Goodyear Dunlop verabschiedet sich von Landwirtschaftsreifen

,

Goodyear Dunlop verabschiedet sich aus dem Geschäft mit Landwirtschaftsreifen in der Region EMEA. Gleichzeitig mit der Ankündigung, Opens external link in new windowdie Reifenfabrik im französischen Amiens-Nord zu schließen, teilt Goodyear Dunlop Tires Europe B.V. (GDTE) jetzt die Absicht mit, sich in Zukunft aus dem Geschäft mit Landwirtschaftsreifen in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika zurückzuziehen. Welche Konsequenzen sich daraus ergeben – auch für den deutschen Markt, die sechs Fabriken hierzulande sowie den entsprechenden Außendienst –, ist im Moment nur schwer einzuschätzen.

„Das Projekt“, wie Goodyear Dunlop die Schließungspläne umschreibt, müsse noch mit den zuständigen europäischen Behörden und Arbeitnehmervertretungen abgestimmt werden, wo dies notwendig ist. Wie lange sich entsprechende Konsultationen hinziehen, kann derzeit niemand sagen. Folglich setzt Goodyear Dunlop auch keinen Termin für die Schließung fest. Französische Medien hatten in den vergangenen Tagen wiederholt geschrieben, die Schließung solle bis Ende des kommenden Jahres vollzogen werden.

Die Schließungspläne, so Goodyear Dunlop weiter in einer Mitteilung, beträfen hauptsächlich Frankreich und dort die Mitarbeiter in der Fabrik Amiens-Nord und die 1.273 Mitarbeiter, wo beinahe 60 Prozent der Goodyear-Dunlop-Landwirtschaftsreifenproduktion der Region EMEA stattfindet. Gleichzeitig würden aber auch andere Produktionsstandorte der Region EMEA von dem Beschluss betroffen sein, heißt es dazu. Weitere Fabriken, die vom Ende des Landwirtschaftsreifengeschäftes bei Goodyear Dunlop EMEA eben direkt betroffen sein werden, sind in der Türkei und in Polen. Auf Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG bei Goodyear Dunlop Tires Germany hieß es, es sei aber noch nicht sicher, in welchem Ausmaß dort Konsequenzen drohten. In Deutschland selbst betreibt Goodyear Dunlop insgesamt sechs Reifenfabriken, in denen aber keine Landwirtschaftsreifen produziert werden. Unternehmenssprecherin Gabriele Velte betonte folglich, dass hiesige Fabriken von dem Projekt eben nicht direkt betroffen seien; man erwarte „keine Auswirkungen“. Berechnungen der NEUE REIFENZEITUNG zufolge hatte die Goodyear-Gruppe 2011 in Deutschland einen Marktanteil von sieben Prozent im Treibradreifenersatzgeschäft.

Ob und inwiefern sich indes Auswirkungen für den Vertrieb in Deutschland ergeben, könne man im Moment noch nicht abschätzen. Laut Velte hänge alles Weitere davon ab, wie die jetzt beginnenden Konsultation ablaufen werden. Goodyear Dunlop ist in Deutschland mit zehn Außendienstlern im Markt präsent; diese „könnten betroffen sein“, heißt es dazu weiter, wobei es – wie gesagt – absolut unsicher ist, in welchem Zeitraum dort Konsequenzen drohten.

„Die Absicht unseres Unternehmens, das EMEA-Landwirtschaftsreifengeschäft zu beenden, deckt sich mit unserer Strategie, bei Goodyear den Fokus auf die Kerngeschäftsfelder zu legen“, so Arthur de Bok, Präsident von Goodyear EMEA und GDTE-Chairman.

Goodyear hatte bereits in den vergangenen Jahren sein Landwirtschaftsreifengeschäft in Teilen veräußert. 2005 übernahm Titan International das Geschäft und die zwei dazugehörigen Fabriken in Nordamerika von Goodyear, 2011 folgte dann das Lateinamerika-Geschäft mit der Fabrik in Brasilien. Auch für die Region EMEA und die entsprechende Reifenfabrik in Amiens-Nord hatte der US-Reifenkonzern intensive Gespräche mit Titan International geführt. Deren Chef Maurice Taylor brach die Verhandlungen aber Ende 2011 praktisch ab, nachdem er mit den lokalen französischen Gewerkschaften keinerlei Einigung erzielen konnte.

Anders erging es auch nicht Goodyear Dunlop. Der Reifenhersteller betreibt zwei Reifenfabriken in der nordfranzösischen Stadt Amiens. Während Verhandlungen über mögliche Investitionen in der Pkw-Reifenfabrik Amiens-Süd mit entsprechendem Entgegenkommen der Arbeitnehmerseite bei den Lohn- und Produktionskosten abgesichert werden konnten, zeigten sich die Arbeitnehmer in Amiens-Nord unnachgiebig in ihren Verhandlungen. Man habe bis heute kein Ergebnis über mögliche Investitionen am Standort – der auf der anderen Straßenseite zu Amiens-Süd liegt – erzielen können; die Fabrik fiel folglich im konzerninternen Wettbewerb weiter zurück, wird von Goodyear Dunlop bescheinigt.

In der aktuellen Mitteilung betont Goodyear Dunlop, dass das Landwirtschaftsreifengeschäft in der Region Asien-Pazifik – dazu gehört vornehmlich die Fabrik in Indien – von den Plänen für Europe nicht betroffen sei.
ab

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert