Starco hat das Selbstverständnis eines Produzenten

Wenn es heißt, jedes Unternehmen sei anders und unterscheide sich von anderen, so gilt das für das Geschäftsmodell von Starco allemal. Starco ist Hersteller von Vollgummi- und Luftreifen (mit und ohne Schlauch) sowie Reifen aus dem Kunststoff Polyurethan, Starco ist Hersteller von Rädern aus Stahl und Polypropylen, Starco liefert überwiegend an Erstausrüstungskunden, bedient aber als Händler auch das Ersatzgeschäft, die Produktpalette reicht vom Rad/Reifen für Kleingeräte wie Rasenmäher (bei Kleinreifen ist Starco Marktführer in Europa) über zahlreiche Spezialanwendungen bis hin zum großen Landwirtschafts- oder Forstreifen – noch ausschließlich in diagonaler, in naher Zukunft aber auch in radialer Bauweise. In jeder Hinsicht trifft Starco auf andere Wettbewerber, zählt aber jeweils in diesen Segmenten zu den Marktführern bzw. hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, zu diesen aufzuschließen. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren sprunghaft gewachsen und konnte im letzten Jahr mit fast 600 Mitarbeitern den Umsatz auf ca. 140 Millionen Euro katapultieren, nachdem erst im Jahr zuvor die 100-Millionen-Marke geknackt worden war. Umsatzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich sind seit Jahren gang und gäbe, lassen sich aber nicht nur durch Akquisitionen, sondern vor allem durch internes Wachstum erklären.

Wurzeln und Konzernsitz in Dänemark

Ursprünglich 1961 im dänischen Aarhus als P. Ejlersgaard A/S gegründet, führt mit Peer Ejlersgaard  längst die zweite Generation die Geschicke des Familienunternehmens. Er ist es wohl auch, der um 1990 den Markennamen „Starco“ kreiert hat, der sich ableitet aus „Scandinavian Tyre And Rim Company“. Etwa dieser Zeitpunkt markiert auch den Beginn der Internationalisierung des Unternehmens. Heute gehören der Gruppe fast 30 Gesellschaften in 15 Ländern an, die allermeisten davon in Europa, aber auch in Nordamerika und Fernost ist Starco längst geschäftlich verankert.

Peer Ejlersgaard hat die Zielrichtung vorgegeben, in jedem Segment, in dem man sich bewegt, zum Marktführer aufzusteigen. Der Name „Starco“ wird darum auch konsequent vorangetrieben und hat in einzelnen Bereichen bereits Markenstatus erreicht. Das Unternehmen will Partner von Erstausrüstungskunden und nachgefragte Marke sein. Auf immer mehr Produkten prangt die eigene Marke mit dem prägnanten Schriftzug „STARCO“. Innerhalb der Gruppe entfällt etwa zwei Drittel auf die Erstausrüstung, ein Drittel ist klassisches Ersatzgeschäft. Die deutsche Aftermarket-Dependance Starco GmbH ist in Lüneburg ansässig.

Starco Europe, in den 90er Jahren nach Galten bei Skovby transferiert, hat fünf Produktsegmente für sich definiert, die bearbeitet werden und sich wiederum in Subsegmente aufteilen. Zum Geschäftsfeld „Internal Transport“ gehören Schub- und Sackkarren, kleine Wagen und selbst berädertes Spielzeug. Unter „Horticultural Machinery“ sind Garten- und Landschaftspflegegeräte, Golfwagen und Kleintraktoren subsumiert. „Trailers and Caravans“ bedient alles vom Kleinanhänger über den mobilen Wohnwagen bis hin zum stationären Mobile Home. Unter „Agricultural Machinery“ sind diverse Spezialgeräte wie auch Forst- und Erntemaschinen, aber auch ATVs und Traktorreifen zusammengefasst, wobei sich hinsichtlich der großen Schlepperreifen noch eine Programmlücke auftut, die aber schon bald geschlossen wird. Noch weiter aufgesplittert ist der Bereich „Industrial Machinery“ mit Reifen für Grader, Dumper, Gabelstapler usw. usw. Weil es schier unendlich viele unterschiedliche Geräte gibt, die auf Reifen und Rädern stehen mit so ganz unterschiedlichen Anforderungen, hat sich Starco einer Philosophie der „Losgröße Eins“ verpflichtet, erklärt Dieter Polz, beim Verkaufsbüro OEM der Starco Deutschland in Esslingen für Süddeutschland, Österreich und die Schweiz zuständig. Der dazu passende interne Slogan lautet: „If it exists, we have it“. Gemäß Katalog umfasst das Programm etwa 2.000 verschiedene Reifen- und etwa 2.500 verschiedene Rädertypen. Von den in 2008 vermarkteten sechs Millionen Reifen sind etwa fünf Millionen auf eigenen Montagestraßen montiert worden.

Starco versteht sich weniger als Wettbewerber großer internationaler Marken wie Michelin, Bridgestone/Firestone, Goodyear oder Continental, sondern ergänzt deren Programmlücken, speziell in den Nischen, die im Sortiment eines großen Reifenproduzenten eine Marginalie wären und eher störend. Weil das Unternehmen so spezialisierte Räder herstellt und in der hauseigenen Komplettradmontage eine Domäne hat, böte es sich bei Einzelprojekten sogar als Partner dieser „Big Player“ an. Die für solcherlei Erstausrüstungsgeschäfte erforderlichen ISO-Zertifizierungen liegen für die ersten beiden Werke bereits vor bzw. sind auf den Weg gebracht und werden bald diese Anforderung von Erstausrüstungskunden erfüllen.

Im kroatischen Beli Manastir stellt das Unternehmen Stahlräder her, nicht für Pkw und Lkw, aber ansonsten für fast jeden Nutzfahrzeugtyp. Im letzten Jahr wurden von den ca. 140 Mitarbeitern im größten Starco-Werk ca. 1,3 Millionen Spezialräder hergestellt, wobei Investitionen vor allem der Ausweitung der Sortimentspalette in größere Dimensionen gelten, aktuell endet die Palette bei 36 Zoll.

Starco DML in Großbritannien ist eine Akquisition aus dem Jahre 1998. Um die 30 Mitarbeiter fertigen Reifen mit dem Namen „Starco Flex“ von vier bis acht Zoll aus dem Kunststoff Polyurethan, auf Kundenwunsch in jeder erdenklichen Farbe, sowie Räder in den entsprechenden Größen aus Polypropylen.

Vor zwei Jahren wurde darüber hinaus in Fuyang – etwa zwei Autostunden von Shanghai entfernt – die Starco Huanmei Ltd. gegründet. Die hier produzierten Stahlräder für Trailer und das Caravaning sollen nicht nur die speziellen europäischen Bedürfnisse erfüllen, sondern auch die nicht minder speziellen amerikanischen; auch Räder für Golfkarts oder (Aufsitz-)Rasenmäher werden bei Huanmei hergestellt.

Als Starco Ende 2007 bei der Gebrüder Schaad AG einstieg, war dies aus Räder- und Reifensicht eines der Highlights der Agritechnica. Das Unternehmen im schweizerischen Subingen stellt mit um die 60 Mitarbeitern nicht nur Stahlräder her, sondern ist ein ausgewiesener Spezialist von dualen Rad-Reifen-Systemen: Zwillingsräder für ATVs über Schlepper bis hin zu großen Baumaschinen werden hier gefertigt.

Räderseitig kauft Starco in gewissem Umfang auch zu – Stahl von Trelleborg, ROH (Australien) und GKN, Kunststoff von MP Plast –, reifenseitig heißen die strategischen Zulieferer Kenda, Trelleborg, Deli, Deestone und Giti. Die Geschäftsbeziehungen zu diesen Adressen sind teils sehr langjährig und vertrauensvoll. Auch wenn nicht immer, aber immer öfter dabei auf der Seitenwand nicht der Name des Produzenten, sondern der Name Starco steht. Weil gerade bei Großreifen die radiale Bauart Wachstumsraten aufweist und auch die Zukunft darin liegt, wird Starco auch dieses Segment in Angriff nehmen, wann und wie mag Gerard Koudijs, Verkaufsdirektor der Starco N.V. im belgischen Boom bei Antwerpen, noch nicht verraten, aber dieser Schritt werde schon in Kürze publiziert.

Belgische Dependance hat herausragende Bedeutung

Die Starco N.V. ist der größte Part in der Gruppe und ein im Juni 2004 gegründetes Joint Venture, an dem die dänischen Namensgeber 50 Prozent der Anteile halten. Die andere Hälfte des Unternehmens liegt bei der Familie von Geschäftsführer Jef De Smedt. Die Produktpaletten beider Partner waren nahezu deckungsgleich, Peer Ejlersgaard hatte seine Dependance in Maastricht (Niederlande), Jef De Smedts Firma war nach dem Familiennamen seiner Ehefrau benannt, hieß Segers N.V. und war in Puurs (Belgien) lokalisiert. Segers war unter anderem im Mitteleuropa der größte Distributeur des taiwanesischen Reifenherstellers Hwa Fong (Marke Duro). Zwei Jahre nach Gründung des Joint Ventures kam im belgischen Arendonk mit „Docters’ Banden“ noch ein Spezialist für Caravan-Räder per Akquisition zur Starco NV hinzu.

Jef de Smedt brachte in das Joint Venture aber nicht nur seine Handelskompetenz ein, sondern hatte gemeinsam mit Maschinenhersteller Gheyselinck – vermutlich Weltmarktführer auf diesem Gebiet – die Automatisierung der Komplettradmontage immer weiter optimiert.
Heute werden Kompletträder der Starco N.V. am Firmensitz in Boom sowie für Trailer und Caravans in Arendonk hergestellt. Die insgesamt etwa 50 Mitarbeiter an diesen beiden Standorten stehen für einen Umsatz von etwa 34 Millionen Euro (2008). Starco N.V. deckt in Benelux und Frankreich (durch die von Nokian Tyres am 1. Januar des letzten Jahr erworbene Nordic Pneu, die auch zum Beispiel Spanien betreut) die Erstausrüstung und das Ersatzgeschäft, im deutschsprachigen Raum nur die Erstausrüstung ab. Der Erstausrüstungsanteil der über Boom laufenden Geschäfte ist mit 80 Prozent höher als im Durchschnitt der Gruppe.

Jef De Smedt präsentiert mit unübersehbarem Stolz die von ihm maßgeblich mitkreierte Montagestraße „iB400“, können hier doch pro Stunde bis zu 400 metallene wie Kunststoffräder von vier bis zehn Zoll zu Kompletträdern verarbeitet werden. Lediglich zwei Personen bedienen die auf nur 50 Quadratmetern installierte sehr kompakte Anlage, die sehr schnell auf eine andere Radgröße oder einen anderen Radtyp umgestellt werden kann. Wobei die angelieferten kleinen Luftreifen zuvor in einem Ofen bei etwa 70 bis 80 Grad in ihre eigentliche Form gebracht werden, denn angeliefert werden sie in Containern aus Fernost zusammengepresst und flach wie Flundern. Im Übrigen: Außer in Boom und Arendonk hat die Starco-Gruppe auch noch Radmontagestätten in Italien, Polen und in Dänemark.

Auf ein weiteres Detail ist man bei der Starco N.V. besonders stolz: die „Starco-Universität“. Damit sind die umfangreichen Schulungsmaßnahmen gemeint, die Hans Haas zusätzlich zur Betreuung von Erstausrüstungskunden im Norden Deutschlands leitet. Schulung sowohl der eigenen Mitarbeiter in Boom wie bei Schwesterunternehmen oder Kunden haben im Unternehmen einen hohen Stellenwert, betonen Koudijs und Polz unisono. Und die Messlatte wird bei den Abschlussprüfungen durchaus hochgelegt. Wer sie allerdings überspringt, der wird mit Incentives wie Reisen zu Produktionspartnern oder zu eigenen Fabriken belohnt, aber auch mit Titeln wie „Wheel Maestro“ oder „Tire Maestro“.

Entwicklungskompetenz beweist Starco bei der Komplettradmontage, aber auch bei immer wieder neuen Rädertypen und in zunehmendem Maße bei Reifen der eigenen Marke Starco. Die Philosophien der dänischen Muttergesellschaft und der belgischen Dependance sind deckungsgleich. Man will Werte schaffen, weiter wachsen, profitabel und diszipliniert arbeiten und Spaß am Geschäft haben: sowohl als innovativer Partner von Erstausrüstungskunden mit der Marke Starco als auch als Kooperationspartner von anderen Reifenherstellern und als Mitbewerber im Handelsgeschäft. detlef.vogt@reifenpresse.de

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