Continental meldet Umsatzsteigerung und hohe Gewinne

Entgegen den bisherigen Ankündigungen konnte die Continental AG im vergangenen Jahr ihren Umsatz sogar noch stärker steigern. In 2010 setzte der Automobilzulieferer und Reifenhersteller insgesamt 26,047 Milliarden Euro um, was einer Steigerung von 29,6 Prozent entspricht; bisher hatte das Unternehmen immer einen Umsatz in Höhe von 25,5 Milliarden Euro prognostiziert. Gleichzeitig konnte die Continental aber auch ihr operatives Ergebnis wieder positiv gestalten. Nach einem negativen EBIT in 2009 von 1,04 Milliarden Euro kann Conti für das vergangene Jahr nun einen EBIT von 1,94 Milliarden Euro verbuchen, was einer EBIT-Marge von 7,4 Prozent entspricht. Auch das Konzernergebnis lag nach einem verlustreichen Jahr 2009 (-1,65 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr wieder diesseits der Gewinnschwelle, und zwar bei 576 Millionen Euro. Dies entspricht einer Nettomarge von 5,6 Prozent. Gleichzeitig konnte die Continental AG ihre Nettofinanzschulden weiter von 8,9 auf jetzt 7,32 Milliarden Euro verringern (-17,7 Prozent). Wie das Unternehmen meldet, habe man im vergangenen Jahr dank der „Rekordmarken bei Umsatz und operativem Ergebnis (…) an Schlagkraft gewonnen“. Daher gehe man mit Optimismus ins neue Geschäftsjahr und wolle „mit einem zweistelligen Wachstumsziel seinen Erfolgskurs energisch fortsetzen“.

Einen wesentlichen wenn auch leicht unterdurchschnittlichen Anteil am Umsatzwachstum des vergangenen Jahres hat die Gummisparte „Rubber Group“, die in 2010 10,15 Milliarden Euro umsetzte (+25,8 Prozent; ohne konzerninternen Umsatz). Besonders zulegen konnte dabei die Division Lkw-Reifen, deren Umsatz – nach starken Rückgängen in den Zeiten der Krise – mit 34 Prozent wieder deutlich anstieg, und zwar auf 1,43 Milliarden Euro. Die Divisionen Pkw-Reifen (5,82 Milliarden Euro; +23,9 Prozent) und ContiTech (3,1 Milliarden Euro; +28,6 Prozent) trugen ebenfalls deutlich zum Wachstum bei. Rückgrat des Umsatzwachstums war hingegen die Sparte „Automotive Group“, die 15,92 Milliarden Euro (+32,2 Prozent; ohne konzerninternen Umsatz) zum Umsatz beitrug.

Während die Rubber Group im vergangenen Jahr lediglich 39 Prozent zum Umsatz des Continental-Konzerns beitrug, zeigt sich bei einem Blick auf das operative Ergebnis (EBIT), welche große Rolle die Reifen- und Gummisparte für die Gewinne der Continental spielt: Über 73 Prozent des EBIT stammt aus dem Geschäft mit Reifen und Gummiartikeln. Hier spielt insbesondere die Division Pkw-Reifen eine zentrale Rolle. Während ihr Anteil am Gesamtumsatz 22,3 Prozent betrug, stammten doch immerhin 51,3 Prozent des EBIT aus dem Verkauf von Pkw-Reifen weltweit. Die Umsatzrendite mit Pkw-Reifen lag demnach bei beträchtlichen 17,1 Prozent. Nach einem verlustreichen Jahr 2009 (-50,1 Millionen Euro) konnte auch die Divison Lkw-Reifen im vergangenen Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben: deren EBIT lag bei 50,1 Millionen Euro. Die Umsatzrendite bei Lkw-Reifen lag demnach bei 3,5 Prozent.

„Wir haben 2010 mit einem Umsatzplus von fast 30 Prozent auf 26 Milliarden Euro unsere zu Jahresbeginn gesetzten Ziele deutlich übertroffen. In diesem Jahr streben wir nach einem gelungenen Start und angesichts einer Produktionsprognose von 75 Millionen Pkw weltweit einen weiteren Umsatzsprung um zehn Prozent auf mehr als 28,5 Milliarden Euro an“, sagte der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart heute Morgen auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt/Main.

„Wir wollen in diesem Jahr unsere 2010 erzielte bereinigte Umsatzmarge von 9,7 Prozent erneut erreichen. Dieses Ziel gehen wir zuversichtlich an, obwohl drastische Preissteigerungen insbesondere bei Naturkautschuk uns mit zusätzlichen Rohstoffkosten von brutto mehr als 700 Millionen Euro belasten werden. Dabei rechnen wir mit einem durchschnittlichen Naturkautschukpreis von 5,50 US-Dollar pro Kilogramm in diesem Jahr. Gleichzeitig wollen wir unseren ambitionierten Wachstumskurs mit Investitionen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro kraftvoll unterstützen“, kündigte Degenhart an.

„Bereits 2010 haben wir 1,3 Milliarden Euro investiert und deutliche Akzente gesetzt. Umso bemerkenswerter ist es, dass wir parallel unsere Nettofinanzschulden nochmals spürbar auf 7,3 Milliarden Euro senken konnten“, so Degenhart weiter. Wie die Continental berichtet, habe man folglich innerhalb von nur zwei Jahren die Nettofinanzschulden um mehr als drei Milliarden Euro abgebaut, davon stammt eine Milliarde aus der im Januar 2010 umgesetzten Kapitalerhöhung. „Das Verhältnis von Nettofinanzschulden zu Eigenkapital liegt nach 219 Prozent Ende 2009 inzwischen bei 118 Prozent und könnte noch Ende dieses Jahres unter die wichtige Marke von 100 Prozent fallen. Diese Entwicklung belegt die fundamentale Leistungsstärke der Continental auf eindrucksvolle Weise.“

Degenhart wies darauf hin, dass der Konzernumsatz 2010 mit 26,05 Milliarden Euro den Wert des Krisenjahres 2009 um fast sechs Milliarden Euro übertroffen hat. „Unser starkes Wachstum ist auch an der gestiegenen Zahl der Beschäftigten ablesbar: Continental hat 2010 weltweit rund 14.000 Arbeitsplätze geschaffen und zählte am Jahresende rund 148.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte der Vorstandsvorsitzende.

„Unsere großen Anstrengungen haben sich gelohnt. Denn wir haben an den sich erholenden Automobilmärkten und deren Wachstum vor allem in den aufstrebenden asiatischen Märkten überproportional teilgenommen“, fügte er hinzu. Degenhart verwies auf den in Asien auf 21 Prozent gestiegenen Umsatzanteil im Automotive-Geschäft. Konzernweit legte Continental im vergangenen Jahr beim Umsatz in Asien um nahezu 50 Prozent auf mehr als vier Milliarden Euro zu.

Das insbesondere um die akquisitionsbedingten Abschreibungen und Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (EBIT bereinigt) des Konzerns beträgt rund 2,5 Milliarden Euro; die Marge beträgt 9,7 Prozent. Das operative Konzernergebnis (EBIT) liegt mit gut 1,9 Milliarden Euro auf einem Rekordwert und ist um fast drei Milliarden Euro besser als im Krisenjahr 2009. Die Umsatzrendite beträgt demnach 7,4 Prozent nach minus 5,2 Prozent im Vorjahr. Das den Anteilseignern zuzurechnende Konzernergebnis stieg im Vergleich zu 2009 um mehr als zwei Milliarden Euro auf 576 Millionen Euro. Dies entspricht einem Ergebnis pro Aktie von 2,88 Euro nach minus 9,76 Euro vor einem Jahr. „Trotz dieser positiven Entwicklung wollen wir der Hauptversammlung am 28. April 2011 vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2010 von der Zahlung einer Dividende abzusehen“, sagte Degenhart.

Belastet wird das Ergebnis des Konzerns unter anderem durch das Zinsergebnis von minus 697 Millionen Euro. Außerdem betrug der Steueraufwand 592 Millionen Euro, dies entspricht einer Quote von 47,8 Prozent. Im laufenden Jahr 2011 soll die Quote wieder unter 40 Prozent liegen.

„Mit einem Free Cashflow von rund 567 Millionen Euro haben wir einmal mehr eine Stärke von Continental unter Beweis gestellt: Wir haben freie Mittel generiert, obwohl wir wegen des rasanten Wachstums Working Capital aufbauen mussten, einen Mittelabfluss von rund 300 Millionen Euro für Restrukturierungen verbuchten und außerdem ganz bewusst kräftig investiert haben“, betonte Continental-Finanzvorstand Wolfgang Schäfer. „Solide ist im Übrigen auch unsere Liquidität: Wir verfügten Ende 2010 über ein Volumen von 4,2 Milliarden Euro aus Barmitteln und ungenutzten zugesagten Kreditlinien.“

Schäfer kündigte an, dass das Unternehmen für den im kommenden Jahr fällig werdenden VDO-Kredit mit einem zugesagten Finanzierungsrahmen von 6,5 Milliarden Euro neue Laufzeiten vereinbaren will. „Wir wollen in den Gesprächen mit den Banken über die 2012 fällig werdenden Kredite nicht nur neue Laufzeiten vereinbaren, sondern auch auf Basis unserer positiven Kennzahlen verbesserte Konditionen erreichen. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Verhandlungen zeitnah erfolgreich abschließen können.“

Degenhart wies darauf hin, dass Continental die erreichte Position als einer der führenden Automobilzulieferer weltweit 2010 auch technologisch gestärkt habe und diese weiter ausbauen wolle: „Es zahlt sich aus, dass wir für Forschung und Entwicklung selbst unter den schwierigsten Bedingungen des Krisenjahrs 2009 knapp 1,4 Milliarden Euro ausgegeben haben. Im vergangenen Jahr waren es nun sogar deutlich mehr als 1,4 Milliarden Euro. Dieser Einsatz zahlt sich in Aufträgen aus, wie zum Beispiel in der Division Powertrain, die alleine im abgelaufenen Jahr einen Auftragsbestand mit einem über die Laufzeit gerechneten Geschäftsvolumen von 7,9 Milliarden Euro akquirieren konnte. Das ist 1,7-mal so viel wie der 2010 erzielte Umsatz der Division.“ arno.borchers@reifenpresse.de

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