Preispanel offenbart dramatische Preiseinbrüche in Deutschland

Wie das BRV-Preispanel zeigt, haben die Abverkaufspreise in Deutschland bei Pkw-Sommerreifen einen neuen Tiefststand erreicht. Beinahe alle dort abgebildeten Marken – Ausnahme: Bridgestone – verlieren gegenüber dem Vorjahr noch einmal rund vier Prozentpunkte (auf Basis der Preise von 1994). Stellt man den direkten Vergleich mit dem Vorjahr an, so zeigt sich bei einigen Fabrikaten sogar ein zweistelliger Verfall bei den Endverbraucherpreisen im Hofgeschäft. Der Continental EcoContact 3 etwa büßt in der Standardgröße 195/65 R15 H aktuell zehn Prozent gegenüber März 2009 ein und der Uniroyal RainExpert in derselben Größe sogar 15,4 Prozent. In dieser Dimension hält sich der Dunlop SP Sport Fast Response mit einem Rückgang von 5,6 Prozent noch am Besten. Dies aber sind Punktbetrachtungen. Über das Sortiment und die Größen, die der BRV mit seinem Preispanel abbildet, ergibt sich bei der Marke Continental aber immer noch ein drastischer Rückgang von 9,2 Prozent, bedingt sicherlich durch die starken Änderungen der Sell-in-Preise des deutschen Herstellers. Den größten Rückgang bei den Hofgeschäftspreisen fand seit 1994 indes – außer bei Uniroyal – bei Michelin statt, und zwar von 34 Prozent.

Die neuesten Zahlen zeigen außerdem, dass alle Aufrufe aus der Branche, der Händler möge nicht noch stärker an der grassierenden „Rabattitis“ erkranken, im Reifenmarkt verpuffen. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG, fordert BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler den Handel in Bezug auf dieses „sehr sensible Thema“ noch einmal auf, den Preisverfall im Sell-in nicht eins zu eins an die Preise im Hofgeschäft weiterzugeben und stattdessen genau zu kalkulieren. Man dürfe „nichts verschenken, ohne dass dies notwendig ist“, so Drechsler weiter. Dabei weist er ebenfalls noch einmal darauf hin, dass es sich bei dem BRV-Preispanel eben nicht um eine detaillierte Abbildung regionaler Preisstrukturen handelt, sondern ein Preisniveau über ganz Deutschland abbildet; regionale Spreizungen würden vermittelt.

Ins gleiche Horn stößt auch der Verband der Reifenspezialisten Österreichs (VRÖ). Er appelliert ebenfalls an den österreichischen Reifenfachhandel, „seine Preise bzw. Rabatte derart zu gestalten, dass die bisherigen Roherträge zumindest in gleicher Höhe wie bisher erhalten bleiben. Rabattschlachten bei gleichen Kosten führen unweigerlich zu einer wirtschaftlichen Bedrohung der Unternehmen“, heißt es dazu in einer Mitteilung des VRÖ. „Zahlreiche Reifenhersteller haben ihre Listenpreise für Sommerreifen massiv abgesenkt“, weshalb der VRÖ die Händler davor warne, ihr „bisheriges Rabattsystem unverändert oder nur mit ‚kosmetischen’ Korrekturen beizubehalten“. Eine oberflächliche Rabattgestaltung könne bei niedrigeren Listenpreisen rasch zu einer Vernichtung von 20 bis 30 Prozent des Rohertrages führen.

Für das bevorstehende Sommerreifengeschäft befürchtet der VRÖ noch aggressivere Marktpreise als im Vorjahr. Und die Gefahren dieser Entwicklung seien durchaus ernst zu nehmen. „Wer sein Glück als Billigstbieter versucht, der möglicherweise zusätzliche Dienstleistungen verschenkt, hat hoffentlich auch die günstigste Kostenstruktur“, stellt VRÖ-Generalsekretär Richard Vogel dazu fest. VRÖ-Obmann James Tennant ergänzt: „Ich empfehle allen Reifenfachhändlern, sich bei der Preisfindung nicht nur an den Angeboten der Mitbewerber zu orientieren, sondern auch an die Grundsätze einer vernünftigen Kalkulation zu denken.“ Andernfalls sei der Weg zum Konkursrichter vorprogrammiert. arno.borchers@reifenpresse.de

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