Automobilzuliefermarkt: Wie lange dauert der China-Boom noch?

“Die weltweiten Umsätze der europäischen Automobilzulieferer haben ihr Niveau vor der Wirtschaftskrise fast wieder erreicht. Jetzt sind allerdings nahezu 20 Prozent der Umsätze der Zulieferer in Europa von der Entwicklung des chinesischen Marktes abhängig”, haben Analysten der Strategieberatung Roland Berger im Rahmen einer Studie festgestellt. Ihren Aussagen zufolge belief sich der chinesische Pkw-Markt 2010 auf über elf Millionen Fahrzeuge und wird bis 2015 sogar noch auf mehr als 18 Millionen an Privatpersonen verkaufte Fahrzeuge steigen. Dennoch zeichne sich ab, dass sich das Wachstum deutlich abschwächen wird. “Im Allgemeinen dürfte die chinesische Wirtschaft in den kommenden Jahren weiterhin stark wachsen”, erklärt Roland-Berger-Partner Marcus Berret. “Sie muss sich allerdings auch ein paar wichtigen Herausforderungen stellen, etwa der Aufwertung des Renminbi, die die chinesischen Exporteinnahmen schmälert, dem Auslaufen der Konjunkturförderungsprogramme, der straffen Geldmarktpolitik, der Arbeitslosigkeit und den steigenden Arbeitskosten”, ergänzt er, wobei die chinesische Wirtschaft trotz dieser Herausforderungen als “grundsätzlich weiterhin stabil” beschrieben wird. Für westliche Automobilzulieferer ergeben sich der Strategieberatung zufolge daraus vor allem drei Erfolgsfaktoren. Zunächst sollten die Zulieferer ihre Absatzmengen für 2011 sehr vorsichtig planen und dazu Szenariomethoden nutzen, weil die Wachstumsraten in den kommenden Jahren deutlich geringer ausfallen werden. “Das China-Geschäft wird 2011 für europäische Zulieferer kein verlässlicher ausgleichender Faktor mehr sein, um Umsatzeinbußen im Heimatmarkt zu kompensieren”, sagt Studiencoautor Marcus Hoffmann. Außerdem verlagerten die Automobilhersteller immer mehr Produktionskapazitäten nach China. Daraus ergebe sich für die OEMs ein starker Druck, Zulieferteile direkt in China zu beziehen. Die Lokalisierungsquote dürfte jährlich um drei bis fünf Prozent steigen und schmälere die Menge der aus Europa bezogenen Teile. “Westliche Automobilzulieferer sollten die potenziellen Auswirkungen der weiter zunehmenden Verlagerung in Richtung der lokalen chinesischen Märkte genau beobachten. Nicht zuletzt machen auch die steigenden Arbeitskosten und die anziehenden Wechselkurse Teileexporte aus China weniger attraktiv. Außerdem steigen die fachliche Kompetenz und die F&E-Kapazitäten in China ständig. Der Trend bei chinesischen Zulieferern geht daher klar hin zu Aktivitäten mit höherer Wertschöpfung”, erklärt Hoffmann. “Westliche Automobilzulieferer sind gut beraten, das Geschäftsmodell für ihr China-Geschäft genau zu prüfen und anzupassen, um ihre Position auf dem chinesischen Markt halten zu können”, meint Berret. cm

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