Gewinneinbruch, Umsatzrückgang – Michelin-Performance „in line“

Der größte europäische und global zweitgrößte Reifenhersteller Michelin hat das Ergebnis fürs erste Halbjahr 2013 präsentiert und musste bei den meisten Kennzahlen Einbußen hinnehmen, positiv ist gegenüber Vorjahr die Halbierung des Schuldenstandes (net debt) auf 1,1 Milliarden Euro zu vermelden. Der Gewinn (net income) brach von 915 Millionen auf 507 Millionen Euro ein, der Umsatz ging um gut fünf Prozent auf 1,16 Milliarden Euro zurück, die operative Marge sank von 12,3 auf 11,3 Prozent, der Stückabsatz um 1,5 Prozent. Ein verschlechterter Preismix – sprich Preiszugeständnisse – hat das Unternehmen 242 Millionen Euro gekostet, negative Währungseffekte 143 Millionen. Laut CEO Jean Dominique Senard sei die Michelin-Performance damit „in line“ mit den Zielvorgaben der Gruppe. Nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen fielen Michelin-Aktien direkt um drei Prozent.

Fürs zweite Halbjahr und damit auch fürs gesamte Geschäftsjahr 2013 zeigt sich Michelin optimistisch. Die etwa zwei Milliarden Euro Investitionen in neue (und sehr große!) Reifenfabriken in Schwellenländern (China, Indien und Brasilien) werden schon mittel- (China), aber vor allem langfristig Michelins Wachstumspläne in den „Emerging Markets“ befeuern und die nach wie vor starke Gewichtung auf Europa, wo 59 Prozent der weltweit 107.000 „Micheliner“ arbeiten, verringern. Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass in Europa die Schwächephase des Reifenmarktes endet, erste Erholungstendenzen waren bereits im zweiten Quartal deutlich zu erkennen. Rückenwind erwartet Michelin auch auf der Einkaufsseite, Rohmaterialien werden 2013 etwa 350 Millionen Euro billiger sein als im Vorjahr, was sich direkt auf den operativen Gewinn auswirken wird.

Die Pkw-Reifenerstausrüstung hat im ersten Halbjahr global um ein Prozent zugelegt; im Plus waren Süd- (14%) und Nordamerika (4%) sowie Asien (3%), im Minus Afrika/Indien/Mittlerer Osten (9%) und auch Europa (4%), wobei bezogen nur aufs zweite Quartal mit einem Plus von vier Prozent in Europa die Trendwende da ist. Ebenfalls um ein Prozent hat die weltweite Lkw-Reifenerstausrüstung zugelegt, getragen allerdings in hohem Maße von Südamerika (41%) und Asien (4%, ohne Indien); Einbußen gab’s in Nordamerika (13%) und Afrika/Indien/Mittlerer Osten (9%), während Europa auf dem schwachen Niveau von 2012 stagnierte – auch hier erlaubt der Blick aufs zweite Quartal (außer in Nordamerika) Zuversicht.

Das weltweite Ersatzgeschäft mit Pkw-Reifen entwickelte sich in etwa analog zur Erstausrüstung mit der Einschränkung, dass die Region Afrika/Indien/Mittlerer Osten ein deutliches Plus von sechs Prozent verzeichnen konnte. Noch stärker zeigt sich der positive Trend bei Lkw-Reifen (global plus drei Prozent), findet in diesem Segment doch Europa mit einem Plus von acht Prozent zurück in die Spur.

Bei Pkw-/LLkw-Reifen sank Michelins Halbjahresumsatz gegenüber dem Zeitraum Januar bis Juni 2012 von 5,5 auf 5,3 Milliarden Euro, die Marge gab um 0,3 auf 10,3 Prozent nach. Die Geschäftseinheit Lkw-Reifen büßte in gleicher Größenordnung von 3,3 auf 3,1 Milliarden Euro ein, konnte die operative Marge aber sogar leicht auf 6,5 Prozent steigern. In der in der Vergangenheit so überaus profitablen Sparte „Specialty“ (EM-, Agrar-, Zweirad- und Flugzeugreifen) allerdings gab es die massivsten Veränderungen, vor allem weil der Bedarf an EM-Reifen in Nordamerika und Europa stark zurückgegangen ist: Der Umsatz ging um 11,3 Prozent auf 1,7 Milliarde Euro, die operative Marge auf immer noch sehr beachtliche 23,3 Prozent, der Profit aber um satte 25 Prozent auf 400 Millionen Euro zurück. detlef.vogt@reifenpresse.de

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