Falken Tyre Europe empfiehlt sich mit neuer Technologie und neuen Produkten

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Mit einer nicht zu übersehenden Portion Selbstbewusstsein stellte Falken Tyre Europe Mitte März gleich drei neue Reifen vor. Darunter auch erstmals einen Notlaufreifen. Das Besondere an diesem Produkt: Es entsteht in einem komplett neuen, vollautomatisierten Fertigungsprozess, das im Firmensprech „NEO-T01“ heißt. Die dazu notwenige und durch den japanischen Mutterkonzern Sumitomo Rubber Industries entwickelte Produktionsplattform soll – anders als bei konventionellen Produktionslinien – vor allen Dingen die Gleichförmigkeit und die Steifigkeit des Reifens maximieren, das Gewicht minimieren und dabei trotzdem ein Höchstmaß an Komfort bieten. Die üblicherweise auftretenden Nachteile von herkömmlichen Notlaufreifen habe man damit weitestgehend beseitigt, betont Falken-Tyre-Europe-Geschäftsführer Isamu Ishida im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Die Verantwortlichen von Falken Tyre Europe setzen folglich große Stücke auf den neuen Notlaufreifen Azenis FK453 Runflat, der als technologisches Aushängschild gilt und das Unternehmen – so darf man erwarten – nicht zuletzt auch für weitere Erstausrüstungsaufträge führender Fahrzeugbauer in Europa empfehlen soll.

Genau genommen stellte Falken Tyre Europe Mitte März nicht nur einen Notlaufreifen vor, sondern gleich zwei. Neben dem Azenis FK453 Runflat führte das Unternehmen nämlich auch den Ziex ZE914 Ecorun Runflat vor, der jetzt in den Handel kommt, und zwar in den beiden aktuellen Größen 225/45 RF17 91 W und 225/50 RF17 94 W. Auch wenn Falken das Produkt als „den neuen Hightech-Runflatreifen“ einführt und ihm etliche herausragende Eigenschaften konstatiert, spielte es anlässlich der Produktpräsentation nahezu keine Rolle. Der Beweggrund ist dabei klar: Falken ist mit der Einführung von Notlaufreifen technologisch nicht nur einen Schritt, sondern gleich einen großen Sprung vorwärtsgekommen und will dies auch entsprechend kommunizieren. Die eingangs genannten vorteilhaften Produkteigenschaften des neuen Azenis FK453 Runflat im Vergleich zu konventionell gefertigten Notlaufreifen würden dabei ganz maßgeblich vom neuen Fertigungsprozess namens „NEO-T01“ beeinflusst. Auch wenn das Unternehmen im Rahmen seiner Produktpräsentation über die von Sumitomo Rubber Industries entwickelte und im japanischen Reifenwerk in Shirakawa installierte Produktionsplattform freilich keine Detailinformationen geben will, verrät Falken Product Planning Manager Andreas Giese im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG doch einige grundlegende Verfahrensprinzipien und Prozessschritte.

Bei dem Fertigungsprozess „NEO-T01“ wird der Reifen nicht auf einer Trommel der Reifenbaumaschinen aus verschiedenen Bestandteilen zusammengefügt und durch Umstülpen in Form gebracht. Vielmehr wird der Reifen auf einer Aluminiumform gebaut, die bereits die spätere innere Form des Reifens exakt abbildet. Diese Innenform – auch „Metal Core“ genannt – bleibt während des gesamten Fertigungsprozesses mit seinen sechs Plattformstationen im Reifen und wird erst nach der Vulkanisation nach einem speziellen Verfahren entnommen, das dem Reifen keinerlei Schaden zufügt, erläutert Giese. An den sechs Stationen der Plattform kommen Kern, Wulst, Seitenstreifen, Unterbau, die auf dem Metal Core geschnittenen Karkasslagen sowie der ebenfalls dort gewickelte Laufstreifen zueinander – alles vollautomatisch.

Dieser Formprozess biete nicht nur große Vorteile in Sachen Gleichförmigkeit und Rundlauf, da etwa keine Laufstreifenstöße bestehen, wie der Falken Product Planning Manager betont, der im Übrigen den Fertigungsprozess bereits live in Japan bestaunen durfte. Außerdem wird das Laufstreifengummi an den lateral verlaufenden Überlappungen komprimiert und somit weiter versteift. Der „grüne Reifen“ geht dann samt Metal Core in die Vulkanisationspresse, wo der Reifen – wieder wie gewöhnlich – sein Profil erhält. Ungewöhnlich indes: Der Metal Core wird während des Vulkanisierens gekühlt und nicht etwa dazu genutzt, den Reifen auch von innen her und somit schneller zu heizen. Dies wirke sich ebenfalls positiv auf die Produkteigenschaften aus, so Giese. Es ist dabei natürlich keine Überraschung, dass sich auf diesem Wege die Vulkanisationszeit verlängert und damit die Produktivität der Plattform in Shirakawa verringert, die darüber hinaus auch deutlich mehr Zeit zum Bau eines Reifens benötigt. Diese vermeintlichen negativen Nebenerscheinungen des Fertigungsprozess „NEO-T01“ werden von Sumitomo Rubber Industries und somit von Falken aber offenbar gerne in Kauf genommen, lasse sich – so Giese weiter – damit doch eine Produktqualität erzielen, die ihresgleichen am Markt suche.

Falken Tyre Europe quantifiziert unterdessen die Vorteile des Fertigungsprozesses wie folgt: „Die drei Stufen der ‚NEO-T01‘-Technologie bestehen in erster Linie aus dem Formprozess, der vollständig automatischen Steuerung und dem Versteifungsprozess. Der erste Baustein der Technologie, der Formprozess, sorgt für eine Verbesserung der Gleichförmigkeit bei hohen Geschwindigkeiten von bis zu 70 Prozent. Die vollständige automatische Steuerung reduziert das Gewicht des Reifens um bis zu zehn Prozent im Vergleich zu Standard-Runflatreifen. Der Versteifungsprozess hingegen senkt die Verformung unter dem Einfluss hoher Zentrifugalkräften um bis zu 50 Prozent.“

Dass sich ein solcher Aufwand sehr wohl auch im Preis niederschlagen wird, darf erwartet werden. Den Aufpreis zum Azenis FK453 ohne Notlaufeigenschaften gibt der Falken Product Planning Manager mit 25 bis 30 Prozent an; gleichzeitig dürfte der neue Azenis FK453 Runflat preislich aber noch unterhalb des Marktführers in diesem Produktsegment herauskommen. Details dazu müsse man abwarten. Und dass sich ein solcher Aufwand eben nicht bei jedem X-beliebigen Reifen rechnet, darf ebenfalls erwartet werden. „Gerade bei Produkten, an die wir die allerhöchsten Anforderungen stellen, zahlen sich die Vorteile von ‚NEO-T01‘ richtig aus“, stellt Giese fest. Vorstellbar sei folglich, dass neben den neuen Notlaufreifen auch besondere UHP- und Supersportreifen – etwa für das Falken-Motorsportengagement – nach dem neuen Produktionsprozess gefertigt würden. Da in Shirakawa aktuell lediglich eine Plattform installiert ist, ist die Produktionskapazität freilich derzeit noch begrenzt; Angaben zur genauen Kapazität mochte das Unternehmen nicht machen.

Ein weiteres Feature, das den Azenis FK453 Runflat zu einem besonderen Reifen machen soll, ist die sogenannte „Dimple“-Seitenwand. Dabei sollen patentierte rechteckige Vertiefungen in der Seitenwand die Notlaufeigenschaft weiter verbessern, indem sie eine effizientere Wärmeableitung und somit eine längere Laufleistung bewirken.

Aber auch die Sicherheitseigenschaften des neuen Falken-Notlaufreifens könnten sich sehen lassen. So erreicht der Reifen in beiden jetzt eingeführten Größen 275/40 RF18 99 Y und 245/45 RF18 96 Y beim Nassbremsen jeweils ein A nach dem EU-Reifenlabel. Weitere Größen sind in Planung.

Auch für den Geschäftsführer von Falken Tyre Europe ist die Einführung des neuen Notlaufreifens Azenis FK453 Runflat ein ganz besonderes Ereignis. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erinnert er sich an die Anfänge der Gesellschaft, die 2008 den Vertrieb der Marke Falken in Europa von Joint-Venture-Partner Goodyear Dunlop übernahm. Die Personaldecke damals ließ entsprechende Events zur Einführung neuer Produkte gar nicht erst zu. Heute beschäftigt das Unternehmen in Europa immerhin 66 Menschen, so Ishida. Wichtiger noch – gerade produktseitig habe sich Sumitomo Rubber Industries in den vergangenen Jahren dem europäischen Markt immer mehr angenähert, so dass man heute in der Lage ist, ein auf hiesige Bedürfnisse hin maßgeschneidertes, umfassendes und wettbewerbsfähiges Angebot machen zu können. Natürlich gehören dazu die vielzitierten „Brot-und-Butter-Reifen“.

Mehr noch als diese identifiziert man sich bei Falken Tyre Europe aber eben sehr über das Angebot an UHP-Reifen; nicht zuletzt fügt das Unternehmen seinem Falken-Schriftzug in der Regel stets den Claim „High Performance Tyres“ zu. Bei Falken als Marke, so Geschäftsführer Ishida gegenüber dieser Zeitschrift, sei es von zentraler Bedeutung, dieses Image nicht nur zu kommunizieren, sondern es auch und gerade durch die dazu passenden Produkte zu untermauern. Bei Falken Tyre Europe macht man sich über die Größe des europäischen Marktes für Notlaufreifen keine Illusionen; er ist kein Massenmarkt. Aber: „Der Vorteil an diesen Produkten: Wir können damit unsere technologische Kompetenz als Vorreiter unterstreichen“, betont Isamu Ishida. Und dies gelte im Verhältnis zum Endverbraucher genauso wie zum Kunden aus der Erstausrüstung. Seit Falken Tyre Europe zur Reifen-Messe 2012 den ersten europäischen Erstausrüstungsvertrag (VW Up!) bekanntgeben konnte, ist für viele Beobachter klar: Da wird noch mehr kommen! Die Frage nach dem „Dass“ stellt sich demnach nicht mehr, sondern nur noch die Frage, welche Modelle in Zukunft auf Falken-Reifen die Werke der Autobauer verlassen. Entsprechende Nachfragen werden offiziell zwar nicht beantwortet. Aber der Erwartung, dass darunter auch Volumenmodelle sein könnten, wird zumindest nicht dementiert.

Auch wenn Notlaufreifen keinen Massenmarkt bilden, ist dieses Segment dennoch im doppelten Sinne interessant für den Hersteller des neuen Azenis FK453 Runflat. Einerseits natürlich durch einen möglichen Erstausrüstungskunden BMW, der sich für den Notlaufreifen wie auch für Standardreifen aus dem Hause Falken interessieren könnte. Gerade BMW-Käufer wählen oftmals nicht die Basisbereifung für ihren Neuwagen, sondern nehmen die Räder gerne eine oder zwei Nummern größer. Dann werden 245er statt 225er gefahren. Gerade diese Inch-up-Optionen werden von BMW in der Regel als Notlaufreifen montiert. Bei Falken Tyre Europe sieht man den neuen Notlaufreifen zumindest als Empfehlung für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit mit dem Automobilhersteller aus Bayern – soviel darf erwartet werden.

Andererseits soll das Produkt aber auch für den Ersatzmarkt eine relevante Größe spielen, habe man doch dank des komplett neuen, vollautomatisierten Fertigungsprozesses „NEO-T01“ einige der üblichen Nachteile von Notlaufreifen beheben können (Komfort, Gewicht). Folglich scheint es nur konsequent, dass Falken Tyre Europe den neuen Notlaufreifen Azenis FK453 Runflat im Vergleichstest gegen den ebenfalls ‚nur’ nach ISO zertifizierten Wettbewerbsreifen Hankook Ventus S1 Evo² HRS in der Dimension 245/45 RF18 96 Y antreten lässt. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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