auf eine Entwicklung rund um das Reifengeschäft ein, die schon seit einigen Jahren beobachtet wird: den zunehmenden Anteil am Gesamtmarkt, den der Onlinevertriebskanal für sich reklamiert. „Seit 2010 hat das Onlinegeschäft mit Teilen und Reifen weiter stark zugelegt, obwohl die Volumina absolut gesehen nach wie vor gering sind“, ist in der BCG-Untersuchung dazu zu lesen. Der Marktanteil des Teile- und Reifenhandels über das Internet ist bezogen auf das Geschäft mit dem Endverbraucher (B2C) innerhalb der EU demnach von vier Prozent im Jahre 2010 auf etwa sechs Prozent 2012 angestiegen. Und für die nächsten Jahre wird weiteres Wachstum in Höhe von jährlich durchschnittlich 15 Prozent erwartet.

„Die erhöhte Preistransparenz, die für Onlinemarktplätze typisch ist, bringt ein Mehr an Preis- und Qualitätssensibilität aufseiten der Verbraucher mit sich, wodurch Druck auf die Gewinnmargen traditioneller Anbieter ausgeübt wird und der Wettbewerb sich intensiviert“, stellt die Boston Consulting Group fest. Der B2C-Direktverkauf im Teilegeschäft könne in einigen Branchenbereichen langfristig zu Veränderungen der Vertriebskanalstrukturen führen, heißt es weiter. Viel Neues ist dies zumindest mit Blick auf die deutsche Reifenhandelslandschaft freilich nicht, beansprucht der Onlinevertriebskanal laut dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) hierzulande doch bereits mehr als zehn Prozent am gesamten Reifenersatzgeschäft für sich. Interessant ist in diesem Zusammenhang da schon ein anderes Ergebnis der BCG-Studie: Unter Berufung auf Marktkenner wird von einem in Deutschland schon heute irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent liegenden Anteil von Onlinereifenkäufen durch Verbraucher gesprochen, wobei sich diese Aussage jedoch auf städtische Regionen bezieht – in ländlichen Gegenden sei er „viel geringer“, heißt es. cm

 

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