Excentric: Neuanfänge

Wolfgang Jansen, geschäftsführender Gesellschafter der Bremer Excentric GmbH, mag für sein Alter äußerst umtriebig, vielseitig interessiert, körperlich und geistig ohnehin topfit sein – die Augen vor den Realitäten verschließt er nicht: „Ich bin jetzt über 70, da war es Zeit, die Nachfolge zu regeln und für das Unternehmen zukunftsfähige Strukturen zu schaffen.“ Beides hat er in den letzten Monaten mit dem ihm eigenen Elan vorangetrieben.

Der neue Mann, den Jansen für die Excentric-Führung auserwählt hat, ist ein altbekannter: Jean-Pierre Ulrich hat einst bei Excentric das Geschäft erlernt, jetzt kommt er aus Berlin zurück an seine alte Wirkungsstätte und wird – so sich denn alles so entwickelt, wie es sich Jansen vorstellt – mit Wirkung 1. Januar 2013 endgültig das Excentric-Zepter übernehmen.

Dass die Strukturen des Unternehmens aus Sicht des aktuellen Excentric-Chefs zukunftsfähig sind, sieht er in einem Neuanfang 2010/2011 begründet, den er in zwei Phasen absolviert hat, verdankt es aber auch dem Comeback der Italomarke ATP, mit der Excentric einst zu seiner Marktbedeutung avancierte.

Neuanfang in zwei Etappen

Erst galt es, das Geschäft zurück auf sicheren Grund zu führen. Wolfgang Jansen trägt das Herz auf der Zunge: Ja, vor allem als der Umsatz wegen der Insolvenz des italienischen Räderherstellers mit dem in der Räderbranche wohlklingenden Kürzel ATP wegbrach, geriet Excentric in schweres Fahrwasser. Die Jahre 2007 bis 2009 aber sind überwunden, im vergangenen Jahr ist es gelungen, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Dazu wurden Kostenstrukturen verändert, statt in firmeneigenen Dienstwagen ist man beispielsweise jetzt in geleasten unterwegs. Auch finanziell mussten Abstriche gemacht werden: Was in fetten Jahren möglich war, kann in mageren nicht so bleiben. Was in den Erfolgsjahren des Großhandels ein wenig eingeschlafen war, wird jetzt auf Trab gebracht: Womit das Endverbrauchergeschäft unter dem Namen „Car Evolution“ gemeint ist.

Die inhaltlichen Umstrukturierungen hatten natürlich Auswirkungen auf die Mannschaft und werden von Jansen als zweite Etappe des Neuanfangs gewertet. Das Team wurde gewissermaßen „runderneuert“ und besteht jetzt aus zehn Personen. Die können auf einen festen und soliden Kundenstamm von etwa 4.500 Adressen aufbauen. Als Geschäftsfelder und damit Säulen des Großhandels dienen die drei Produktgruppen Reifen (vor allem offroad), Felgen und Öl.

In Bezug auf Leichtmetallräder differenziert Wolfgang Jansen vier Einheiten, die auch jeweils mit eigenen Katalogen bestückt werden: So sieht man sich als guten Brock-Kunden und ist des Lobes voll über dessen Räderwerk in Bosnien-Herzegowina. Schmidt Revolution ist nicht nur eine passende Verbindung, weil beide als Norddeutsche zueinander passen, sondern mit Schmidt lassen sich auch immer mal wieder ausgefallene Projekte realisieren. Eigene Kataloge gelten ferner der Eigenmarke Excentric und der Marke ATP, die ebenso wie Excentric einen Neustart hinlegt.

Schon bei der Nennung des Geschäftsfeldes „Öl“ springt die Verbindung zu DBV Würzburg ins Auge, die Kooperation bezieht sich aber auch auf das Räderprogramm. Schließlich gehört DBV als Einzelmarke mit einem Jahresabsatz von „200.000 plus X“ in Deutschland zu den bedeutendsten Marken des Aluräderersatzgeschäftes. Excentric und DBV profitieren voneinander, wobei der Geschäftsführer des Bremer Unternehmens aus dem Ursprung von ihm vertriebener Räder kein Geheimnis zu machen gedenkt: „In den Kartons ist außer der Excentric-Linse auch die des Anbieters mit enthalten.“

Freilich gilt sein Ehrgeiz vor allem der Entwicklung des Eigenprogramms: Über die bekannten und erfolgreichen Radtypen hinaus sind „in der Pipeline“ 17- bis 19-Zoll-Räder der Marke Excentric mit Edelstahlring, ob das noch alles rechtzeitig zur Frühjahrssaison 2011 klappt, das treibt Jansen um. Fix hingegen ist der Zeitplan bezüglich ATP: Zum 1. April ist die Excentric GmbH wieder Alleindistributeur der italienischen Exklusivmarke; bei diesem Neuanfang allerdings nicht nur in Deutschland, sondern gleich für den gesamten deutschsprachigen Raum, also auch in den Ländern Österreich und Schweiz.

Man erinnere sich: Als ATP im Jahre 2008 in die Insolvenz gehen musste, geschah dies ja nicht aus ehrenrührigen Gründen, sondern – wenn überhaupt gekrittelt werden kann – aus Überehrgeiz. Obwohl das Markenimage bereits prächtig war, ATP als technisch herausragend positioniert galt, wollten die damaligen Macher nach immer höher hängenden Trauben greifen und investierten in neuartiges Equipment, um die eigenen Ansprüche noch höher zu schrauben – mit der Folge, dass sich ATP finanziell übernahm, dem damaligen Inhaber blieb keine andere Wahl, als das Handtuch zu schmeißen.

Jetzt tritt ein neuer Investor an, der Jansen gleich vermitteln konnte, dass der technische Anspruch als ATP-Tugend erhalten bleibt: Seine ambitionierten Techniker sind die ambitionierten Techniker von einst. Mit Hochtouren wird seit der Neubelebung als ATP Srl im Herbst 2010 daran gearbeitet, nicht nur mit äußerst attraktivem Programm, sondern auch mit Lieferfähigkeit in diesem Frühjahr durchzustarten. Die hochmoderne Gießerei und das fortschrittliche Equipment, das dem vormaligen Eigner finanziell den Garaus gemacht hatte, wird für den neuen Investor zum Trumpf. Die Rückkehr in den deutschen Markt geht ATP mit sechs einteiligen Rädern in verschiedenen Designs und Ausführungen an, die sich als „Klassiker“ definieren lassen und schon von daher gewährleisten, dass der Neuanfang gelingt. Als ATP-typische Features dürfen Edelstahlfrontblende bzw. Edelstahlfelgenbettabdeckung dabei nicht fehlen. detlef.vogt@reifenpresse.de

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