Bremer Zubehörspezialist Excentric auf High-End-Produkte fixiert

Der Markt hat sich in den letzten drei Jahrzehnten gravierend verändert, der Gründer und heutige geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Jansen (69) aber ist sich treu geblieben: Austauschbare Massenware war im Jahre 1978, als er die Excentric GmbH in Bremen aus der Taufe hob, nicht sein Metier und ist es heute immer noch nicht. Wenn Jansen von den zwei Produktlinien, die seine „Exclusive Automobile Equipment World Wide“ (so der Untertitel des Firmennamens) anbietet, spricht, dann meint er eine ganz exklusive Schiene mit High-End-Produkten und eine, die manch ein Wettbewerber schon als sehr hochpreisig bezeichnen würde.

In Anlehnung an die italienische Felgenmarke, die Excentric bis zum Sommer letzten Jahres so erfolgreich vermarktet hatte, rechnet er die Topprodukte des Hauses zur „ETP“-Linie, wobei das Kürzel für Excentric Technical Performance steht. Dass die 1992 von Paolo Tanghetti in Longhena bei Brescia gegründete ATP ruote in lega S.p.A. schon zuvor in Schwierigkeiten war, bevor sie im Juni 2008 von der Insolvenz dahingerafft wurde, ist einem langjährig erfahrenen Marktkenner wie Wolfgang Jansen natürlich nicht verborgen geblieben. ATP hatte ihre Kreationen zeitweise bei vier italienischen Gießereien in Auftrag gegeben und die technologischen Standards immer höher geschraubt, am Schluss – um in diesem Bild zu bleiben – aber wohl überdreht.

Dass aber auch in seinem Unternehmen in den letzten Jahren nicht alles rund lief, daraus macht Jansen keinen Hehl: Es gab personelle Enttäuschungen, die Entscheidung, sich sukzessive aus dem Tagesgeschäft zurückziehen zu wollen, wurde revidiert. Er führt sein 14 Mitarbeiter zählendes Team – einschließlich des schlagkräftigen Außendienstes – wieder nach seinem Gusto.

Bekanntheit haben die Firma Excentric und ihr Spiritus Rector in den 80er Jahren erlangt, als sie den boomenden Offroad-Markt begleiteten und forcierten. Der umtriebige Vollblutunternehmer erinnert sich an die vielen Weggefährten, die er in all den Jahren hatte und die ja auch seine Wettbewerber waren: Sie sind verschwunden oder auf ein Niveau geschrumpft, dass Wolfgang Jansen sie gar nicht mehr im Markt wahrnimmt. Fast bedauert er ein wenig, dass ihm diese Wettbewerber abhanden gekommen sind: „Ich bin der letzte Mohikaner aus dem Offroad-Segment“, schmunzelt er selbstironisch.

Der Markt wandelte sich in den 90er Jahren, erst wurde den Geländefahrzeugen die Fahrzeugkategorie der Vans bzw. SUVs beiseitegestellt, dann wurde das SUV-Teilsegment sogar das dominante. In den letzten Jahren ist der Markt der Nachfahren früher Offroader und ihrer zivilen Pendants aus dem SUV-Bereich selbst unter Druck geraten – und Excentric ist auch diese Entwicklung konform mitgegangen: Im Angebot des Bremer Grossisten finden sich Reifen und Räder für alle Fahrzeuge des gehobenen Segments, also auch für Luxuslimousinen.

80 Prozent des Excentric-Umsatzes werden heute im Pkw-Segment generiert, 20 Prozent entfallen noch auf die vormalige Domäne Offroad/SUV. 75 Prozent des Umsatzes – außerhalb des Angebotes an Edelstahl-Sportschalldämpfern, (statthaften!) Frontbügeln etc. – werden mit Rädern gemacht, 25 Prozent mit Reifen, schätzt Wolfgang Jansen.

Und er hat noch einiges vor: Bei Fahrwerken, Spurverbreiterungen und Tieferlegungen ist er in Gesprächen mit renommierten Unternehmen, die seine Kooperationspartner werden sollen. Noch aber ist nicht alles spruchreif, ist Jansen zögerlich. Gar nicht zögerlich muss er hinsichtlich des im Aufbau befindlichen Räderprogrammes sein, das das Vakuum auffüllen wird, welches ATP hinterlassen hat: Ca. 60 Räder sind aktuell im Programm. Dabei handelt es sich überwiegend um Eigenentwicklungen, das heißt Herstellung der Räder mit eigenen Werkzeugen und Kokillen. Die stehen überwiegend bei Wanfeng in China, und solange Jansens hohe Ansprüche, die er an sich, sein Unternehmen und die Produkte mit der Aufschrift Excentric stellt, erfüllt werden, wird sich daran auch nichts ändern.

Jansen ist gut vernetzt: Er hat nicht nur eigene Excentric-Ableger in Tschechien, Spanien und Thailand, sondern auch eine Gießerei als Kooperationspartner in Italien usw. Das Renommee des Unternehmens ist hoch, Wolfgang Jansen lässt aber keinen Dünkel zu: Beliefert wird der kleine Reifenhändler wie der Edeltuner. Eigentlich beginnt für Excentric das Geschäft bei 17 Zoll, bei Winterrädern dürfen’s auch mal 16 Zoll oder kleiner sein. Eigentlich sind die Hauptreifenmarken Dunlop, Fulda, Pirelli und Yokohama, man besorgt aber auch jedes andere Fabrikat, wenn’s denn partout gewünscht ist. Weil ihm zufriedene Kunden wichtig sind, empfiehlt und berät er möglichweise dagegen an, aber der Kunde ist König. So wie es früher einmal war. Der Markt hat sich gewandelt, Wolfgang Jansen ist sich treu geblieben.

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