Sind verlängerte Garantien ein Problem für Freie Werkstätten?

In der Branche gab es Manager, die gewettet haben sollen, wer sie als erstes bringt. Nun ist sie da und lanciert wurde sie von Opel: die Lebenslang-Garantie. Während die koreanischen Autohersteller bereits eine offizielle Herstellergarantie von fünf Jahren abgeben, behilft sich Opel  mit einer geschickt verpackten Anschlussgarantie, die im Grunde lediglich eine Reparaturkostenversicherung darstellt. Ford, VW und andere Autohersteller bieten hingegen seit einiger Zeit eine Flatrate für ein so genanntes Sorglos-Paket im Falle von Serviceleistungen für die ersten vier Jahre nach dem Autokauf an, schreibt Hans Herrmann, Senior Executive Consultant von der Strategieberatung 2hm & Associates GmbH (Researach, Consulting, Implementation) in Mainz.

Obwohl die Ausgestaltung der Herstellergarantien unterschiedlich sein mag, die Strategie, die die Hersteller mit diesen Maßnahmen verfolgen, ist dieselbe. Es sollen die Kunden stärker und länger an die Vertragswerkstatt gebunden werden. Da die Herstellergarantie meistens nach zwei bis drei Jahren ausläuft, steigt in der Regel der Anteil derjenigen Autofahrer, die aus Preisgründen eine günstigere Freie Werkstatt aufsuchen. Ebenfalls ist diese Entwicklung unter anderem durch den Kauf von Leasingrückläufern geschuldet.

Müssen nun die Freie Werkstätten und damit der Freie Teilehandel um Marktanteile im Aftermarket fürchten? Dieser Frage ging 2hm im Rahmen ihrer Befragungen bei Teilehändlern nach. Dabei waren knapp 60 Prozent der Meinung, dass insbesondere die verlängerten Garantien der Automobilhersteller dem freien Teilhandel zusetzen würden. Wogegen lediglich etwas mehr als 40 Prozent des unabhängigen Teilevertriebs in den Flatrateangeboten eine erfolgversprechende Möglichkeit sehen, Marktanteile im Servicegeschäft zu gewinnen. Umgekehrt ist es gerade einmal für zwölf Prozent eine Bedrohung. Nicht neu sind temporäre preisunterstützende Aktionen der Vertragswerkstätten, die aber von knapp der Hälfte des Teilehandels als erfolgsversprechend angesehen werden. Während kleinere Händler in den Kundenbindungsmaßnahmen der Automobilhersteller größere Risiken erkennen,  sind Teilehändler mit Systemwerkstätten weniger vom Erfolg überzeugt.

Autoservice – All Business is local

Beim Service in den ersten Lebensjahren eines Autos dominierte schon immer die Vertragswerkstatt des Autohauses. Aus Sorge um Garantieverlust fühlt sich der Autofahrer „zwangshaft“ an die betreffende Markenwerkstatt gebunden. Dies ist im Grunde nicht notwendig, da die GVO ausdrücklich auch der Freien Werkstatt Garantiearbeiten erlaubt. Ohnehin vertrauen zahlreiche Kfz-Versicherer diesen Betrieben, damit sie den Autofahrern vergünstigte Prämien anbieten können.

Der Kampf um den Servicekunden wird auch in Zukunft von der Werkstatt des Vertrauens gewonnen.  Mehr als 70 Prozent der Autofahrer verfügen über ein Gebrauchtfahrzeug und müssen daher nicht unbedingt an die Vertragswerkstatt des Automobilherstellers gebunden sein. „Kundenbindung zeigt sich vor Ort und dies unabhängig von zentralen Marketingmaßnahmen. Hier liegen die Chancen gleich verteilt, egal ob sich um eine gebundene oder eine freie Werkstatt handelt. Die Mitarbeiter sind der entscheidende Faktor“, so Professor Frank Huber, Partner bei 2hm. dv

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