Michelin schließt Lkw-Reifenfabrik in Frankreich – Investitionsprogramm

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Nun also auch Michelin: Der französische Hersteller „konsolidiert“ zwei seiner Lkw-Reifenfabriken in Frankreich und schließt in diesem Zusammenhang die Lkw-Reifenproduktion am Standort Joué-lès-Tours zur ersten Jahreshälfte 2015. Während 200 der aktuell 930 Mitarbeiter am zentralfranzösischen Standort beschäftigt bleiben und dort dann Stahlcord und Heizbälge fertigen werden, sollen Michelin zufolge 250 Mitarbeiter über Vorruhestandsregelungen ausscheiden; den verbleibenden 480 Mitarbeitern wolle der Hersteller adäquate Positionen in einer der anderen Michelin-Fabriken in Frankreich anbieten. Im Rahmen eines 800 Millionen Euro schweren Investitionspaketes wolle der französische Hersteller nun aber nicht nur die Lkw-Reifenfabrik in La Roche-sur-Yon mit den Produktionskapazitäten aus Joué-lès-Tours deutlich ausbauen, modernisieren und sie somit „zu einer äußerst wettbewerbsfähigen Lkw-Reifenfabrik“ ausbauen. Gleichzeitig investiere Michelin auch in die Modernisierung des eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrums in Clermont Ferrand sowie in die EM- und Landwirtschaftsreifenfertigung am Standort Frankreich.

Noch in der vergangenen Woche hatte der Managing General Partner und Chief Executive Officer des Michelin-Konzerns Jean-Dominique Senard betont, dass Werksschließungen aktuell nicht auf der Agenda stünden, auch wenn der europäische Lkw-Reifenmarkt heute rund 25 Prozent unter dem Volumen von 2007 steht und die Lkw-Reifenfabriken nur zu 50 bis 60 Prozent ausgelastet seien. Der Lkw-Reifenmarkt in Europa sei „extrem konkurrenzbetont“ geworden. Nun kündigt Michelin das Ende der Lkw-Reifenproduktion für den Standort in Joué-lès-Tours an und zieht damit die Konsequenzen aus dem Strukturwandel in Europa. Durch den Umzug der Produktionsanlagen nach La Roche-sur-Yon soll dort die Produktion bis 2019 auf 1,6 Millionen Reifen pro Jahr ausgebaut werden; aktuell können dort 800.000 Lkw-Reifen jährlich geferigt werden. Zusammengenommen könnten beide Fabriken die notwenige „kritische Masse“ für einen effizienten Betrieb erreichen, heißt es dazu in einer Mitteilung. Am Standort an der französischen Atlantikküste solle nunmehr eine spezialisierte und „äußerst wettbewerbsfähige Lkw-Reifenfabrik“ entstehen, die höchsten europäischen Standards genügen werde. Es sollen vor Ort rund 100 Millionen Euro in hochmoderne Produktionsanlagen investiert werden; 170 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.

Der Standort der Reifenfabrik in Joué-lès-Tours soll indes nicht komplett geschlossen werden. Wie Michelin berichtet, sollen dort in Zukunft Stahlcord und Heizbälge von 200 der aktuell 930 Mitarbeitern gefertigt werden, während 250 Mitarbeiter über Vorruhestandsregelungen ausscheiden. Michelin wolle den anderen 480 Mitarbeitern beim Übergang in eine mögliche Arbeitslosigkeit – sollten diese das Jobangebot in einer anderen Michelin-Fabrik nicht annehmen – durch Hilfsmaßnahmen erleichtern. Man wolle in jedem Fall Entlassungen soweit wie möglich verhindern. Der Hersteller wolle sich etwa über seine Gesellschaft Michelin Développement um die Schaffung von bis zu 730 Arbeitsplätzen in der Region um Tours bemühen.

Wie Michelin ebenfalls mitteilt, soll die Lkw-Reifenfabrik in der algerischen Hauptstadt Algier samt Vertriebsgesellschaft demnächst an Cevital verkauft werden. Der Plan steht bereits fest, die Produktion von Reifen vor Ort dann zum Ende dieses Jahres aufzugeben, da sie nicht mehr wettbewerbsfähig betrieben werden könne. Die 600 Fabrikarbeiter sollen aber auch darüber hinaus bei Cevital arbeiten können. Für den Vertrieb von Michelin-Reifen in Algerien ergäben sich durch den Verkauf allerdings besondere Wachstumsmöglichkeiten, betont Michelin, denn auch die 80 Vertriebsmitarbeiter vor Ort würden in Zukunft bei Cevital arbeiten und würden in den Kunden des größten Privatunternehmens des Landes künftig großes Potenzial haben. Für die Schließung der Fabrik in Algier rechnet Michelin mit Einmalkosten in Höhe von 135 Millionen Euro.

Im Rahmen eines 800 Millionen Euro schweren Investitionspaketes will Michelin in Frankreich seine Produktionsstätten insgesamt wettbewerbsfähiger gestalten. Neben der Schaffung einer erweiterten und modernisierten Lkw-Reifenfabrik in La Roche-sur-Yon will Michelin von 2013 bis 2019 insbesondere in sein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Clermont Ferrand investieren. Auch damit wolle man seine Verpflichtung unterstreichen, eine starke, tiefverwurzelte und nachhaltige Basis in Frankreich zu erhalten. Für rund 220 Millionen Euro sollen bestehende Einrichtungen erneuert und neue Einrichtungen installiert werden. Weitere Details zur Art der Investitionen nannte Michelin indes nicht.

Darüber hinaus will Michelin in EM- und Landwirtschaftsreifen investieren. Wie es dazu heißt, wolle der Hersteller seine beiden Fabriken in the Montceau-les-Mines und Puy-en-Velay von 2013 bis 2019 für rund 145 Millionen Euro modernisieren und erweitern. Während in der erstgenannten Fabrik der Output für 95 Millionen Euro um 40 Prozent gesteigert werden soll, soll die zweite Fabrik mit einem Investment um 50 Millionen Euro um 30 Prozent wachsen; in Summe sollen 250 neue Arbeitsplätze entstehen. Weitere acht Millionen Euro will Michelin in die Modernisierung der Landwirtschaftsreifenfabrik in Troyes investieren. Unterdessen fließen in Montceau-Les-Mines auch noch 45 Millionen Euro in die Produktion von Halberzeugnissen; hier entstehen 64 neue Arbeitsplätze. Außerdem will Michelin ganz allgemein in den kommenden Jahren bis 2019 260 Millionen Euro in seine französischen Produktionsstätten investieren. arno.borchers@reifenpresse.de


In der Michelin-Fabrik in Joué-lès-Tours werden in Zukunft keine Lkw-Reifen mehr gefertigt – der Hersteller will seine Produktionskapazitäten am Standort in La Roche-sur-Yon bündeln; mehreren Hundert Mitarbeitern droht die Arbeitslosigkeit

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