US-Reifenhersteller Angst vor Vergeltung aus China

Anlässlich der Anhörung vor der US-amerikanischen International Trade Commission (ITC) tauschten gestern noch einmal Gewerkschafts- und Industrievertreter die Argumente für und wider eine Deckelung von Reifenimporten aus China aus. Die Gewerkschaft United Steelworkers (USW) hatte eine Petition an US-Präsident Barrack Obama gestellt, die zunehmenden und als bedrohend für Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten empfundenen Importe aus China zu beschränken und auf ein Maß von vor vier Jahren zurückzuführen. Im vergangenen Jahr wurden in den USA 46 Millionen Reifen aus chinesischer Produktion für rund 1,7 Milliarden US-Dollar verkauft; seit 2004 seien somit die Importe um 215 Prozent angestiegen, was – so argumentieren die Gewerkschaftsvertreter vor der ITC – bereits wenigstens 5.100 Arbeitsplätze in US-amerikanischen Reifenfabriken vernichtet habe. Die Forderung der USW ist eine Beschränkung auf zunächst 21 Millionen importierte Reifen aus China. Vertreter führender chinesischer Reifenhersteller hingegen konterten vor der ITC.

So betonte Vic Deloria, Executive Vice President von Giti Tire in den Vereinigten Staaten, dass „China ein Bedürfnis durch die Lieferung von günstigen Reifen bedient“. Deloria weiter: „Die Entscheidung der US-Reifenhersteller, die Fertigung von günstigeren Reifen in den USA einzustellen, war der großen Importzunahme vorweggegangen und nicht gefolgt.“ Sie und andere Vertreter chinesischer Reifenhersteller betonten unterdessen anlässlich der ITC-Anhörung die Tatsache, dass die US-Reifenhersteller, die angeblich betroffen seien, nicht einmal anwesend seien. Dies sei offenbar kein Hinweis auf einen übermäßigen Schaden. Die Stahlarbeitergewerkschaft begründete das Fehlen dadurch, dass „die Chinesen die US-Reifenhersteller mit Fabriken in China eingeschüchtert haben“. USW-President Leo Gerard: „Um es einfach auszudrücken: Einige von ihnen haben gesagt, sie machen sich Sorgen über eine chinesische Vergeltung.“

Mit einer Entscheidung der Kommission wird nicht vor Ende dieses Monats gerechnet. Sollten die ITC der Meinung der Gewerkschaft folgen und sich für eine Deckelung der Reifenimporte aus China aussprechen, hat US-Präsident Barrack Obama 90 Tage Zeit, über die Höhe der Protektion zu befinden. Der demokratische Präsident hatte während seines Präsidentschaftswahlkampfes immer wieder betont, er werde – anders als sein Vorgänger George W. Bush – nicht jedwede Petition grundsätzlich ablehnen, sondern immer im Einzelfall prüfen.

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