Argentinischer Reifenindustriezulieferer von Rhein Chemie/Lanxess übernommen

Über sein 100-prozentiges Tochterunternehmen Rhein Chemie hat der Spezialchemiekonzern Lanxess mit der argentinischen Darmex S.A. einen Hersteller von Trennmitteln und Bladdern für die Reifenindustrie erworben. Mit dem Zukauf will man die eigenen Aktivitäten in Lateinamerika ausbauen und Rhein Chemie in einem stark fragmentierten Markt zu einem der weltweit führenden Anbieter von Trennmitteln für Kautschukprodukte machen. Darüber hinaus erhält das Unternehmen Zugang zur Bladder-Technologie von Darmex in Lateinamerika, das als wichtiger Markt für Reifenproduzenten gilt. Die Darmex-Produktionsstätten liegen demnach in der Nähe von Brasilien, einem der wachstumsstarken BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), in denen der Konzern eigenen Worten zufolge seine Präsenz in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut hat. Geplant ist, durch die Akquisition die Produktion von Bladdern auszubauen, wobei die von Darmex hergestellten Trennmittel sowie Bladder künftig unter den Produktnamen der Rhein Chemie angeboten werden. „Diese Akquisition stärkt die Position der Rhein Chemie als Anbieter von innovativer Technologie für die Reifenindustrie. Auch Lanxess baut damit seine Rolle als weltweit führender Synthesekautschukhersteller aus“, sagt Lanxess-Vorstandsmitglied Rainier van Roessel. „Darmex verfügt über ein Portfolio hochzuverlässiger Produkte und passt optimal zu unserer Strategie, in den Wachstumsmärkten maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden anzubieten“, ergänzt er.

Über den Kaufpreis vereinbarten die Vertragspartner Stillschweigen. Die Transaktion wird unmittelbar wirksam. Eine vorherige kartellrechtliche Genehmigung sei nicht erforderlich, teilt Lanxess weiter mit. Das Unternehmen will die Akquisition aus vorhandenen Mitteln finanzieren und erwartet schon im laufenden Geschäftsjahr einen Darmex-Beitrag zum Ergebnis. Der im vergangenen Jahr von den Argentiniern erzielte Umsatz wird den Erwartungen nach bei 30 Millionen US-Dollar liegen, wobei rund 40 Prozent des Gesamtvolumens mit Kunden aus Brasilien realisiert wurden bzw. man fast 60 Prozent in Nord- und Südamerika erzielt. Das Unternehmen mit Sitz in Buenos Aires beschäftigt weltweit rund 200 Mitarbeiter, die in Produktionsstätten in Argentinien (Burzaco und Merlo) und Uruguay (Colonia) tätig sind. Darmex hat Kunden in über 50 Ländern und ist weltweit der einzige Bladder-Produzent, der Reifenhersteller gleichzeitig auch mit Trennmitteln beliefert. Bladder werden bei der Herstellung bzw. Vulkanisation von Reifen eingesetzt. Der unvulkanisierte Reifenrohling wird in die Vulkanisationspresse gelegt. Nach dem Schließen wird er über Innendruck gegen die formgebende Innenwand des Werkzeugs gepresst. Dafür wird ein Bladder aus Butylkautschuk verwendet, der dann unter hohem Druck und hohen Temperaturen aufgeblasen wird, um dem Reifen seine endgültige Form zu geben.

Um zu verhindern, dass der Reifen am Bladder oder der Form haftet, sind Trennmittel erforderlich. Diese Chemikalien werden als für den Herstellungsprozess wesentlich bezeichnet, weil sie bei den Reifenherstellern für einen reibungslosen, kosteneffizienten Produktionsprozess verantwortlich zeichneten. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Trennmitteln und Bladdern parallel zur globalen Reifenproduktion weiter zulegen wird, für die in der kommenden Dekade Wachstumsraten von rund fünf Prozent pro Jahr prognostiziert werden. Unterstützt wird diese Entwicklung laut Lanxess durch den „Megatrend Mobilität“ angetrieben durch eine wachsende Mittelschicht in Staaten wie Brasilien, China und Indien. Zudem lagerten immer mehr Reifenhersteller ihre Bladder-Produktion aus, um ihre Produktivität zu optimieren und von der höheren Qualität zu profitieren, die auf diesen Bereich spezialisierte Unternehmen bieten könnten. Das Volumen dieses Marktes schätzt man auf derzeit über 300 Millionen Euro. Für Anno Borkowsky, Geschäftsführer der Rhein Chemie, dient die Übernahme von Darmex vor diesem Hintergrund als Plattform für weitere Investitionen, um die eigene Position in den expandierenden BRIC-Staaten auszubauen. „Beispielsweise denken wir konkret über neue Anlagen zur Herstellung von Bladdern und polymergebundenen Chemikalien in Brasilien und China sowie über eine neue Produktionsstätte für Schmierstoffadditive in Indien nach“, erklärt er. „Wir freuen uns, jetzt zur Rhein-Chemie-Familie zu gehören, deren bekannte Marken und starke Position in Europa und Asien unseren Mitarbeitern die Chance eröffnen, noch erfolgreicher zu werden“, sieht José Sganga, Leiter Marketing und Verkauf bei Darmex, umgekehrt auch Vorteile für die Argentinier. cm

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert