Blick in die Glaskugel, wie das Reifenersatzgeschäft 2014 wohl wird

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Den bevorstehenden Jahreswechsel nimmt der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) zum Anlass, ein vorläufiges Fazit zum diesjährigen deutschen Reifenersatzgeschäft zu ziehen und einen ersten vorsichtigen Ausblick auf 2014 zu wagen.

„Knapp zufriedenstellend“ lautet aus dem Blickwinkel des deutschen Reifenfachhandels das Urteil für das Jahr 2013. Gesicherte Marktzahlen kündigt der BRV zwar erst für den kommenden Februar an, aber aus derzeitiger Sicht geht man bei der Branchenvertretung davon aus, dass beim Pkw-Sommerreifenabsatz (Handel an Verbraucher) letztendlich ein 5,4-prozentiges Minus auf 21,0 Millionen Einheiten (2012: 22,2 Millionen) unterm Stich stehen wird und bei Pkw-Winterreifen ein Plus von 1,3 Prozent auf 22,7 Millionen Stück (2012: 22,4 Millionen). „Bliebe es bei der Steigerungsrate bei Winterreifen von 1,3 Prozent, ergäbe sich, dass das Pkw-Reifenersatzgeschäft in seiner Gesamtheit ca. 900.000 Reifen (minus zwei Prozent) über alle Distributionskanäle hinweg eingebüßt hätte“, rechnet der BRV vor, wenngleich die bis einschließlich November vorliegenden Zahlen des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) mit einem Minus von knapp sechs Prozent bei den Pkw-Reifen nach elf Monaten insgesamt bisher noch ein deutlich negativeres Bild zeichnen.

„Nachdem schon das Jahr 2012 im deutschen Reifenersatzgeschäft unbefriedigend verlaufen ist, hat sich diese Entwicklung, bezogen auf die Stückzahlen, 2013 – wenn auch verlangsamt – bedauerlicherweise fortgesetzt“, fasst der BRV-Vorstand die Entwicklung zusammen und zählt in diesem Zusammenhang zugleich einige Faktoren auf, die mit dazu beigetragen haben sollen. Genannt werden Dinge wie eine rückläufige Pkw-Fahrleistung bei gleichzeitiger Erhöhung der Laufleistung der Reifen oder speziell mit Blick auf das M+S-Geschäft, dass winterliche Straßenverhältnisse nur vereinzelt und kurzfristig eintraten. „Hinzu kommt, dass sich das Konsumverhalten der Verbraucher sehr gezielt auf einzelne Produkt- und Dienstleistungsbereiche konzentriert, zu denen unsere Angebotspalette, jedenfalls in den beiden zurückliegenden Jahren, nur begrenzt zu gehören schien“, betreibt man seitens des BRV nach einem ebenso enttäuschenden Vorjahr weiter Ursachenforschung für die Negativentwicklung bei den der Stückzahlen 2013.

Da ist es tröstlich, dass der Verband unter Berufung auf die „nahezu übereinstimmende[r] Meinung zahlreicher Reifenfachhändler“ davon berichten kann, dass dank einer relativ starken Steigerung der Dienstleistungen zumindest die Umsätze und Erträge des Handels nicht zurückgegangen seien, sondern sich vielmehr stabilisiert und teilweise sogar leicht erhöht hätten. Gleichzeitig spricht der BRV jedoch von einem massiven Wettbewerb im Pkw-Reifenersatzgeschäft, und er erwartet für die kommenden Jahre allenfalls eine leichte Erholung des Stückzahlniveaus. Im Hinblick auf das Lkw-Neureifenersatzgeschäft wird mit Blick auf das ausklingende Jahr zwar ein Absatzplus von 3,8 Prozent erwartet, dafür sei angesichts der Verfügbarkeitsproblematik bei den Karkassen aber wohl von einem 5,8-prozentigen Stückzahlverlust bei runderneuerten Lkw-Reifen auszugehen, und ob es zu einer dauerhaften Stabilisierung des Nutzfahrzeugreifenersatzmarktes kommt, hält die Branchenvertretung zumindest momentan für fraglich.

„Das deutsche Transportlogistikgewerbe gerät, insbesondere durch Dumpingkonkurrenz, zunehmend unter Druck“, konstatiert der BRV. Nicht zuletzt wird in diesem Zusammenhang auf einen weiter sinkenden Anteil deutscher Lkw an den hierzulande gefahrenen Mautkilometern verwiesen oder auf die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und erst recht in Bezug auf das „Vorkrisenniveau“ zurückgehenden Neuzulassungen von Sattelzugmaschinen während der ersten neun Monate 2013 in Deutschland. Wie die weitere Entwicklung im Nutzfahrzeugreifensegment sein könnte, will man zwar mittels einer Studie zum Thema „Der Markt für Lkw-Ersatzreifen 2020 – Zukünftige Entwicklungstendenzen und strategische Handlungsoptionen“ erst noch ermitteln und die Ergebnisse der Untersuchung dann anlässlich der Reifenmesse 2014 präsentieren. Dennoch wird einstweilen für 2014 ein Anziehen der Lkw-Nachfrage um 2,7 Prozent auf in Summe knapp 2,7 Millionen Reifen – gut 1,7 Millionen neue, knapp eine Million runderneuerte – erwartet.

Auch ansonsten legt der BRV angesichts positiver wirtschaftlicher Eckdaten, einer als niedrig beschriebenen Arbeitslosenquote sowie vorhergesagter Zuwächse bei Beschäftigung, Löhnen und Pkw-Neuzulassungen für das kommende Jahr einen „gewissen Optimismus“ an den Tag. „Die konjunkturelle Entwicklung dürfte auch im Aftersales-Bereich Impulse setzen, die zu einem steigenden Reparatur- und Wartungsbedarf führen. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass das Aftersales-Geschäft im Vergleich zum laufenden Jahr stark wächst. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass dieser Geschäftsbereich seit Längerem auf stabilem Niveau verharrt. Dennoch dürfte der Kfz-Service für diversifizierende Reifenfachhändler Chancen bergen, sofern es gelingt, dem Verbraucher unsere diesbezügliche Kompetenz glaubhaft zu vermitteln“, so die Branchenvertretung. Die vom Handel in Richtung Verbraucher vermarkteten Stückzahlen an Pkw-Reifen sollen 2014 jedenfalls wieder leicht zulegen – in Summe um 2,5 Prozent: Dabei wird für Winterreifen mit 2,6 Prozent leicht größeres Wachstum prognostiziert als für Sommerreifen, wo ungeachtet von einem jüngst erst verlautbarten Wert von 2,7 Prozent aktuell nun von einem 2,4-prozentigen Plus ausgegangen wird.

Nichtsdestoweniger stehe der deutsche Reifenfachhandel vor so mancher Herausforderung im neuen Jahr, sei es der weiter zulegende und inzwischen schon einen Anteil von elf Prozent für sich reklamierende Onlinevertrieb von Pkw-Reifen oder das Thema Reifendruckkontrollsysteme und wie dies genutzt werden kann, um sich von „Hinterhofbetrieben“ abzugrenzen. Vor diesem Hintergrund ruft die Branchenvertretung seinen Mitglieder in Erinnerung, dass in der Branche die Notwendigkeit besteht, rechtzeitig die strategischen Weichen dafür zu stellen. „Jedem Unternehmer des Reifenfachhandels ist nahezulegen, bestehende Strukturen und Prozesse zu überdenken und sich angesichts einer komplexer werdenden Welt für die Zukunft zu rüsten. Denn künftig dürfte sich das Umfeld im deutschen Reifenersatzgeschäft keinesfalls entspannen“, schreibt der BRV dem Reifenfachhandel ins Gebetbuch. cm

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