Roland Berger zum Lkw-Markt von übermorgen

Sechs Megatrends werden die weltweite Lkw-Industrie in den kommenden 20 Jahren stark beeinflussen. Dabei spielen der Trend zur Urbanisierung und die Entstehung von Megastädten eine bedeutende Rolle, denn dadurch ändern sich auch die Hauptwarenflüsse und Anforderungen an die Logistik. Wichtig ist außerdem der weltweit geplante Abbau der CO2-Emissionen: Lkw-Hersteller müssen zunehmend auf Elektro- und Hybridantriebe setzen, um den Umweltanforderungen gerecht zu werden. Hinzu kommt die starke Konkurrenz von neuen Anbietern – allen voran aus Asien. Die Notwendigkeit, Kosten zu sparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird zu neuen Allianzen zwischen OEMs und Zulieferern führen, um in aufstrebenden Märkten wachsen zu können. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Truck Transportation 2030“ von Roland Berger Strategy Consultants.

„Die Lkw-Industrie wird sich in den kommenden Jahren stark verändern“, sagt Norbert Dressler, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. „Hersteller müssen sich nicht nur auf zunehmenden Konkurrenzdruck einstellen, auch demografische und Umwelttrends spielen in Zukunft eine immer wichtigere Rolle.“

Urbanisierung erfordert neue Logistikstandards

Bis 2030 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich auf 8,3 Milliarden Menschen ansteigen. Dabei werden viele Menschen, insbesondere in Entwicklungsländern in so genannten Megastädten leben. „Dieses Phänomen wird eine Umstellung der Logistikbranche mit sich führen: Logistikunternehmen werden neue Lkw-Modelle benötigen, um die immer größeren Strecken zwischen Warenlagern und Stadtzentrum zu überbrücken“, prognostiziert Sebastian Gundermann, Co-Autor der Studie. „Kleinere und leichtere Langstrecken-Lkw werden daher für den Warentransport in den Großstädten immer wichtiger.“

Dabei spielt auch der geplante Abbau der CO2-Emissionen eine wesentliche Rolle. Zwar ist die Transportindustrie für nur rund 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Dennoch muss auch die Transportbranche ihren Beitrag leisten, um den CO2-Ausstoß signifikant zu reduzieren. So gehen 90 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass effiziente, emissions- und lärmfreie Lkw die Zukunft der Branche bestimmen werden. „In westlichen Ländern gibt es bereits hohe Standards bezüglich der Effizienz und Umweltbelastung von Lkw“, erläutert Norbert Dressler. „Diese Standards setzen sich nun auch in den Entwicklungsländern immer mehr durch und werden langfristig Lkw mit alternativen Antrieben zum Marktdurchbruch verhelfen.“

Sicherheit auf den Straßen

Eine immer wichtigere Rolle spielt auch die Sicherheit auf den Straßen. Nehmen die Menge der transportierten Waren, die Städtegröße und die Verkehrsintensität zu, steigen auch die Gefahren auf den Straßen. Unternehmen aus den Triade-Märkten, China und Indien sehen daher im unfallfreien Transport eine der zukünftigen Prioritäten. Vor allem die Lkw-Zulieferer-Industrie und Logistikunternehmen legen einen besonders großen Wert darauf.

„Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen auf den Straßen werden Technologien, die eine bessere Vernetzung der Fahrzeuge ermöglichen, einen Boom erleben“, sagt Sebastian Gundermann. „Logistikunternehmen werden zukünftig in Echtzeit wissen, wo sich ihre Lkw befinden und ob sie ein Problem haben. So lassen sich viel Zeit und Kosten sparen.“

Wettbewerb aus Asien nimmt zu

Obwohl der globale Lkw-Markt bis 2020 gegenüber 2011 um rund vier Prozent jährlich wachsen dürfte, halten zwei Drittel der befragten Unternehmen die steigende asiatische Konkurrenz für eine reelle Gefahr. Rund 70 Prozent der Unternehmen erwarten eine stärkere Präsenz der chinesischen und indischen Lkw-Hersteller auf dem internationalen Markt und höheren Kostendruck. „Es wird zwar noch einige Jahre dauern, bis chinesische und indische Hersteller mit westlichen Standards konkurrieren können, doch der Trend ist bereits jetzt deutlich zu erkennen“, so Gundermann.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, werden westliche OEMs verstärkt Allianzen sowohl mit Zulieferern als auch mit weiteren OEMs aus den Entwicklungsländern eingehen müssen. „Nur so haben sie die Möglichkeit, kostengünstige Lösungen zu entwickeln und auf den aufstrebenden Märkten weiter zu wachsen“, fasst Dressler zusammen. dv

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