Zwei-, nicht dreigleisig: „S20“ ersetzt „BT-016 Pro“ und/oder „BT-016“

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Eine Segmentierung gemäß des aus dem Pkw-Reifenmarkt bekannten Musters etwa nach Premium-, Qualitäts- und Budgetprodukten nebst entsprechenden Preisabstufungen praktizieren die im Motorradreifengeschäft aktiven Hersteller innerhalb ihrer eigenen Reifenlinien offiziell eigentlich nicht. Durch die Hintertür allerdings irgendwie doch, weil seit einiger Zeit eine Art „Mehrgleisigkeit“ bei den Bereifungen für motorisierte Zweiräder um sich zu greifen scheint. Gemeint damit ist, dass bei Einführung eines neuen Motorradreifenmodells dieses seinen Vorgänger nicht ablöst, sondern beide parallel im Markt angeboten werden, wobei die ältere Version in der Regel natürlich günstiger zu haben ist als die aktuelle Neuentwicklung. Ein Beispiel für diese „Mehrgleisigkeit“ ist nun auch Bridgestones neuer Opens external link in new window„Battlax Hypersport S20“, der die Nachfolge von Opens external link in new window„BT-016 Pro“ und/oder Opens external link in new window„BT-016“ antritt.

„Ein Hersteller hat mit so einer ‚Zweitlinie’ angefangen, und inzwischen ist dies vom Markt bis zu einem gewissen Grad angenommen worden“, erklärt Wolfgang Terfloth, Leiter Verkauf Motorradreifen bei der Bridgestone Deutschland GmbH, warum man nun mehr oder weniger selbst ebenfalls auf diesen Zug aufspringt. Allerdings werde man nicht so weit gehen, im eigenen Produktprogramm sogar noch eine „Drittlinie“ vorzuhalten, sagt er. Bei diesen Worten dürfte jeder am Motorradreifengeschäft Interessierte sicherlich sofort Wettbewerber Michelin vor dem geistigen Auge haben, der zumindest im Tourensportsegment bis dato Selbiges mit seinem Opens external link in new window„Pilot Road 3“, Opens external link in new window„Pilot Road 2“ und Opens external link in new window„Pilot Road“ praktiziert. Der für das Hypersportsegment konzipierte „S20“ ersetzt demgegenüber jedoch den bisherigen „Battlax BT-016“ in den vier Dimensionen komplett, in denen dessen weiterentwickelte Variante mit dem Namenszusatz „Pro“ angeboten wird.

Klingt erst einmal verwirrend, wird aber verständlicher, wenn man das Ganze so formuliert: In der Größe 120/70 ZR17 M/C (58W) für das Vorderrad sowie in den Dimensionen 180/55 ZR17 M/C (73W), 190/50 ZR17 M/C (73W) und 190/55 ZR17 M/C (75W) für das Hinterrad haben Kunden zukünftig nur noch die Wahl zwischen dem neuen „S20“ und dem „BT-016 Pro“, während in allen anderen Größen, in denen bislang ein „BT-016“ verfügbar war, nun zusätzlich noch der „S20“ hinzukommt. Damit einher geht Terfloth zufolge eine entsprechende preisliche Neupositionierung. Das Preisplus des Premiumangebotes „Battlax Hyperport S20“ gegenüber der „Zweitlinie“ – je nach Größe eben „BT-016 Pro“ oder „BT-016“ – beziffert er dabei mit „zwischen zehn und zwölf Prozent“.

Ursprünglich war der Ende 2010 bzw. Anfang 2011 auf die Schnelle eingeführte „BT-016 Pro“ seinen Worten zufolge dabei eigentlich gar nicht eingeplant. Aber vermutlich vor dem Hintergrund des vergleichsweise enttäuschenden Abschneidens des „BT-016“ bei den einschlägigen Reifentests 2010 und hier vor allem auf nasser Fahrbahn hatte man – so Terfloth – für die „Entwicklungsstufe ‚BT-016 Pro’ die Notwendigkeit gesehen, vier Größen zu bringen“. Und die Schwäche bei Nässe konnte diese im vergangenen Jahr dann schließlich mehr als ausbügeln, landete sie bei den Vergleichstests der Magazine Opens external link in new windowPS und Opens external link in new windowMotorrad doch jeweils ganz vorne. Klar, dass Bridgestone mit dem ganz neuen „S20“ an diese Erfolge wird anknüpfen wollen.

Obwohl das neue Namensschema – nach dem 2011 vorgestellten Rennreifen Opens external link in new window„Battlax Racing R 10“ und dem „Battlax Hypersport S20“ in diesem Jahr dürfte nun als Nächstes wohl ein „Battlax Touring T30“ als Nachfolger der „BT-023“ im Tourensportsegment folgen – anderes vermuten lassen könnte, ist der Entwicklungssprung zwischen dem „S20“ und dem „BT-016 Pro“ nicht gar so groß wie zwischen dem neuesten Bridgestone-Hypersportreifen und dem „BT-016“. Dabei ist die Positionierung des Neuen Terfloth zufolge ähnlich wie die der „Pro“-Vorgängerversion. Als eines der Ziele bei der Entwicklung des neuen „S20“ erwähnt er noch bessere Nässeeigenschaften als die des „BT-016 Pro“, was angesichts dessen guter Leistungen in diesem Bereich aber „sehr, sehr schwierig“ gewesen sei. Außerdem hat Bridgestone demnach noch besonderen Wert auf eine über die Reifenlebensdauer möglichst gleichmäßige Performance gelegt sowie auf einen universell einsetzbaren Reifen.

Selbst wenn der Hersteller in Verbindung mit seinen Motorradreifen gerne den Slogan „MotoGP-Technologie für jedermann“ verwendet sei der „S20“ definitiv kein reiner Rennreifen, sagt Terfloth. Gleichwohl soll der Reifen von dem Opens external link in new windowEngagement der Japaner in der höchsten Motorradrennserie profitiert haben. Dabei ist selbstredend vor allem natürlich die Laufflächenmischung gemeint und weniger die Profilierung des Reifens, weil in den MotoGP – außer bei Regen – nun einmal wie in allen anderen hochklassigen Rennserien auf Slicks gefahren wird. Insofern soll der Neue dank des im Motorsport rund um Laufflächenmischungen gesammelten Know-hows mit Blick auf die Temperaturen mit einem breiteren Einsatzbereich, einer kürzeren Aufwärmphase, einem Plus an Nässehaftung und in Summe letztlich mit mehr Sicherheit aufwarten können.


Sowohl schon beim „BT-016 Pro“ als auch jetzt beim „Hypersport S20“ setzt Bridgestone auf nur noch zwei Mischungsspezifikationen am Hinterradreifen („3LC“) – beim „BT-016“ waren es noch drei Mischungen („5LC“)

Dabei ist bemerkenswert, dass das Unternehmen in Sachen Mehrkomponentenlaufflächenmischungstechnologie im Vergleich zu früher wieder ein wenig zurückrudert. Der „Hypersport S20“ verfügt sowohl Vorder- als auch am Hinterrad über nur zwei verschiedene Mischungsspezifikationen, mit einer härteren in der Mitte und einer weicheren jeweils zu den Schultern hin. Der (Vor-)Vorgänger „BT-016“ wartete zumindest am Hinterrad noch mit drei verschiedenen Spezifikationen auf, was Bridgestone als „5 Layer Compound“ oder „5LC“ bezeichnet. „Der Vorteil von ‚5LC’ war nicht wirklich erkennbar. Zwei Mischungen haben sich als absolut ausreichend herausgestellt“, erklärt Wolfgang Terfloth, warum man sowohl schon beim „BT-016 Pro“ als auch bei der Neuentwicklung jetzt durchgehend auf „3LC“ setzt.

Seit Jahresanfang ist der „Hypersport S20“ in vier Vorderradgrößen – 110/70 ZR17 (54W), 120/60 ZR17 (55W), 120/70 ZR17 (58W) und 130/70 ZR16 (61W) – sowie sieben Hinterradgrößen – 150/60 ZR17 (66W), 160/60 ZR17 (69W), 170/60 ZR17 (72W), 180/55 ZR17 (73W), 190/50 ZR17 (73W), 190/55 ZR17 (75W) und 200/50 ZR17 (75W) – im europäischen Markt erhältlich. christian.marx@reifenpresse.de

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