KPMG-Umfrage: Autobranche setzt Hoffnung auf Schwellenländer

Schwellenländer wie Brasilien, Russland, Indien und China werden als Automobilmärkte im Zuge der gegenwärtigen Krise deutlich an Bedeutung gewinnen. So planen viele Hersteller und Zulieferer, in den kommenden fünf Jahren in den BRIC-Staaten erstmals oder verstärkt zu investieren. Damit einher geht allerdings bereits die Sorge, dass es dort aufgrund des Booms schon bald zu Überkapazitäten kommen dürfte – vor allem in Russland. Überkapazitäten sind auf den etablierten Märkten weiterhin ein ernstes Problem. Das hat eine internationale KPMG-Umfrage unter 200 führenden Vertretern der Automobil- und Zulieferindustrie ergeben, die anlässlich der Detroit Motor Show  veröffentlicht wurde. Zwei Drittel der befragten Unternehmen verzeichnen einen Umsatz von mehr als 500 Millionen US-Dollar.

Über die Hälfte der befragten Unternehmen plant, in den kommenden fünf Jahren erstmals oder verstärkt auf dem chinesischen Markt zu investieren (58,5 Prozent), 43 Prozent wollen dies in Indien tun. Auch Russland und Brasilien sehen die Unternehmen als attraktive Märkte an. Hier wollen immerhin ein Drittel beziehungsweise ein Viertel der Befragten in den kommenden fünf Jahren erstmals investieren oder ihr Engagement verstärken. Allerdings befürchtet jeweils rund die Hälfte der Unternehmen, dass in Brasilien, Russland und China spätestens in drei bis fünf Jahren Überkapazitäten auftreten. Für Indien geht jeder Dritte davon aus, und zwölf Prozent der Experten wollen schon heute Überkapazitäten in Russland ausgemacht haben.

Deutliche Überkapazitäten in Westeuropa und USA

Obwohl die Produktionszahlen in den traditionellen Märkten bereits zurückgefahren wurden, sehen hier fast alle Branchenexperten immer noch deutliche Überkapazitäten. So sagen 80 Prozent der Befragten, es gebe derzeit in Westeuropa Überkapazitäten. Diese bewegen sich nach Ansicht von zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer zwischen elf und 30 Prozent. Weitere 14 Prozent gehen sogar von noch höheren Werten aus. Auf dem nordamerikanischen Markt sehen sogar 88 Prozent der Experten die Kapazitäten als überschritten an, fast ebenso viele in Japan.

Dieter Becker, Leiter des Segments Automotive bei KPMG: „Es ist bemerkenswert, dass die Befragten von weiter steigenden Überkapazitäten in den meisten Regionen sprechen, obwohl bereits zahlreiche Pleiten am Markt zu verzeichnen waren. Deshalb ist davon auszugehen, dass vielerorts noch zahlreiche Restrukturierungen zu erwarten sind und die Konsolidierung der Branche voranschreitet.“

Profitabilität der Branchenakteure sinkt

Fast die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass die Zulieferer (Tier-1, -2 und -3) in den kommenden fünf Jahren „etwas“ oder „deutlich“ weniger profitabel sein werden als bisher. Jeder Dritte meint, dass auch Hersteller und Händler mit rückläufigen Profiten werden rechnen müssen. Lediglich für die Finanzdienstleister der Autokonzerne sehen die Befragten die Lage vergleichsweise optimistisch. Am besten meistern werden die Situation nach Überzeugung der Befragten jene Unternehmen, denen es gelingt, möglichst viele Stufen der Wertschöpfungskette selbst abzudecken. Möglichkeiten zu Einsparungen werden vor allem im Einsatz innovativer Materialien und durch die Verlagerung von Kapazitäten in Länder mit niedrigeren Kosten gesehen (jeweils knapp zwei Drittel der Befragten).

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