Weiter alternder Pkw-Bestand eröffnet Chancen

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Gemäß einer Analyse von PricewaterhouseCoopers (PwC) sind die Autos auf Deutschlands Straßen derzeit so alt wie noch nie: Demnach sind die Pkw hierzulande im Durchschnitt vor 8,8 Jahren erstmals zugelassen worden – im sogenannten „Krisenjahr 2009“ soll der Altersschnitt noch bei 8,1 Jahren gelegen haben. Per se muss das jedoch gar nichts Schlechtes sein – zumindest nicht für den Reifenhandel oder für freie Kfz-Werkstätten. Denn es ist kein Geheimnis, dass Kunden für den Service an neuen bzw. jüngeren Pkw in aller Regel eher Vertragswerkstätten ansteuern und sich erst mit zunehmendem Fahrzeugalter auch anderweitig orientieren. Zudem geht PwC in Bezug auf den Automobilmarkt selbst aufgrund des weiter gestiegenen Fahrzeugdurchschnittsalters offenbar von einem positiven Einfluss auf die Neuzulassungszahlen dieses Jahres aus. „Die Chancen für einen Aufschwung auf dem deutschen Automarkt sind insgesamt gut: Die anhaltend gute Konjunkturentwicklung, der stabile Arbeitsmarkt und der aufgestaute Ersatzbedarf werden weitere positive Impulse geben“, ist Felix Kuhnert, Partner und Leiter des Bereichs Automotive bei PwC in Deutschland und Europa, überzeugt. Für das laufende Jahr wird jedenfalls erwartet, dass die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland um 3,3 Prozent auf ziemlich genau zwischen drei und 3,1 Millionen Einheiten zulegen, während für 2015 ein weiterer Anstieg um 2,5 Prozent für möglich gehalten wird.

Aber auch für Europa insgesamt wird ein Absatzplus vorhergesagt. Nach einem – wie es heißt – starken ersten Quartal mit einem Zuwachs von gut acht Prozent prognostiziert PwC für das Gesamtjahr 2014 eine Absatzsteigerung um rund vier Prozent auf 12,8 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Mit Blick auf das kommende Jahr gibt man sich ebenfalls vorsichtig optimistisch: Eine anhaltend positive Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone dürfte nach PwC-Ansicht zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit und einer mittelfristig steigenden Pkw-Nachfrage führen, sodass 2015 ein weiterer Anstieg der Zulassungszahlen in Europa um gut fünf Prozent auf 13,5 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in Reichweite sei. „Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt von 1991 bis 2007 sind in der Krise in den Jahren 2008 bis 2013 allein in den Top-Fünf-Märkten der EU über sieben Millionen Einheiten Absatz ausgeblieben und aufgeschoben worden. Durch die mangelnde Erneuerung des Bestands ist deshalb das Durchschnittsalter des Bestandes stark angestiegen. Wenn diese aufgeschobenen Käufe nur zu dem Teil nachgeholt werden, mit dem auch der Gesamtbestand im Durchschnitt erneuert wird, entsteht in Deutschland ein zusätzliches Absatzpotenzial von knapp 170.000 Einheiten pro Jahr, in den Top-Fünf-Märkten der EU von insgesamt 780.000 Pkw“, erklärt Kuhnert.

In den südeuropäischen Ländern sollen die Pkw übrigens sogar noch deutlich länger unterwegs sein als in Deutschland: Für Spanien wird ein Durchschnittsalter von gut elf Jahren angegeben, in Italien liegt es demnach bei mehr als zehn Jahren und in Griechenland sogar bei annähernd 13 Jahren. Für Italien beispielsweise prognostiziert PwC vor diesem Hintergrund für dieses und nächstes Jahr ein Absatzplus von rund acht Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge. Dabei wird allerdings auf die „dramatische Schrumpfung“ des italienischen Automarktes in der jüngeren Vergangenheit verwiesen, schließlich sei die Nachfrage 2013 war auf das niedrigste Niveau seit 1978 gefallen. Auch für Spanien erwartet man eine Erholung des Pkw-Marktes: Nicht zuletzt dank staatlicher Verkaufsförderung könnten 2014 rund 780.000 und 2015 annähernd 800.000 Neuwagen abgesetzt werden, heißt es. „Die Signale des europäischen Automobilmarktes sind durchaus positiv, zeigen aber keinen einheitlichen Trend. Einzelne Ländermärkte werden sich aufgrund der wirtschaftlichen Erholung sehr unterschiedlich entwickeln, sodass die Industrie flexibel planen muss“, meint Christoph Stürmer, Global Lead Analyst bei PwC Autofacts. Denn selbst wenn sich der Pkw-Absatz bis 2015 wie prognostiziert entwickeln sollte, bleibe das Marktvolumen um rund 2,5 Millionen Einheiten unter dem Niveau von 2007. cm

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