Ex-Conti-Tochter droht Insolvenz

„In den letzten Wochen mehren sich die Nachrichten von Zulieferfirmen, dass einige Geschäftsbanken, zu denen auch Landesbanken gehören, zunehmend Kreditzusagen verteuern, zurückziehen oder Kredite kurzfristig fällig stellen“, teilt der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit. „Damit kann gerade auch klein- und mittelständischen Betrieben der Entzug der Existenzgrundlage drohen, was den Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen am Standort Deutschland bedeuten könnte.“ Konkret betroffen ist ein Unternehmen, das als Stankiewicz GmbH zur früheren Harburger Phoenix – dort im Bereich „Comfort Systems“ angesiedelt – gehört hatte. Im Rahmen der Phoenix-Akquisition durch Continental im Jahre 2005 war Stankiewicz im Continental-Konzern gelandet und wurde bei ContiTech „geparkt“. Denn bereits Anfang 2007 hatte Continental Stankiewicz an den niederländischen Investor Gilde Buy-Out Fund, Utrecht, weiterverkauft. Gerhard Lerch, vormals Vorstandsvorsitzender der ContiTech AG und seit einigen Wochen im Ruhestand, hatte damals erklärt: „Dieser Schritt wird sich auch für Stankiewicz positiv auswirken.“

„Wir fordern die Banken – gerade auch die Landesbanken – auf, rasch zu handeln und den Zulieferfirmen kurzfristig Kredite einzuräumen und bestehende Kreditzusagen einzuhalten“, so der VDA. Der deutsche Steuerzahler stütze die Banken am Standort mit Milliardengarantien. Gerade deswegen hätten diese Banken die Pflicht, ihre Verantwortung für ein funktionierendes Wirtschaftssystem wahrzunehmen und ihrerseits zur Lösung der durch die Finanzmarktkrise ausgelösten Probleme beizutragen. „Die in der Öffentlichkeit geführte Diskussion um Hilfsmittel und Garantien bekommt durch ein solches Verhalten eine neue Dimension, denn die bereitgestellten Mittel sollten vor allem dazu dienen, die Finanzkrise, die die Banken unter Druck gebracht hat, nicht in die Realwirtschaft überfließen zu lassen. Der VDA ist der Ansicht, die von einigen Banken bereits in Anspruch genommenen Mittel sollten nicht nur zur Verbesserung der Bankbilanzen verwendet werden, sondern vielmehr, um das laufende Geschäft mit den Geschäftspartnern der Banken weiterführen zu können“, erläuterte der VDA.

Jetzt droht laut VDA eine erste Insolvenz eines in den Augen von Herstellern leistungsfähigen Zulieferers in Deutschland. „Da die Banken nicht mehr bereit sind, ihre Kreditkündigungsrechte auszusetzen und damit notwendige Zeit zur Verfügung zu stellen, stehen beim Zulieferer Gimotive/Stankiewicz über tausend Arbeitsplätze auf der Kippe. Die Kunden des Unternehmens – darunter wichtige Hersteller aus Deutschland (so Audi, BMW und Mercedes, d. Red.) – stehen in engem und konstruktivem Dialog mit der Geschäftsführung von Gimotive und bestätigen, dass es sich bei dem Unternehmen Gimotive/Stankiewicz um einen zuverlässigen Lieferanten mit einem soliden Restrukturierungsplan handelt. Das vor allem auch deswegen, weil die Kunden mit dem Lieferanten entsprechende Verträge über Neuentwicklungsprojekte und zukünftige Lieferungen abgeschlossen haben“, teilt der VDA mit.

Das Unternehmen, das spezialisiert ist auf Schallisolierungen für Motor-, Innen- und Kofferraum, ist gerade in einem Umbenennungsprozess von Stankiewicz in Gimotive. An seinem Hauptstandort Adelheidsdorf bei Celle (allein hier 600) und an den Standorten in Hamburg, Hameln, Bad Friedrichshall, in Straubing und in Friedrichroda werden rund 1.300 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit sind über 2.100 Mitarbeiter für Gimotive/Stankiewicz tätig.

„Mit der Verweigerung einer weiteren Aussetzung der Kündigungsrechte zur gemeinsamen Lösungsfindung und der damit drohenden Kündigung der Kreditlinie verbauen die beteiligten Banken einem mittelständischen Unternehmen die Zukunft und verlagern die Auswirkungen einseitig auf dessen Kunden“, schließt der VDA.

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