Kommentar: Besser als der Markt …

Wann immer und mit wem immer man sich über die Entwicklung des Reifengeschäftes unterhält, kann man mit beinahe 100-prozentiger Erfolgsquote darauf wetten, von seinem Gesprächspartner das Folgende zu hören: Egal wie die Lage insgesamt sich darstellt, der jeweilige Gesprächspartner weiß in der weit überwiegenden Zahl aller Fälle zu betonen, dass die Entwicklung des eigenen Unternehmens jedenfalls besser ist als die des Gesamtmarktes.

Jeder, der mit der Bildung des Durchschnitts aus mehreren Einzelwerten vertraut ist, dürfte sich freilich bewusst sein, dass das gar nicht sein kann. Oder wer glaubt schon, dass es bei angeblich so vielen Gewinnern im Markt auf der anderen Seite nur ein paar wenige gibt, die das Ganze so dermaßen versemmelt haben, dass sie quasi im Alleingang den Mittelwert so weit absenken, dass der Rest halt einfach nicht anders kann als glänzend dazustehen?

Was soll das? Will man mit so etwas bewusst in die Irre führen oder wird sich da selbst in die Tasche gelogen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Oder wird damit nicht doch nur lediglich dem Umstand Rechnung getragen, dass das „Normale“ im Vergleich zu den inflationär vielen „Extremen“ in der heutigen Zeit vermeintlich einfach nicht mehr interessant genug erscheint?

Mal ehrlich und mit Blick auf unsere eigene Branche: Wer schaut beispielsweise bei den Ergebnissen von Reifentests schon auf das in der Regel breite Mittelfeld mit guten Produkten und nicht vielleicht doch stärker in Richtung der Testsieger und dann allenfalls noch zu denen, die am gegenüberliegenden Ende der Bewertungsskala gedanklich mehr oder weniger als Verlierer abgehakt werden?

Dabei ist ein Ergebnis im Mittelfeld doch alles andere als ein Beinbruch, wenngleich der Begriff „mittelmäßig“ vielfach negative Assoziationen weckt. Aber es gibt nun einmal das „Normale“, selbst wenn uns die Politik des Öfteren vorgaukeln will, es gebe nur die eine, ideale und beste Lösung. Und so kann manch einer vielleicht einfach nicht damit umgehen, dass es nach einem „Superjahr“ wie 2010 im deutschen Reifenersatzgeschäft auch einmal ein wenig ruhiger zugeht.

Und wie mehr oder weniger schon 2011 und 2012 sieht es aus derzeitiger Sicht genau danach im noch laufenden Jahr aus. Selbst wenn sich nach einem enttäuschenden Sommerreifengeschäft und einem im Oktober nicht recht in Schwung gekommenen Winterreifengeschäft der November mit einem Absatzplus bezüglich letzterer Produktgattung in Höhe von – so die Daten des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) – gut sechs Prozent halbwegs versöhnlich präsentiert hat.

Das bis dato aufgelaufene Minus im Pkw-Reifengeschäft wird sich trotzdem nur mit ganz viel Glück und tatkräftiger (Wetter-)Unterstützung von ganz weit oben noch kompensieren lassen. Insofern bleibt der Branche nur zu wünschen übrig, dass sie eine bessere Entwicklung als der Gesamtmarkt hinlegen kann – eine bessere Entwicklung 2014 als der Gesamtmarkt 2013. christian.marx@reifenpresse.de

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