Die „neue“ GHU ist „Groß. Handelsorientiert. Unabhängig“

Bei ihrem ersten Auftritt vor zwei Jahren – erst im Mai 2006 gegründet! – hatte die GHU für Furore auf der Essener REIFEN gesorgt, galt sie doch als künftig mögliche dritte Kraft unter den unabhängigen Kooperationen neben point S und Team. Daraus ist jedenfalls nichts geworden, was auch mit strukturell-personellen Entwicklungen zusammenhängt: Erst schied der Mitgesellschafter (die „alte“ GHU war eine Aktiengesellschaft) Bruno Göggel, der den Logistikpart weitgehend bestreiten sollte, aus, dann hat Bernd Joachim Hoffmann auch noch Mitgesellschafter Peter Unger dessen Anteile abgekauft. Die heutige „GHU Reifen und System“ (Fulda) ist eine GmbH mit einem Hoffmann, dessen Titel sich mit dem unternehmerischen Wandel also vom Vorstandsvorsitzenden in den eines geschäftsführenden Alleingesellschafters gewandelt hat.

B. Hoffmann (59) sprüht vor Tatendrang wie zu seinen erfolgreichen Fulda-Zeiten – und manches erinnert auch daran, so stand die Mehrzahl aus seinem jetzt zwölfköpfigen Team dereinst bei dem Reifenhersteller auf der Gehaltsliste und ist auch die Hausfarbe die gleiche geblieben: Schwarz. Hatte man die „alte“ GHU als personell äußerst ambitioniert empfunden, so ist die heutige Organisation eher als „schlank“ zu bezeichnen, vor allem angesichts des in den letzten zwei Jahren entwickelten Leistungsportfolios, dessen Ausbau und Weiterentwicklung von Hoffmann im Übrigen vorangetrieben wird. Die „neue“ GHU („Groß. Handelsorientiert. Unabhängig“) stehe auf zwei Säulen: erstens der Vermarktung von Systemen und Dienstleistungen, zweitens der Vermarktung von Ware, womit ganz überwiegend Reifen gemeint sind. Man habe aktuell 5.400 Kunden, sagt Hoffmann, ob diese Mitglied einer Kooperation sind oder nicht, das ist ihm egal. Wer sich für einen GHU-Leistungsbaustein interessiere oder bestimmte Produkte, der könne sie kriegen, Anfrage genügt. In Preislisten vor der Anfrage nachzublättern ist bei GHU nicht möglich, Hoffmann hat sie abgeschafft: Die Preise sind tagesaktuell, und da machen solche Listen keinen Sinn. Die GHU hat keine Franchise-, sondern Systempartner, das heißt die Bindung zu den Kunden ist äußerst locker.

Ganz im Sinne des von Hoffmann gewohnten Ideenreichtums treibt er das „affiliate Marketing“ voran, was im Grunde nichts anderes ist als die Vermittlung von Ware. Aus dem Reifenanbieter Hoffmann ist ein Händler geworden, der die Angebotspalette rund um Rad und Reifen mit Macht ausweitet. Wenn es um IT-Lösungen geht, Webshops, Suchmaschinenmarketing, Preisstudien usw., dann will GHU ein präferierter Ansprechpartner sein, aber auch wenn es um Produkte geht und speziell um Nischen: Beispielsweise hat die GHU mit den vier Marken American Classic, BFGoodrich, Cooper und Vredestein das Segment der Klassikreifen voll abgedeckt. Die präferierten Felgenmarken heißen ATP (Premium), Excentric (Offroad) und DBV im Alu-, Südrad im Stahlbereich. Derzeit werden ferner andere Segmente erschlossen: Motorrad- und Rollerreifen sind bereits eingelistet, Lkw- und Landwirtschaftsreifen werden ab Herbst das GHU-Sortiment bereichern.

Über die bereits genannten Reifenmarken hinaus handelt GHU vor allem mit Bridgestone, Continental, Cooper, Dunlop, Firestone, Goodyear, Hankook, Kumho, Maxxis, Michelin, Motorway, Nexen, nokian, Pirelli, Roadstone und Semperit – wie andere Großhändler auch. Vom Selbstverständnis her freilich besser, GHU nennt dies „intelligente Reifenversorgung“ und die Warenversorgung „just-in-time“ als besondere Kompetenz und biete den Kunden und Partnern exakt, was sie erwarten: eine risikolose Versorgung und Markenvielfalt.

Aus der ragt offensichtlich mit Blick auf das Standdesign die taiwanesische Marke Federal hervor, die den GHU-Auftritt auf der Reifenmesse in Essen unterstützt hat und zur Hoffmann-Beobachtung passt, dass die Tendenz zu niedrigpreisigen Marken anhält. Als „Dienstleister“ – so Bernd J. Hoffmanns Selbstverständnis – achtet er dabei durchaus auch auf den Qualitätsaspekt und lässt die von der GHU angebotenen Produkte von ausgewiesenen Experten untersuchen, da helfen ihm seine alten und teils freundschaftlichen Verbindungen aus Fulda-Tagen, beispielsweise wenn es um die Güte von Karkassen geht: Da holt er die Meinung ein bei jemandem, „der in der Karkasse schläft“. So kennt man „Bernie“, wie er von Freunden genannt wird.

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