Phase zwei des ContiLifeCycle-Konzeptes beginnt

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Die Strukturen, mit denen sich die Continental auf dem hiesigen Runderneuerungsmarkt aufstellt, werden immer deutlicher. Hatte man 2009 beschlossen, die Integration der Runderneuerung in das Neureifengeschäft voranzubringen und als wichtigen Teil des ContiLifeCycle-Konzeptes zu etablieren, so sehen die Verantwortlichen in Hannover jetzt Phase zwei des neuen Geschäftsmodells als gekommen an: die Umsetzung der entwickelten Strategie. Insbesondere große internationale Flotten schätzten die von Continental angebotenen Paketlösungen unter dem Label ContiLifeCycle. Wie Christian Sass, bei der Continental Director Retread Business mit weltweiter Verantwortung, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betont, könnten die verschiedenen zum Konzept gehörenden Module nach den individuellen Bedürfnissen der Flotte kombiniert und somit die Reifenkosten optimiert werden.

Es gibt sie scheinbar immer noch, die Flottenkunden, deren Interesse kaum über den Neureifen hinausgeht, doch sie werden immer seltener. Nicht zuletzt liege dies eben auch an überzeugenden Paketlösungen für den Reifenbedarf einer Flotte und dem ureigenen Interesse eines jeden Flottenbetreibers, die Kosten pro gefahrenen Kilometer so gering wie möglich zu halten. Unter dem weltweit bereits eingeführten oder in der Einführung befindlichen ContiLifeCycle-Konzept bietet der führende deutsche Reifenhersteller Continental vier zentrale Module an: den Neureifen, das Nachschneiden, das Karkassenmanagement und zu guter Letzt die Runderneuerung.


Die Continental bringt immer mehr ContiRe-Heißrunderneuerte auf den Markt, die – von Reifen Ihle in Deutschland und Bandvulc in Großbritannien gefertigt – mit den Leistungsparametern der Neureifen vergleichbar sind, so das Versprechen

Während der Continental-Neureifen natürlich den Grundstein für das ContiLifeCycle-Konzept und die Minimierung der Gesamtkosten bilden, wird der Lebenszyklus eben erst durch die drei nachfolgenden Module des Konzepte vollendet und – bei Bedarf – mit dem Serviceversprechen eines professionellen Flottenmanagements ergänzt. Sind die Neureifen der Hannoveraner bereits auf Laufleistung und somit höchste Wirtschaftlichkeit getrimmt, so stehen die Produkte der für das Konzept zentralen Runderneuerung dem Ganzen heute in (fast) nichts mehr nach. Wie Christian Sass erläutert, bringe der deutsche Neureifenhersteller immer mehr ContiRe-Heißrunderneuerte auf den Markt, die – von Reifen Ihle in Deutschland und Bandvulc in Großbritannien gefertigt – mit den Leistungsparametern der ihnen vorangegangenen Generation an Neureifen nahezu deckungsgleich sind, so das Versprechen. In Hannover ist man sogar bemüht, den Neureifen sowie seine ContiRe-Entsprechung zeitgleich auf den Markt zu bringen, soweit dies durch bereits im Markt befindlichen Karkassen praktikabel ist.

Auch das Engagement der Continental in Sachen Kaltrunderneuerung ändert sich mit diesem Jahr. Hatten die Hannoveraner bis vor Kurzem die Herstellung und Vermarktung der ContiTread-Kaltlaufstreifen komplett den italienischen Partnern von Marangoni überlassen, nimmt man jetzt den Vertrieb an die regionalen Runderneuerungspartner europaweit in die eigenen Hände. Die Produktion der Laufstreifen solle weiterhin Marangoni übernehmen.

Ob es Sinn macht, auch diesen Teil des Geschäftes künftig selber zu übernehmen, wie erst vergangenes Jahr in Nordamerika geschehen? Christian Sass sieht dies aktuell nicht als Option. Während der nordamerikanische Markt für kaltrunderneuerte Lkw-Reifen etwa 16 Millionen Einheiten umfasst (von insgesamt 18 Millionen Runderneuerten dort), sind dies in Europa maximal drei bis 3,5 Millionen, von denen wiederum nur bis zu 40 Prozent zu dem für die Continental interessanten Premium-Runderneuerungsmarkt gehören. Das Markt- und Mengenpotenzial in Nordamerika sei demnach ein völlig anderes, weswegen sich dort auch die Investition in eine eigene Laufstreifenfertigung rechtfertigen ließ. Bei der Vermarktung von ContiTread-Laufstreifen in Europa jedenfalls wolle Continental künftig auf „selektive Partnerschaften“ setzen; das Motto: „Klasse statt Masse“, so Sass weiter.

Um den Flotten gegenüber auch das Serviceversprechen einlösen zu können, optimiert die Continental auch weiterhin die notwendigen Angebote bzw. unterstützenden Tools. Für 2012 kündigt Christian Sass etwa die Einführung des neuen sogenannten „ContiLifeCycle-Konfigurators“ an, der sich aktuell in der finalen Testphase befinde. Mit dieser Software könnten die Außendienstmitarbeiter des Reifenherstellers gemeinsam mit den Zuständigen aufseiten des Flottenkunden alle wichtigen Parameter die Reifenwahl betreffend eingeben und erhalten im Gegenzug eine umfassende Kalkulations- und Entscheidungsgrundlage. Flottenbetreiber, die sich bisher noch nicht von dem ContiLifeCycle-Konzept überzeugen ließen, soll es damit schwerer gemacht werden, das Offensichtliche anzuerkennen, also die Vorteile aufseiten der Reifenkosten, wenn eben mehr als nur der Neureifen in die Berechnung mit einbezogen wird. „Wir haben uns als Berater aufgestellt, der eine Gesamtlösung für die Flotte anbietet“, sagt der Director Retread Business der Continental. Dabei sei es von zentraler Bedeutung, den engen persönlichen Kontakt zum Kunden herzustellen bzw. zu intensivieren und ihm entsprechend die Vorteile des ContiLifeCycle-Konzeptes und der dazugehörigen Services näherzubringen.

Ein weiteres Angebot, das Continental seinen Kunden demnächst machen will, um die Optimierung der Reifenkosten weiter voranzutreiben, ist eine europäische „Karkassdatenbank“. Gerade jetzt, zwei Jahre nach der großen Krise auf den weltweiten Nutzfahrzeug- und Nutzfahrzeugneureifenmärkten, zeigt sich die Krise mit voller Wucht auf den Karkassenmärkten. Neureifen, die damals nicht in Verkehr gebracht wurden, können heuer eben nicht runderneuert werden. „Auf der Rohstoffseite der Runderneuerung“, umschreibt Christian Sass den Karkassenmarkt, „war 2011 ein extrem schwieriges Jahr.“ Habe die Runderneuerung in der Krise selbst noch profitieren können, schlage „die Mechanik des Marktes“ jetzt zurück.

2012 werde wohl eher „ein stagnierendes Reifenjahr“, in dem sich die antizyklische Entwicklung der vergangenen drei Jahre zwischen dem Neureifen- und dem Runderneuerungsmarkt weiter angleichen sollte. Auch wenn sich folglich die Situation auf den Karkassenmärkten entspannen dürfte, sollte neben dem individuellen Karkassenmanagement auf Flottenebene eine europäische Karkassdatenbank weiterer wichtiger Bestandteil im Angebot des ContiLifeCycle-Konzeptes sein. arno.borchers@reifenpresse.de

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