Geharnischtes Taylor-Vokabular an französischen Minister

Der Chef des US-amerikanischen AS-/EM-Reifen- und Räderkonzerns Titan International Inc. (Quincy/Illinois) Maurice Taylor, der in den 90er Jahren auch schon mal im Bewerberkarussell für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten die erste Runde überstanden hatte, hat dem französischen Industrieminister Arnaud Montebourg einen Brief geschrieben, dessen Inhalt bekannt wurde und der auch dieser Zeitschrift vorliegt. Darin findet Taylor Worte zum Industriestandort Frankreich, die an Deutlichkeit kaum zu überbieten sind.

Taylor antwortet auf eine Anfrage Montebourgs, doch ggf. in Diskussionen um das Reifenwerk Amiens einzutreten, das Goodyear schließen wird und dessen Agrarreifenproduktion ins Titan-Portfolio passen würde. Morry Taylors Schlusssatz dürfte auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf ein Engagement seines Unternehmens verglühen lassen: „Titan hat kein Interesse an der Fabrik Amiens Nord.“

Zuvor verdeutlicht er, wie er zu dieser finalen Entscheidung gelangt ist, ein Auszug: Goodyear habe mehr als vier Jahre lang versucht, einen Teil der hochbezahlten Jobs zu retten, aber die französischen Gewerkschaften und die französische Regierung mache nichts außer zu reden. Die Arbeiter würden eine Stunde täglich für ihre beiden Mahlzeiten benötigen, drei Stunden reden und drei Stunden arbeiten. Das sei der französische Weg, hätten ihm dazu die französischen Gewerkschaften geantwortet.

Statt dessen liefern die Chinesen Reifen nach Frankreich und werden dabei von ihrer Regierung unterstützt. In fünf Jahren werde Michelin nicht mehr in der Lage sein, Reifen in Frankreich zu produzieren. Der französische Landwirt wolle preisgünstige Reifen, es sei ihm egal, ob die aus China oder Indien kommen. Titan werde einen chinesischen oder indischen Hersteller übernehmen, weniger als einen Euro pro Arbeitsstunde bezahlen und alle Reifen nach Frankreich liefern, die dort benötigt werden. Erneute Diskussionen um den Standort Amiens? fragt Taylor den französischen Industrieminister: „Für wie dumm halten Sie uns?“ dv

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