Xtra Wheels: Für einen Newcomer schon recht etabliert

Die Xtra Wheels AG Germany ist gut zwei Jahre alt, dem Markt hatte sich die neu gegründete Rädermarke eigentlich erst auf der Automechanika 2006 erstmals so richtig präsentiert, sodass eigentlich das vergangene Jahr das erste vollständige in der so jungen Unternehmensgeschichte ist. Und gerade erst ist die zweite Frühjahrskampagne abgeschlossen worden. „So richtig kennt man uns immer noch nicht“, räumt Marketing- und Vertriebsdirektor Jens Klausdeinken (59) ein. Der ist lange genug in der Branche, um zu wissen, dass echte Markenbekanntheit unter den Räderanbietern ohnehin ein rares Gut ist und wenn dann über Jahre hinweg mühsam erarbeitet werden muss.

Aufgrund der relativ kurzen Marktpräsenz müsste so viel Understatement eigentlich nicht sein, denn mittlerweile stehen die Strukturen: Eine kleine, aber effektive Vertriebsmannschaft hat sich zusammengefunden, die beiden Hallen am Standort Lüdenscheid sind recht ordentlich mit Ware bestückt, der Lieferservice schon erstaunlich professionell, was heutzutage vor allem schnell heißt – „aber manchmal bekommen wir halt die bestellte Ware aus China immer noch erst dann, wenn der Saisonhöhepunkt bereits überschritten ist“, sieht Klausdeinken noch „Optimierungsbedarf“. Was auf Lager ist, geht unmittelbar raus und ist in 48 Stunden beim Kunden, glückliche Umstände haben dazu geführt, dass man auf sehr fähige Saison- und flexible Aushilfskräfte zurückgreifen kann, die die „Festen“ ergänzen. Aber das nutzt ja wenig, wenn der Container mit den feinen Felgen noch irgendwo auf den Weltmeeren schippert.

Immerhin: Von all den Fernostanbietern, die in den letzten Jahren versucht haben, im Aluminiumrädermarkt Deutschland Fuß zu fassen, ist schon so manch einer wieder in der Versenkung verschwunden und hat ratlose, wenn nicht gar verärgerte Handelspartner zurückgelassen. Die Gefahr, dass sich Xtra Wheels in diese unselige Reihe stellen könnte, besteht heute wohl kaum mehr. Die Muttergesellschaft – über eine etwas komplizierter erscheinende Konstruktion letztlich China Wheel (Guangzhou) – bereitet aktuell den Börsengang vor und kommt damit an in der Riege der etablierten mittelständischen chinesischen Industrie und Xtra ist angekommen im deutschen Felgenmarkt, nicht als großer Spieler, aber als einer, der die Voraussetzungen hat, mit sehr anspruchsvollen Produkten mitzumischen.

Eines ist Xtra – im Gegensatz zu einigen anderen Newcomern der letzten Jahre aus Fernost – jedenfalls gewiss nicht: ein Billigheimer, der sich seinen Marktzugang ganz überwiegend über den Preis erkauft: Gegossene Aluminiumräder dieser Marke bewegen sich eher im preislichen Mittelfeld, Räder mit Echtchrom und solche in der so anspruchsvollen Schmiedetechnologie gar darüber.

„Wobei wir auch Lehrgeld bezahlt haben“, räumt der ebenfalls langjährige Räderspezialist Hubert Epe (62) ein. Der ist zwar überwiegend für den Bereich Logistik und Materialwirtschaft zuständig, aber in einem aktuell festen 6-Personen-Team macht schon mal jeder alles. Was Epe meint: Bis etwa 17 Zoll sind Händler und Verbraucher offenkundig nicht willens, die höheren technischen Ansprüche, die Schmiederäder erfüllen, preislich zu honorieren. Der Konsument, der sich für ein geschmiedetes Aluminiumrad in beispielsweise 20 Zoll entscheidet, ist hingegen gut informiert und weiß, dass er für ein hochwertiges Produkt tiefer in die Tasche greifen muss. Übrigens muss er das natürlich auch, wenn er sich für ein Komplettrad entscheidet: Dieses von Epe betreute Geschäft köchelt zwar noch auf kleiner Flamme, könnte sich aber zu einer lukrativen geschäftlichen Nische auswachsen.

Hilfreich war im Frühjahrsgeschäft 2008, dass die Lüdenscheider Vertriebsfirma seit Anfang des Jahres ein „zweites Pferd“ im Stall hat, dessen Name einen guten Klang hat: Xtra Wheels vertreibt auch die italienische Marke Momo. Zwar stimmt das Mix aus Sicht der Chinesen, dass nämlich bezogen auf Umsatz das Verhältnis von Xtra zu Momo etwa bei 85 zu 15 und bezogen auf die Absatzzahlen bei 75 zu 25 liegt, aber Klausdeinken wird jetzt um so häufiger damit konfrontiert, dass den Kunden der Name Momo seit vielen Jahren geläufig, der Name Xtra jedoch der eines noch weitgehend unbekannten Newcomers ist. Immerhin: Das Mix stimmt, es gibt keine nennenswerten Überschneidungen in den Programmen. Das Momo-Angebot beinhaltet in höherem Maße 15 und 16 Zoll und deckt den Bereich kleinerer Lochkreise ab, mit Xtra – zum Beispiel keine 4-Loch-Anbindungen im Programm – und Dimensionen in Sphären bis zu mehr als 20 Zoll erreichen die Vertriebsexperten durchaus die Upperclass der automobilen Welt. In derHinsicht ist Klausdeinken dann ausnahmsweise mal rundum zufrieden: „Die beiden Marken „beißen“ sich überhaupt nicht, das Mix ist ideal.“

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