Dreimal Uniwheels auf der Reifenmesse

Welche Bedeutung die Reifenmesse für seine Firmengruppe hat, wird auch daran deutliich, dass Ralf Schmid (Präsident des Verwaltungsrates der United Wheels Group, kurz Uniwheels) auf allen drei, klar voneinander getrennten Messeständen mit den Verantwortlichen die neue Situation besprach und auch der Presse Hintergrundinformationen mit auf den Weg gab. Mit der Übernahme der ATS-Gruppe und der aktuellen Integration in die Uniwheels-Gruppe ist das Unternehmen jedenfalls in eine neue Größenordnung katapultiert worden. Manches – wie das Erstausrüstungsgeschäft – ist jetzt einfach eine „ganz andere Nummer“, manches ist auch schlicht „komplizierter geworden“, erklärt der Marketingdirektor der Gruppe Harald Jacksties. So die Positionierung der nicht mehr drei (Rial, Alutec, Anzio – jeweils in Fußgönheim), sondern jetzt fünf Marken (hinzugekommen sind in Bad Dürkheim ATS und Exclusive Line) zueinander. So viele Marken hat ansonsten kein Räderanbieter im Portfolio, alle wollen und müssen gepflegt werden, soll ihr Fortbestand gesichert sein.

Relativ unproblematisch ist die Situation noch um die Marke Alutec, die von Simone Maier-Paselk geführt wird: Nicht nur die Absatzzahlen stimmen, Alutec hat auch einen gefestigten Platz im Markt und innerhalb der Gruppe als „Trend“- und „Lifestyle“-Marke. Die „Baustelle“ wheels24.com mit dem Komplettradgeschäft und (überwiegend) der hauseigenen Rädermarke Anzio wird aktuell von neuem Personal in Angriff genommen. Die Uniwheels-Manager freuten sich auf der REIFEN, mit Ralf Vongerichten (39) einen Mitarbeiter mit Reputation im Markt als Geschäftsführer für wheels24.com gewonnen zu haben. Der Gewe-Geschäftsführer Achim Becker grämte sich wenige Meter entfernt, nun einen adäquaten Nachfolger für den technischen Part suchen zu müssen, den er in Vongerichten beim Aufbau der Marke ASA hatte.

Schon erklärungsbedürftig ist, wenn sich mit Rial und ATS jetzt zwei hauseigene Marken als „motorsportaffin“ definieren. Rial sei dabei, so Jacksties, eher die Marke, die im Breitensport zu Hause sei. ATS hingegen stehe für professionellen Motorsport bzw. Cup-Serien. Dass in offenen Serien schon mal beide Marken gleichzeitig auf dem Rennkurs sind und gewissermaßen gegeneinander fahren, sei schon möglich.

Die Abgrenzung fällt ATS-Geschäftsführer Erwin Eigel schon etwas leichter mit Blick auf das Ersatzgeschäft: Er kündigt für das Jahr 2009 (dann wird ATS 40) ein „Jubiläumsrad“ an, das bereits in sehr konkreter Vorbereitung ist. Die Marke ATS solle nicht nur eigenständig bleiben, sondern wieder hochgepusht werden und wieder an das Image herangeführt werden, das sie in der Formel-1-Ära und den sich direkt anschließenden Jahren hatte, das dann aber – aus manchen Gründen – zunehmend verblasst ist. Mit den stark nachgefragten schwarz polierten Rädermodellen Pegasus Flash und Taurus Flash sind Eigel und sein Team zu diesem ATS-Relaunch gut aus den Startlöchern gekommen. Schwieriger freilich wird es mit Blick auf die „typischen“ und leider preislich deutlich schlechter angesiedelten Winterräder. Ja, auch einer Marke ATS stehen Winterräder gut zu Gesichte, aber nicht auf der preisgünstigen Schiene, da verfügt Eigel über die Marke Exclusive Line.

Und wenn er die in den Wettbewerb mit dem üppigen und äußerst erfolgreichen Winterreifenprogramm mit der von Gerhard Ackermann geführten Marke Rial schickt, dann gibt es da vielleicht Überschneidungen. Hinsichtlich der Preise erwartet Jacksties allerdings in der Gruppe keine Kannibalisierungstendenzen. Denn das zeigt sich schon bei möglichen Reaktionen auf aggressive Preise von Wettbewerbern, die wird es nämlich in der Uniwheels-Gruppe nicht geben: Wenn es irrationale Preise im Markt gebe, werde man nicht panisch reagieren, so der Marketingdirektor, dafür sei man einfach zu bedeutsam und habe ein zu großes Marktgewicht.

Rial-Geschäftsführer Ackermann stellt sich gerne dem Wettbewerb, auch dem gruppeninternen. Und wenn ATS im nächsten Jahr 40 wird, so kommt er dem Jubiläum schon mal zuvor: In diesem Jahr wird Rial 30! Und Startschuss für dieses Jubiläumsjahr sollte die REIFEN sein. Er und sein Innendienstleiter Peter Metzger präsentierten das komplette Produktprogramm mit besonderem Fokus auf Winterräder. Gerhard Ackermann: „Auf eine 30-jährige Firmengeschichte verweisen zu können, ist ein Merkmal für Kontinuität, Know-how und Innovationskraft.“

Die China-Fraktion widerspricht

Direkt vor der Reifenmesse hatte Gerhard Ackermann sich einiges an Verärgerung aus dem Markt zugezogen, wobei darauf hingewiesen wird, dass er ja nicht nur Rial-Geschäftsführer sei (als der er sich mit einer Kolumne in einem Newsletter eben diesen Unmut zugezogen hat), sondern als Vorsitzender des Arbeitskreises Felgen doch eigentlich die Branche einen sollte.

Über die Reifenmesse pilgerten beispielsweise als Besucher Wheelworld-Direktor Rolf Bene, OZ-Geschäftsführer Wolfhard von Heyking, DBV-Geschäftsführer Norbert Bathon und der Xtra-Vorstandsvorsitzende Peter-Werner Frischkorn, die alles eines eint: Sie beziehen Aluminiumfelgen aus China und können Ackermanns Einwurf, diese Räder würden in der Größenordnung 14,5 Prozent vom Staat subventioniert, nicht nachvollziehen.

Von Qualitätsproblemen ist jedenfalls bei den China-Herstellern, die sich etabliert haben und nicht wie von Zauberhand kurzfristig auftauchen, immer seltener die Rede. Bekannt wurde zum Beispiel, dass die OZ-Zweitmarke MSW vor der letzten Wintersaison sogar einen größeren Posten bei der Volkswagen-Organisation platzieren konnte für deren Komplettradgeschäft. Und von Heyking (der weiß, dass er einen Deal in dieser Größenordnung in diesem Jahr kaum wiederholen kann) zeigt sich im persönlichen Gespräch während der Messe mit dem Produzenten YHI, der ein Gesellschafter bei OZ (Italien) ist, ebenso zufrieden wie Gottfried Schwaner, der die Geschicke der Kronprinz-Marke Magma leitet und seine Räder aus gleicher Quelle bezieht.

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