Pirelli und Novateck – Ein strategisches Geschäftsmodell

Reifenhersteller, die heute im Nutzfahrzeugsegment präsent sein und insbesondere aufseiten der Flotten bestehen wollen, kommen um ein integriertes Runderneuerungsprogramm einfach nicht umhin. Unter den Top-5-Herstellern gibt es keinen mehr, der sich nicht entsprechend engagiert. Seit 2009 setzt jetzt auch Pirelli ein neues strategisches Geschäftsmodell in Europa um, in dessen Mittelpunkt – neben den eigentlichen Lkw-Neureifen – auch runderneuerte Reifen der Marke „Novateck“ stehen. Aktuell ist der italienische Reifenhersteller bereits in vielen europäischen Ländern aktiv und kooperiert dort jeweils mit führenden Runderneuerern.

„Bei Pirelli glauben wir, dass die Runderneuerung von Lkw-Reifen zu unserem Konzept einer ‚effizienten Mobilität’ gehört. Dabei sind die Optimierung von Kosten für unsere Kunden sowie eine geringe Umweltbelastung die wichtigsten Vorgaben“, erläutert Alain Versace. Der bei Pirelli Deutschland für Zentraleuropa zuständige Truck-Marketing-Manager verweist im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG insbesondere darauf, dass der Aufbau der eigenen Runderneuerungsaktivitäten in engem Zusammenhang mit der Entwicklung hochwertiger Lkw-Neureifen stehe. „Wir legen einen ganz besonderen Fokus auf die Qualität unserer Karkassen, und zwar schon bei allen Stufen der Entwicklung unserer Neureifen“, so Versace weiter.

Angebote, die Pirelli an seine Flottenkunden macht, verstehen sich demnach als Komplettpakete, die die Kosten des Flottenmanagements optimieren helfen sollen. Ein Beispiel: Die neuen Pirelli-Neureifenserien „:01“ und „88“ seien mit speziellem Blick auf ihre spätere Runderneuerungsfähigkeit entwickelt worden, so Versace weiter. Erst dank der „Premium-Karkassen“, die sich unter dem jeweiligen Profil versteckten, könne auch eine Premium-Runderneuerung stattfinden. Mit beidem gemeinsam sei ein Optimum an Wettbewerbsfähigkeit und Kosten-pro-Kilometer möglich. In Pirelli-Veröffentlichungen heißt dies: „Gleiche Qualität für alle ‚Reifenleben’“.

Dass sich die Novateck-Laufstreifenprofile dabei mit denen aus dem Neureifensortiment decken, ist eine logische Fortsetzung dieser Konzeption; es werden also ausschließlich Original-Pirelli-Profile als Laufstreifen für die Runderneuerung angeboten, und das für zahlreiche Anwendungen.

Heute ist Pirelli mit seiner Marke Novateck in allen großen europäischen Runderneuerungsmärkten präsent; Ausnahme: Frankreich. Während die Strategien der verschiedenen Neureifenhersteller recht unterschiedlich sind, was die Produktion der runderneuerten Reifen betrifft, setzt man bei Pirelli auf die Zusammenarbeit mit namhaften Partnern in den jeweiligen Ländern. Auf dem italienischen Heimatmarkt etwa kooperiert Pirelli seit der Neuausrichtung 2009 mit Marangoni (vormals Marangoni Pneumatici), was die Runderneuerung betrifft. Marangoni produziert dabei nicht nur Novateck-Reifen für Pirelli, auch ist der Runderneuerungs- und Neureifenkonzern aus Rovereto in den meisten Regionen Italiens für den Vertrieb zuständig. Auf den anderen Märkten – auch in Deutschland – arbeitet Pirelli zum Teil mit zertifizierten, aber unabhängigen, zum Teil mit eigenen Runderneuerungsbetrieben zusammen. In Deutschland betreibt Pirelli unter dem Dach der Handelstochter Pneumobil in Hattingen bei Essen eine eigene Runderneuerung, arbeitet aber auch mit namhaften unabhängigen Runderneuerern wie Reifen Müller (siehe separaten Beitrag in dieser Beilage) zusammen. In Großbritannien wiederum arbeitet Pirelli seit 2006 mit Vacu-Lug unter Lizenz zusammen. Vacu-Lug hatte damals die Anlagen aus dem Pirelli-Runderneuerungswerk in Burton-upon-Trent übernommen.

Ursprünglich angefangen hatte Pirelli mit seinem Engagement in Sachen Runderneuerung bereits 2003, und zwar in Brasilien. Dort zählt Pirelli seit Jahren zu den Marktführern im Neureifensegment. Neben Italien, Deutschland und Großbritannien ist Pirelli aktuell noch in der Türkei, in Spanien, den Benelux-Ländern, Tschechien und Ungarn mit Novateck aktiv. In anderen europäischen Ländern ist Pirelli derzeit nicht mit einem Angebot an runderneuerten Lkw-Reifen vertreten.

Dass Pirelli in Europa nicht auf eigene Produktionskapazitäten setzt, wie andere Neureifenhersteller dies mitunter tun, sei ebenfalls Teil des neuen strategischen Geschäftsmodells, so Alain Versace weiter. Laut dem Truck-Marketing-Manager habe man ganz gezielt die Zusammenarbeit mit großen, namhaften Partnern in der Runderneuerungsbranche gesucht, da diese als Meinungsbildner in der Branche das neue Produkt schneller bekannt zu machen wissen. Gleichzeitig konnte man auf diese Art und Weise schnell das neue Produkt über ein breites Geflecht an Partner-Verkaufspunkten im Markt etablieren. Eine eigene Runderneuerungsstätte aufzubauen wäre hingegen wesentlich zeitaufwendiger gewesen. Versace weist in diesem Zusammenhang allerdings darauf hin, dass Novateck-Reifen nicht nur über den Runderneuerungspartner und dessen Vertriebsnetz im jeweiligen Land zu haben sind. Natürlich bietet auch – wie oben bereits erwähnt – die Pirelli-Vertriebsmannschaft das Produkt Novateck zusammen mit den Neureifen am Markt an. arno.borchers@reifenpresse.de

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