Nach wie vor „viele Unklarheiten“ rund um EU-Reifenlabel, sagt Conti

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Beim Reifenhersteller Continental sieht man rund um das von der EU-Kommission geplante Reifenlabel weiterhin eine Reihe von Problemen bzw. noch „viele Unklarheiten“, die es zumindest für Endverbraucher schwer interpretierbar mache. „Schon alleine die Umsetzung der Vorgaben in nationales Recht wird nicht einfach werden“, befürchtet Conti-Pressesprecher Alexander Lührs darüber hinaus. Denn bislang sei lediglich entschieden, dass es ein Label für Reifen geben wird, viel mehr – also etwa ein genormtes Testverfahren, wie der Nassgriff bestimmt werden soll – allerdings noch nicht. Abgesehen davon sehen die Hannoveraner noch Klärungsbedarf bei den Grenzwerten, der Zertifizierung und insbesondere auch in der klaren grafischen Gestaltung des Hinweisschildes.

Bislang jedenfalls seien alle Vorschläge für den Verbraucher nur schwer nachzuvollziehen. Vor allem der Hinweis auf die – für den Autofahrer besonders wichtigen – Bremswege auf nasser Straße könne kaum richtig als solcher erkannt werden. Offenbar in dem Bemühen, dass die Bedenken des Reifenherstellers nicht fehlinterpretiert werden, wird seitens Continental jedoch betont, dass man schon jetzt Reifen im Programm habe, welche die Grenzwerte in Sachen Rollwiderstand, Nassbremsen und Geräusch problemlos erreichen und beispielsweise an den besonders verbrauchsarmen Blue-Motion-Fahrzeugen von VW montiert werden.

Der deutsche Hersteller gibt außerdem zu bedenken, dass die Reifenindustrie für das Reifenlabel, dessen Verwendung als Verbraucherinformation mit Blick auf rollwiderstandsarme und gleichzeitig sichere Produkte nach derzeitigem Planungsstand spätestens am dem 1. November 2012 verbindlich vorgeschrieben ist, „die Werte nicht alleine jedes Reifenmodells, sondern jeder Dimension in jeder Spezifikation genau ermitteln und ausweisen“ muss. Dieser Aufwand – so Lührs – müsse früher oder später zu höheren Preisen führen. Und damit diese Hürde für alle Hersteller zeitgerecht geschafft werden könne, sollte seiner Meinung nach zunächst einmal über das endgültige Aussehen des Labels und die Darstellung der Grenzwerte entschieden werden.

„Die großen Hersteller haben von einem Reifenmodell teilweise mehr als hundert lieferbare Dimensionen“, sagt Lührs. Die sich daraus ergebende Unzahl von Angaben müsse für den Verbraucher auf sinnvolle Art zugänglich gemacht werden, fordert er. Der Vorschlag, jeden Reifen, auch die gesamte Lagerware zu kennzeichnen, erscheint aus Sicht von Continental nicht im Sinne des Verbrauchers. „Wir appellieren daher dringend an die Bundesregierung, sich im Ministerrat dafür einzusetzen, die Auszeichnung im Verkaufsraum anzubringen, statt auf jedem einzelnen Reifen im Lager“, so der Conti-Pressesprecher.

Um die Autofahrer zu bewegen, sich mit dem neuen Label anzufreunden, soll im Internet ein Kraftstoffrechner den Vergleich zwischen den einzelnen Modellen ermöglichen. „Bei vielen Produkten wird der Unterschied marginal sein. Doch die Sicherheitsanforderungen an Reifen dürfen hierbei nicht völlig in den Hintergrund gedrückt werden“, mahnt Lührs. Auch hinter die Zertifizierung und die anschließende Kontrolle der Werte an den Reifen werden noch diverse Fragezeichen gesetzt. „Solange es keine Prüfmöglichkeit und Sanktionen der Behörden gibt, ist das Ganze nicht so wirksam, wie es klingen mag“, fürchtet Lührs. Gerade Hersteller von Billigreifen aus Ostasien würden ohnehin schon Signets auf den Reifen anbringen, deren Leistungsversprechen mit der Wirklichkeit nichts gemein hätten. „Warum solle dies dann beim Reifenlabel anders sein?“, fragt man sich bei Continental.

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