Reifen Gundlach genießt „großes Vertrauen“ der Pon Group

Seit Anfang dieses Jahres ist Reifen Gundlach eine 100-prozentige Tochter der Pon Group. Das niederländische Familienunternehmen ist in der Branche kein Unbekannter, gehören zu ihm doch bereits die Großhändler Euro-Tyre und Summa Tyres sowie Continental Banden. Dabei verlassen sich die neuen Eigentümer ganz bewusst auf die bestehende erfahrene Gundlach-Geschäftsführung und wissen auch Investitionsentscheidungen dort in guten Händen. Wie Gebhard Jansen im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, stimme die Chemie; Kunden und Lieferanten könnten auf die Fortsetzung der Geschäftsbeziehungen wie bisher vertrauen. Mehr noch: Reifen Gundlach und die Pon-Gruppe wollen gemeinsam wachsen.

Als Anfang des Jahres die Mitteilung veröffentlicht wurde, die Reifen Gundlach GmbH sei vom japanischen Handelskonzern Itochu an die niederländische Pon Group verkauft worden, hatten die Beteiligten schon einige Monate mehr oder weniger intensiv die Akquisition verhandelt. Wie Reifen-Gundlach-Geschäftsführer Gebhard Jansen im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, habe man im Verlauf der Monate Kontakt zu mehreren interessierten Unternehmen weltweit gehabt, unter denen sowohl strategische, branchennahe Investoren wie auch Private-Equity-Investoren waren; auch mit deutschen Unternehmen sei gesprochen worden, ohne dass Janssen Namen nennen könne.

Dass die Entscheidung der bisherigen japanischen Gesellschafter letzten Endes auf die niederländische Pon Group fiel, die unter dem Dach der Pon Tyre Group – wird geleitet durch Senior Vice President Jannes Bouman – schon einige Gesellschaften aus der Reifenbranche besitzt, sei für den Großhändler aus dem Westerwald eine gute Basis, stimme doch die Chemie zwischen Pon und Gundlach und erhalte man doch außerdem weitreichende unternehmerische Freiheiten in der Geschäftsführung. Die Übernahme durch die Pon Group kam dabei natürlich nicht zufällig zustande. Wie Jansen erläutert, sei die Gundlach-Geschäftsführung bei den Verkaufsgesprächen, soweit sie das operative Geschäft betrafen, stets mit am Tisch gewesen; lediglich die Details der Preisverhandlungen hätten Verkäufer und Käufer unter sich ausgemacht, erinnert sich Jansen. Itochu habe nicht einfach nur an den Meistbietenden verkaufen wollen, obwohl der Preis – der nicht kommuniziert wird – mit Sicherheit auch eine beträchtliche Rolle gespielt haben dürfte. Itochu und auch Reifen Gundlach sei es wichtig gewesen, einen Käufer zu finden, zu dem das Gundlach-Portfolio und das Gundlach-Geschäftsmodell passe und mit dem sich außerdem „gute Beziehungen“ abzeichneten. Dies alles, so Jansen, habe in Bezug auf die Pon Group gestimmt.

Die Reifen Gundlach GmbH ist seit dem 1. Januar also Teil der Pon Group; genauer gesagt: Sie ist eine Tochtergesellschaft der jetzt ebenfalls in Raubach ansässigen Pon Holding Germany GmbH. Dadurch, dass jetzt der Reifengroßhändler Euro-Tyre und andere Schwesterunternehmen von Reifen Gundlach sind, ergäben sich in jedem Fall Synergien, so Jansen, etwa durch Mengenbündelung im Einkauf. Man dürfe aber erwarten, das Euro-Tyre und Reifen Gundlach ihre Geschäfte weiterhin so betreiben werden, wie Kunden und Lieferanten das gewohnt seien. Vielleicht sei man jetzt „etwas partnerschaftlicher in der Zusammenarbeit“, schmunzelt Jansen; letzten Endes müsse aber jeder für seine eigene G+V arbeiten. Beide Großhändler arbeiteten eh seit über 25 Jahren zusammen. „Wir ergänzen uns“, findet der Gundlach-Geschäftsführer und verweist auf die „verschiedenen Märkte“, in denen beide Unternehmen aktiv seien. In jedem Fall würden allein durch die Gundlach-Akquise nicht per se neue Geschäftsbeziehungen zu Euro-Tyre entstehen, dem man eben auch weiterhin im Wettbewerb verbunden bleibe, erklärt Gebhard Jansen weiter.

Im Rahmen der Übernahmegespräche zwischen Itochu und Pon und Reifen Gundlach hat die Geschäftsführung des deutschen Großhändlers unter anderem auch ihren aktuellen Fünfjahresplan vorgestellt. In Raubach freut man sich darüber, dass die dort vorgesehenen Investitionen in die Logistik am Standort auch umgesetzt werden können. Auch das sei ein Ausweis der unternehmerischen Freiheiten, die der Gundlach-Geschäftsführung vonseiten des neuen Gesellschafters eingeräumt werden. Natürlich würden Entscheidungen formell im niederländischen Barneveld getroffen, wo die Pon Tyre Group ansässig ist. Man vertraut indes auf das Know-how und die Erfahrungen der Menschen vor Ort im Westerwald, wovon sich erst kürzlich der CEO der Pon Group ein Bild habe machen können. „Wir haben auch da erfahren, dass wir großes Vertrauen genießen.“ Auch dies bedeute, dass sich Kunden und Lieferanten auf die Verlässlichkeit der Beziehungen zu Reifen Gundlach verlassen können.

Seit die Pon Group Reifen Gundlach übernommen hat, hat sich am Standort in Dürrholz-Daufenbach einiges entwickelt. Anlässlich des Redaktionsbesuchs im August durfte die NEUE REIFENZEITUNG gleich drei Baustellen auf einmal bestaunen. Zum einen baut Gundlach einen neuen Wareneingang am 2006 eingeweihten Logistikzentrum; bisher wurden weitestgehend dieselben Rampen wie die für den Wareneingang genutzt. Des Weiteren baut Gundlach neben seiner „Produktion“ – das ist die Komplettradmontage – eine neue Zuführung, damit auch hier der Material-/Warenfluss noch besser gestaltet und ein vorhandener Engpass der ausgelasteten Anlage behoben werden kann. Und zu guter Letzt entsteht direkt gegenüber dem bestehenden Logistikzentrum ein neues 5.000 m² großes Warenausgangslager, mit dessen Fertigstellung ebenfalls noch im Laufe dieses Jahres gerechnet werden darf.

Um die aktuellen Erweiterungen vornehmen zu können, hat Reifen Gundlach weitere 25.000 m² Grund erworben; die Gemeinde hat sogar eigens eine Straße verlegt. Insgesamt betreibt das Unternehmen sein Logistikzentrum in Dürrholz-Daufenbach auf einem 100.000 m² großen Grundstück. Gleichzeitig habe sich Gundlach auch eine Option auf weitere 60.000 m² direkt angrenzenden Grund gesichert; weitere Expansionen sollen damit ermöglicht werden. Die aktuelle Investitionssumme will Gebhard Jansen nicht beziffern, man darf aber wohl von mehreren Millionen Euro ausgehen.

Aber auch über den wichtigen Logistikstandort im Westerwald hinaus hat Reifen Gundlach expandiert. Seit Anfang dieses Jahres ist der Grossist zusätzlich mit einem eigenen Logistikzentrum samt Verkaufsbüro in Dortmund ansässig und beschäftigt dort aktuell schon zehn Mitarbeiter. Mit diesem Schritt komme man viel dichter an die zahlreichen Kunden in der Rhein-Ruhr-Region heran, so Jansen weiter. Man könne diese sogar ohne Weiteres zweimal täglich anfahren und Reifen liefern. „Wir wollten noch mehr Nähe zum Kunden.“ In Dortmund lagern rund 50.000 Reifen und Räder, während dies im Logistikzentrum in Dürrholz-Daufenbach sogar rund eine Million sind. Auch wenn Reifen Gundlach jetzt auch in Dortmund mit zusätzlichen Lagerkapazitäten vor Ort ist, habe das Unternehmen keine aktuellen Pläne, zusätzliche Standorte zu eröffnen. arno.borchers@reifenpresse.de


Mittlerweile dehnt sich das Reifen-Gundlach-Logistikzentrum in Dürrholz-Daufenbach über 100.000 m² aus; es gibt eine Option auf weitere 60.000 m² (im Bild vorne zu sehen)

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