Roland Berger: Bis Jahresende ist jeder zehnte deutsche Zulieferer insolvent

Die globale Automobilzulieferindustrie leidet trotz Anzeichen einer leichten konjunkturellen Erholung weiterhin stark unter der weltweiten Wirtschaftskrise. Eine Studie von Roland Berger Strategy Consultants kommt zu dem Ergebnis, dass 80 Prozent aller Zulieferer weltweit 2009 Verluste schreiben werden. Rund 70 deutsche Unternehmen sind bereits insolvent, bis Jahresende wird die Zahl auf mehr als 100 steigen. Zahlreiche Automärkte sind in diesem Jahr um bis zu einem Drittel eingebrochen, teilweise haben nur massive staatliche Stützungsmaßnahmen einen völligen Einbruch der Branche verhindert.

„Die Durchschnittsrendite der weltweiten Automobilzulieferer wird 2009 einen historischen Tiefstand erreichen“, sagt Marcus Berret, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. „Wir rechnen damit, dass sie von 5,4 Prozent im Jahr 2007 und 2,1 Prozent 2008 auf ein noch nie da gewesenes Niveau von minus 2 bis minus 2,5 Prozent abstürzen wird.“ Zwar haben viele deutsche Zulieferer schnell reagiert und insbesondere durch Kurzarbeit ihre Personalkosten um bis zu ein Viertel gesenkt. „Das reicht aber bei Weitem nicht aus, um die wegbrechenden Umsätze zu kompensieren“, sagt Berret.

Jeder zehnte deutsche Zulieferer bis Jahresende insolvent

Als Folge der Krise mussten bisher bereits mehr als 70 Zulieferer in Deutschland Insolvenz anmelden. Auch wenn sich die Geschäfte seit Juni leicht stabilisiert haben – die Hälfte der Unternehmen schreibt seither operativ wieder schwarze Zahlen – wird die Zahl der Insolvenzen weiter steigen. Hauptgrund: Viele Zulieferer können aus Mangel an Liquidität ihre stillgelegten Anlagen nicht mehr hochfahren und die zur Produktion erforderlichen Vorprodukte schlicht nicht mehr bezahlen. „Wir glauben, dass deshalb bis Jahresende jeder zehnte deutsche Zulieferer Insolvenz anmelden wird, sagt Felix Mogge, Projektmanager bei Roland Berger Strategy Consultants.

Die Lage der Zulieferer bleibt angespannt

Insgesamt haben die europäischen Zulieferer mit umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen konsequent auf die Krise reagiert. Dennoch kommen harte Jahre auf sie zu. Im Jahr 2010 dürfte die Fahrzeugproduktion weltweit zwar wieder um bis zu fünf Prozent steigen, in Europa ist nach dem Auslaufen staatlicher Stützungsmaßnahmen allerdings bestenfalls eine Stagnation auf dem Niveau von 2009 zu erwarten. Durch den überproportionalen Absatzrückgang bei teuren Fahrzeugen verlieren besonders die deutschen Zulieferer überdurchschnittlich im hoch profitablen Geschäft. Gleichzeitig werden die Fahrzeughersteller in den nächsten Monaten die Kostenschrauben weiter anziehen. Außerdem zwingen technologische Veränderungen – besonders zur Reduzierung von CO2-Emissionen –  sowie die beschleunigte Verlagerung der Märkte nach Asien die Zulieferer zu hohen zusätzlichen Ausgaben.

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