Pirelli stellt neues „Referenzprodukt am Markt“ vor: Cinturato P7 Blue

, ,

Nachdem die Fachwelt während der Reifen-Messe in Essen bereits über den neuen AA-gelabelten „Pirelli Cinturato P7 Blue“ staunte, hat der Hersteller diesen jetzt auch offiziell im Rahmen einer Produktpräsentation eingeführt und zum umfangreichen Testen angeboten. Auch wenn aktuell ‚nur‘ 14 Dimensionen des neuen Cinturato P7 Blue erhältlich sind – sie sind eben erhältlich, wie der Hersteller mit Blick auf dieses aktuelle Alleinstellungsmerkmal unterstreicht. „Während andere Konzeptreifen haben, haben wir unseren Reifen im Laden“, gaben sich die Pirelli-Manager selbstbewusst und betonten: „Man kann den Reifen nicht vergleichen, denn er ist selber das Referenzprodukt am Markt.“ Mit dem neuen Cinturato P7 Blue untermauert Pirelli seine Premiumstrategie und führt außerdem ein sicheres und umweltfreundliches Produkt ein.

Dass Pirellis neuer Reifen in direkter Verwandtschaft zum 2009 eingeführten Cinturato P7 steht, zeigt ein Blick auf das Profildesign: es ist auf den ersten Blick identisch. Dennoch versteht sich der Cinturato P7 Blue klar als Weiterentwicklung des Pirelli-Top-Sellers, für den immerhin auch 52 OE-Homologationen vorliegen. Während der neue Cinturato P7 Blue – bei Pirelli kurz „der Blue“ genannt – „alle seine Leistungseigenschaften vom Cinturato P7 übernommen hat“, so Stephen Rowe anlässlich der Präsentation, sei er insbesondere beim Nassbremsen und beim Rollwiderstand noch einmal deutlich gegenüber seinem älteren Bruder verbessert worden. Der High Performance Platform Manager rechnet vor: Der Bremsweg etwa habe sich noch einmal um neun Prozent verkürzt und liege nach der Klassifizierung des EU-Reifenlabels sogar 2,6 Meter unter einem Reifen, der mit einem B eingestuft werden würde. Beim Rollwiderstand liegt der Blue um 23 Prozent besser als ein C-gelabelter Reifen. Dies resultiere in einer Kraftstoffersparnis von 5,1 Prozent.

Wie kann Pirelli solche Verbesserungen erreichen? Laut Stephen Rowe seien die Fortschritte etwa in der Mischungsentwicklung durch hochmoderne Materialien geradezu dramatisch gewesen in der jüngsten Vergangenheit. Auch die Produktionstechnologie, mit der der Cinturato P7 Blue gefertigt werde – er stammt ausnahmslos aus neuen Fabriken, und zwar aus der in Turin, Italien, und der in Rumänien –, zähle zu den modernsten in der Reifenindustrie. Darüber hinaus habe man bei Pirelli große Fortschritte in Bezug auf die Simulationstechnologien gemacht, die nicht nur die Entwicklungszyklen verkürzen und kostengünstiger gestalten können; das endgültige Produkt könne umfassender optimiert werden.

 
Dimensionsstatistik "Pirelli Cinturato P7 Blue"*):

225/40 R18 92 W XL, BA72
235/45 R17 97 W XL, AA72
235/45 R17 94 Y, BA71
225/50 R17 98 W XL, BA72
225/45 R17 91 Y, BA71
215/50 R17 95 W XL, BA72
215/50 R17 91 W, BA71
205/50 R17 93 W XL, BA72
225/55 R16 99 W XL, AA72
225/55 R16 95 V, BA71
215/55 R16 97 W XL, AA72
215/55 R16 93 W, BA71
205/60 R16 92 H, BA71
205/60 R16 92 V, BA71

*) Der Wert "BA72" steht bspw. laut EU-Reifenkennzeichnungsverordnung für Rollwiderstands-Klasse "B", Nassgriff-Klasse "A" und Rollgeräusch "72 dB".

In diesem Zusammenhang könnte man erwähnen, wie Stephan Rowe im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, dass etwa die Schulter des neuen Blue runder ist und der Reifen insgesamt dünner, obwohl sich dies nicht negativ auf die vertikale Steifigkeit auswirke. Im Gegenteil. Außerdem erklärt der High Performance Platform Manager, dass die Profiltiefe im Vergleich zum klassischen Cinturato P7 geringer ist. Die Frage, die sich hier natürlich aufdrängt, und zwar die nach der Laufleistung des neuen Reifens, hat Rowe bereits mehrfach beantworten müssen, wurde doch insbesondere auch in Essen während der Reifen-Messe über die geringere Profiltiefe des P7 Blue getuschelt. Nein, sagt er, der fehlende Millimeter habe keine negativen Auswirkungen auf die Laufleistung des Reifens. Diese sei gleich, in einigen Dimensionen sogar besser als die des älteren Bruders. Da der Reifen aufgrund seiner Konstruktion weniger Deformationen ausgesetzt ist, auch durch die geringere Profiltiefe, versteift sich das Gesamtgebilde Lauffläche tendenziell, sei der Abrieb eben auch reduziert, wodurch wiederum eine längere Laufleistung angeboten werden könne.

Man kann natürlich nur über die Sell-out-Preise spekulieren, ist der Reifen doch aktuell erst in der Auslieferung und noch nicht beim Endverbraucher angekommen. Dennoch rechnet Stephen Rowe mit einem Preisunterschied zwischen dem Blue und dem klassischen Cinturato P7 von vielleicht nur fünf bis sechs Prozent. Aufgrund der deutlich teureren Chemie, die für die Mischung genutzt werden muss, waren Fachleute eigentlich von einem Preissprung im zweistelligen Prozentbereich ausgegangen. Der Reifen sei aufgrund seiner Konstruktion aber auch leichter, sprich: es wird in Summe weniger Material verbaut, was sich wiederum nicht nur positiv auf seine Eigenschaften auswirke, so Rowe, sondern auch die Kostensteigerungen im Zaum halten.

Während der Cinturato P7, den Pirelli als „weltweit ersten ökologischen High-Performance-Reifen“ vermarktet, und der Blue im Sortiment direkt nebeneinander stehen, soll der neue Pirelli-Reifen doch ausschließlich im Ersatzgeschäft angeboten werden; Pirellis lang eingeführter Top-Seller bleibt das OE-Produkt des Herstellers. Laut Pirelli habe man den neuen AA-gelabelten Reifen – drei der 14 Größen kommen jetzt mit dieser Top-Klassifizierung auf den Markt (siehe Dimensionsstatistik) – entwickelt, da Autofahrer zunehmend sicherere und sparsamere Produkte kaufen wollten.

Dass Pirelli mit der Einführung des neuen Cinturato P7 Blue aber offenbar auch den Wettbewerb deklassiert und diesem um wenigstens etliche Monate voraus zu sein scheint, wird in Mailand am Pirelli-Sitz gerne zur Kenntnis genommen. Der Blue sei „das Referenzprodukt am Markt“, hieß es vonseiten der Pirelli-Manager anlässlich der Produktpräsentation. Dass man von einem Unternehmen wie Pirelli nichts Geringeres erwarten darf, wird von den eigenen Maßstäben vorgegeben. Spätestens seit Pirelli sich voll und ganz der Hinwendung zum Premiumsegment verschrieben hat, vorangetrieben durch sich ändernde Ansprüche der Kundschaft, und dort nach eigener Aussage bis 2015 „Weltmarktführer“ werden will, sind „Referenzprodukte“ das Mindeste, was man erwarten darf. Der Hersteller betont: „Nachhaltige Mobilität, was zusätzliche Sicherheit und eine Verringerung des Kraftstoffverbrauchs beinhaltet, ist von größter Bedeutung für Pirellis Premiumstrategie und steht weiterhin im Fokus der Bemühungen des italienischen Unternehmens, nonstop an Materialien, Strukturen und Profildesigns zu arbeiten.“ arno.borchers@reifenpresse.de

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert