Auftragsbücher deutscher Automobilindustrie „gut gefüllt“

Beim Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) ist man überzeugt, dass 2011 ein gutes Autojahr wird. „Die deutsche Automobilindustrie insgesamt hat im Jahr 2010 ihren Umsatz um mehr als 20 Prozent auf 317 Milliarden Euro gesteigert. Die Lücke zum Vorkrisenniveau ist zwar immer noch gegeben (rund 15 Milliarden Euro), aber der Blick auf 2011 stimmt uns weiter zuversichtlich“, geht Matthias Wissmann von einem weiteren Umsatzplus im laufenden Jahr aus. „Wir erleben den Hochlauf der Branche, unterstützt durch die gute Entwicklung auf vielen Märkten: Die USA legen wieder deutlich zu, der asiatische Markt verfügt weiter über hohe Dynamik. Der westeuropäische Markt erholt sich von den Krisenzeiten, wenn auch mit geringerer Geschwindigkeit. Und der inländische Auftragseingang ist mit einem Plus von 34 Prozent allein im Februar sehr erfreulich“, ergänzt der VDA-Präsident und spricht in diesem Zusammenhang von „gut gefüllten“ Auftragsbüchern der Branche. „Unsere Unternehmen sind gut in das Jahr 2011 gestartet. In den ersten beiden Monaten ist der Pkw-Export um zehn Prozent auf rund 691.000 Einheiten gestiegen. Der Auslandsauftragseingang liegt im Februar zwölf Prozent über dem Vorjahreswert, seit Jahresbeginn um 15 Prozent“, ist Wissmann davon überzeugt, dass vor allem die deutschen Marken von der „Wachstumsdynamik der Märkte weiter profitieren“ werden. Was den weltweiten Pkw-Absatz insgesamt angeht, erwartet der VDA für 2011 ein siebenprozentiges Plus auf rund 66 Millionen Einheiten. Für den Inlandsmarkt wird das Überschreiten der Markt von 3,1 Millionen Fahrzeugen prognostiziert.

„Der inländische Auftragsbestand unserer Pkw-Hersteller hat sich weiter erhöht. Er liegt mit über 475.000 um mehr als 120.000 Einheiten oder mehr als ein Drittel höher als im Vorjahr. Das gibt Anlass zu Optimismus für die kommenden Monate“, erklärt Wissmann. Die Pkw-Inlandsfertigung sei im Februar jedenfalls um zwölf Prozent auf 506.300 Einheiten gestiegen, und seit Jahresbeginn habe die Produktion um elf Prozent auf 922.400 Pkw zulegen können. Beim Export rechnet der VDA für 2011 mit einem Plus von fünf Prozent auf knapp 4,5 Millionen Einheiten. Die lebhafte Nachfrage aus dem In- und Ausland sorge dafür, dass die Kapazitäten in der Fertigung mit über 87 Prozent gut ausgelastet seien, heißt es weiter. Die Inlandsfertigung werde 2011 vor diesem Hintergrund ebenfalls um fünf Prozent auf 5,8 Millionen Pkw zunehmen, ist man bei dem Verband überzeugt. „Diese Perspektiven gelten vor dem Hintergrund, dass sich die Weltwirtschaft ohne Störungen wie erwartet entwickelt. Wir dürfen aber die Augen nicht vor den Risiken verschließen“, schränkt der VDA-Präsident mit Blick unter anderem auf die aktuelle Entwicklung der Kraftstoffpreise ein. „Noch schlägt sich dies nicht in den Neuzulassungszahlen nieder. Ein weiteres Drehen an der Preisschraube dürfte von den Autofahrern jedoch nicht so einfach hingenommen werden. Die Budgets der privaten Haushalte sind begrenzt. Und beim Spritpreis ist der Autofahrer besonders sensibel“, weiß Wissmann.

Der Mineralölwirtschaft und der Politik auf der steuerlichen Seite wird vor diesem Hintergrund geraten, alles ihrerseits Mögliche zu tun, um die Preise an der Tankstelle nicht weiter in die Höhe zu treiben. Zwar seien die Autokosten im Jahr 2010 insgesamt lediglich um 3,7 Prozent gestiegen, doch da – wie es unter Berufung auf Angaben des Statistischen Bundesamtes heißt – die Preise für den Kauf eines neuen Pkw im zurückliegenden Jahr mehr oder weniger unverändert geblieben sind, werden die Kraftstoffpreise mit einem Plus von 11,2 Prozent im Jahr 2010 als eindeutiger „Preistreiber“ identifiziert. „Zur Entwarnung gibt es keinen Anlass: Im Januar 2011 war die Preissteigerung gegenüber dem Vorjahresmonat mit zehn Prozent erneut zweistellig“, sieht Wissmann in dieser Tendenz einen möglicherweise dämpfenden Effekt für die erwartete positive Pkw-Absatzentwicklung. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei die Volatilität bei Rohstoffpreisen und Wechselkursen. „Gerade die sehr hohen Rohstoffpreise belasten die Automobilindustrie derzeit erheblich, da Kostensteigerungen nicht einfach an die Kunden überwälzt werden können“, erklärt Wissmann. So versuche zum Beispiel die Stahlindustrie, ab April 2011 weitere Preissteigerungen durchzusetzen: „Dies kann gerade in der gegenwärtigen Phase unserer automobilen Wertschöpfungskette überhaupt nicht gut tun“, fürchtet der VDA-Präsident. cm

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