Europa ist Goodyears Sorgenkind

Der US-Reifenhersteller The Goodyear Tire & Rubber Company (Akron/Ohio) hat die Geschäftsergebnisse des Jahres 2012 präsentiert. Dass der US-Reifenhersteller das zweite Mal in Folge einen operativen Gewinn (operating income) von mehr als 1,2 Milliarden US-$ einfahren konnte, begründet der Chairman und CEO Richard J. Kramer mit der nachhaltigen Performance im nordamerikanischen Reifengeschäft. Darüber hinaus begännen die strategischen Investitionen in China Früchte zu tragen. Sorge bereitet weiterhin die Schwäche der europäischen Wirtschaft.

Der Konzernumsatz büßte nach 22,8 Milliarden Dollar im Jahre 2011 acht Prozent ein und belief sich auf 21 Milliarden. 1,6 Milliarden Dollar der Umsatzeinbußen werden auf geringere Stückzahlen und Währungseinflüsse zurückgeführt, 489 Millionen auf Chemiegeschäfte in Nordamerika teilweise mit Dritten. Die Ergebnisse reflektieren allerdings einen starken Preismix. Der operative Gewinn blieb mit 1,2 Milliarden Dollar um 120 Millionen unter Vorjahr und wird im Wesentlichen auf die Europa-Schwäche zurückgeführt, die durch die Sparte North American Tire nur teilweise kompensiert werden konnte. Der um eine Milliarde Dollar bessere Preismix wurde durch um 576 Millionen gestiegene Rohstoffpreise zum Teil wieder aufgezehrt. Den Free Cash Flow beziffert Goodyear mit 701 Millionen $.

Die abgesetzten Stückzahlen der Geschäftseinheit North American Tire im Jahre 2012 verringerten sich von 66 auf 62,6 Millionen Einheiten. Der Umsatz ging von 9,859 Milliarden auf 9,666 Milliarden Dollar zurück. Der operative Gewinn verdoppelte sich fast von 276 Mio. auf 514 Mio. Dollar entsprechend die Marge von 2,8 auf 5,3 Prozent. Die Schließung des Reifenwerkes Union City (Tennessee) hat zum Ende des Jahres das Ergebnis noch einmal mit 20 Millionen Dollar belastet.

Sorgenkind ist das Segment EMEA (Europe, Middle East, Africa) mit einer satten Stückzahleinbuße von 74,3 auf 62,7 Millionen Einheiten. Bezogen lediglich auf Stückzahlen wäre EMEA damit auf Nordamerika-Niveau; bezogen auf den Umsatz nimmt Europa mit 6,884 Milliarden Dollar (nach 8,040 Milliarden) allerdings nur einen Konzernanteil von nicht einmal einem Drittel ein, während Nordamerika für 46 Prozent steht. Der operative Gewinn war mit 252 Millionen nach 627 Millionen Dollar deutlich rückläufig; entsprechend brach auch die Marge ein mit nur noch 3,7 nach 7,8 Prozent im Vorjahr.

Stückzahl- und Umsatzeinbußen auch in Lateinamerika: Der Absatz ging von 19,8 auf 18,1 Millionen Einheiten zurück, der Umsatz von 2,472 Milliarden auf 2,085 Milliarden Dollar. Angesichts eines trotz der deutlich geringeren Erlöse lediglich von 231 Millionen auf 223 Millionen Dollar gefallenen operating profit erhöhte sich die operative Marge von 9,3 auf 10,7 Prozent. Lateinamerika steht für fast genau zehn Prozent des Konzernumsatzes.

Die Geschäftseinheit Asia Pacific Tire, die mehr als elf Prozent des Konzernumsatzes generierte, war im Jahre 2012 die einzige mit einem, wenn auch nur leichten Absatzplus von 20,5 auf 20,6 Millionen Einheiten. Der Umsatz büßte allerdings leicht ein und kam auf 2,357 Milliarden nach 2,396 Milliarden Dollar. Positiv die Entwicklung beim operativen Gewinn mit einem Anstieg auf 259 Millionen nach 234 Millionen Dollar entsprechend einer Margenverbesserung von 9,8 Prozent auf elf Prozent.

Ausblicke

Zwar erwartet der Konzern für 2013 einen operativen Gewinn im Bereich von 1,4 bis 1,5 Milliarden Dollar, was einem Rekordergebnis entsprechen würde. Er nimmt damit allerdings früher geäußerte Prognosen, die 1,6 Milliarden verhießen, wieder zurück. Die gedämpften Erwartungen reflektieren insgesamt die anhaltende Volumenschwäche und Produktionskürzungen in Europa im Besonderen durch die angekündigte Schließung des Reifenwerkes Amiens (Frankreich), aber auch die Abwertung der venezuelanischen Währung Bolivar werde belastend sein. dv

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