Automobilkrise spiegelt sich in Contis Quartalszahlen wider

„Der Einbruch der weltweiten Automobilproduktion hat im ersten Quartal 2009 bei der Continental AG (Hannover) deutliche Spuren hinterlassen“, meldet der Automobilzulieferer angesichts eines stark gesunkenen Konzernumsatzes während der ersten drei Monate des aktuellen Geschäftsjahres. Dabei habe der Rückgang der Verkaufserlöse in der Automotive Group parallel zur Marktentwicklung stattgefunden, während die Umsatzeinbußen in der Rubber Group wegen eines höheren Anteils im Ersatzgeschäft weniger deutlich ausgefallen seien, heißt es.

Vor allem die stark negative Umsatzentwicklung wird dafür verantwortlich gemacht, dass das operative Ergebnis des Konzerns – trotz des „größten Kostensenkungsprogramms der Unternehmensgeschichte“ – in die roten Zahlen abgeglitten ist. Im ersten Quartal konnte Continental demnach einen Umsatz von rund 4,3 Milliarden Euro erzielen, was einem gut 35-prozentigen Minus im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2008 (leicht über 6,6 Milliarden Euro) entspricht. Auch bereinigt um Konsolidierungskreis- und Währungskursveränderungen ergibt sich laut Conti immer noch ein Umsatzrückgang um 33 Prozent. Bezüglich des operativen Konzernergebnisses (EBIT) schlägt gleichzeitig ein Verlust in Höhe von 165 Millionen Euro zu Buche, während im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch ein Plus von fast 457 Millionen Euro eingefahren werden konnte. Das EBIT vor Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aus PPA und bereinigt um Konsolidierungskreisveränderungen und Sondereffekte des Konzerns verringerte sich während der ersten drei Monate 2009 im Vergleich zum Vorjahr um beinahe 629 Millionen Euro auf minus 46,6 Millionen Euro (Vorjahr: 581,9 Millionen Euro).

„Wir sind energisch auf die Kostenbremse getreten, doch diese enormen Markterschütterungen haben wir nicht mehr kompensieren können. Es ist uns aber gelungen, die mit unseren Kredit gebenden Banken vereinbarten Finanzkennzahlen (Covenants) einzuhalten“, sagt der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Karl-Thomas Neumann. „Das Umfeld bleibt auch im zweiten Quartal sehr schwierig. Die Einhaltung der vereinbarten Finanzkennzahlen bleibt daher eine große Herausforderung. Wegen des leicht verbesserten Marktumfelds im März sind wir aber zuversichtlich, dass wir diese Herausforderung meistern werden“, ist Neumann überzeugt. Die Umsatzeinbußen schreibt das Unternehmen im Wesentlichen den Einbrüchen auf den für Continental wichtigen Absatzmärkten zu, wobei auf eine im ersten Quartal um 45 Prozent gefallene Automobilproduktion in Europa und Nordamerika verwiesen wird, die damit noch einmal deutlich unter dem Volumen des vierten Quartals 2008 gelegen habe, in dem ebenfalls bereits Produktionsrückgänge um 28 Prozent registriert worden seien. Während der ersten drei Monate 2009 wurden fast 240 Millionen Euro (Vorjahr: gut 352 Millionen Euro) in Sachanlagen und Software investiert. Die Investitionsquote blieb mit 5,6 Prozent nach 5,3 Prozent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum trotz deutlich gesunkenen Umsatzvolumens aufgrund eines angepassten Investitionsumfangs nahezu konstant. Der Aufwand für Forschung und Entwicklung verringerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,9 Prozent auf rund 387 Millionen Euro. Das entspricht neun Prozent vom Umsatz nach 6,3 Prozent im Vorjahr, wobei diese Erhöhung des Prozentsatzes freilich ihren Grund in der verringerten Umsatzausgangsbasis hat.

Das Zinsergebnis des Continental-Konzerns verbesserte sich den offiziellen Zahlen zufolge während der ersten drei Monate 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 78,9 Millionen Euro auf minus 127,9 Millionen Euro (Vorjahr: minus 206,8 Millionen Euro). Als Grund dafür werden großteils nicht zahlungswirksame Währungskurseffekte in Höhe von knapp 33 Millionen Euro (Vorjahr: minus 48,6 Millionen Euro) genannt. Der Zinsaufwand sei trotz der erhöhten Margen, die aus neu verhandelten Kreditkonditionen im Januar resultieren, um acht Millionen Euro auf knapp 171 Millionen Euro gefallen. Begründet wird dies mit den seit Anfang des Jahres deutlich gesunkenen Geldmarktsätzen, deren Wirkung die Verteuerung der Kreditkonditionen überkompensiert habe. Für das erste Quartal 2009 wird ein Free Cashflow von minus 566,7 Millionen Euro genannt, der damit um 250 Millionen Euro unter dem Vergleichswert des ersten Quartals 2008 liegt. Die Nettofinanzschulden des Continental-Konzerns verringerten sich im Vergleich zum 31. März 2008 um etwa 180 Millionen Euro auf jedoch nach wie vor leicht über elf Milliarden Euro. „Trotz der Reduzierung der Nettofinanzschulden erhöhte sich die Gearing Ratio aufgrund des im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reduzierten Eigenkapitals auf 210,0 Prozent (Vorjahr: 162,3 Prozent)“, so Conti unter Verweis auf ein „Liquiditätspolster“ in Höhe von mehr als rund 2,9 Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals 2009. Zum 31. März beschäftigte man gut 132.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was einem Rückgang um etwa 6.300 Personen im Vergleich zum Jahresende 2008 entspricht – ein Umstand, der im Wesentlichen auf „das verschlechterte gesamtwirtschaftliche Umfeld“ zurückgeführt wird.

Der Blick in die beiden Unternehmensgruppen des Konzerns spiegelt nach Meinung der Continental AG die deutlichen Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wider. „Erhebliche Produktionseinbrüche in der Automobilindustrie insbesondere in den Kernmärkten Europa und NAFTA (minus 45 Prozent) bewirkten einen Umsatzrückgang von rund 40 Prozent in der Automotive Group“, heißt es vonseiten des Automobilzulieferers. In Sachen operatives Ergebnis (EBIT) hat die Automotive Group im ersten Quartal demnach einen Verlust von gut 266 Millionen Euro beigesteuert, nachdem im selben Zeitraum 2008 noch ein Plus von 212 Millionen Euro verbucht werden konnte. Der Umsatz der Sparte sank von über 4,3 Milliarden Euro während der ersten drei Monate 2008 um etwa 42 Prozent auf nunmehr nur noch leicht über 2,5 Milliarden Euro. Das „widrige Marktumfeld“ hat allerdings auch bei der Rubber Group Spuren hinterlassen. Ihr Umsatz fiel im ersten Quartal 2009 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum von zuvor fast 2,3 Milliarden Euro um rund 22 Prozent auf nunmehr nur noch knapp 1,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) hat sich auf knapp 113 Millionen Euro (Vorjahr: nicht ganz 255 Millionen Euro) mehr als halbiert, habe sich aber – so Conti – trotz des deutlichen Rückgangs dämpfend auf die negative Entwicklung des operativen Konzernergebnisses ausgewirkt. Nichtsdestotrotz wird seitens Continental ein weiteres Mal betont, dass „vor allem in den beiden Reifendivisionen die großen Überkapazitäten in Europa den Marktgegebenheiten angepasst werden müssen“.

Im Zusammenhang einem Blick auf den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2009 weist Dr. Neumann Ausblick darauf hin, dass durch die anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten, die Rezession in weiten Teilen der Welt und die nicht verlässlichen Rahmendaten eine Prognose für den weiteren Gesamtjahresverlauf erheblich erschwert werde. „Nach dem Einhalten der Covenants im ersten Quartal und der Belebung der Geschäftstätigkeit im Verlauf der ersten drei Monate gehen wir aus heutiger Sicht, trotz der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung und der bestehenden Unsicherheiten, weiter davon aus, unsere Kreditvereinbarungen im weiteren Jahresverlauf einhalten zu können“, sagt er und erklärt zugleich die Schuldenreduktion zum obersten Ziel der Bemühungen bei Conti. „Wir rechnen 2009 nach wie vor mit einem substanziellen Free Cashflow. Unterstützt wird dieses Bestreben durch den Dividendenausfall, deutliche Einsparungen bei Investitionen und weitere Fixkostenreduktionen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. „Für das zweite Quartal 2009 rechnen wir auf Basis der heute vorliegenden Informationen mit einer deutlichen Belebung der Umsätze und der operativen Ergebnisse gegenüber dem sehr schwachen ersten Quartal 2009. Allerdings werden die angekündigten Werkschließungen in den Divisionen Pkw- und Nutzfahrzeugreifen sowie ContiTech zu Restrukturierungsaufwendungen in den kommenden Quartalen führen. Im Vorjahresvergleich kann es unter anderem deswegen weiter zu erheblichen Abweichungen kommen“, meint Neumann. Außerdem wiederholt er explizit die Ankündigung, in spätestens 100 Tagen ein gemeinsames, die künftige Strategie, Finanzierung und Zusammenarbeit abdeckendes Zukunftskonzept zur Kooperation zwischen der Schaeffler-Gruppe und Continental vorlegen zu wollen.

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