Großhändler sehen Potenzial in Russland

Die „Tires & Rubber“-Messe, die vom 4. bis zum 7. März in Moskau stattfand, ist – neben ihrem Schwerpunkt bei Maschinenherstellern und Rohstofflieferanten – sicherlich auch eine Handelsmesse, was wir hier mit Wiederverkäufermesse übersetzen. Unter den knapp 200 Ausstellern zeigten sich nur wenige Hersteller, dafür umso mehr Wiederverkäufer, Importeure und Großhändler. Dabei ging es fast ausnahmslos um Produkte, die außerhalb Russlands gefertigt werden, etwa in China, Korea oder Europa.

Neben russischen Importeuren wie Petromaster (Hankook, Sumo Firenza), Avantek (Alliance), Satim (Mitas) oder Yarshintorg (Sumitomo) präsentierte sich auch TransGaz Komplektatciya dem interessierte Publikum in Moskau, und zwar mit der Marke „Primewell“. Die von Giti Tire in China produzierte Marke soll zunächst ausschließlich als Lkw-Reifen in Russland durch den neuen Importeur eingeführt werden. Später sollen dann auch Primewell- wie auch Runway-Pkw-Reifen folgen; eine weitere Marke aus dem Hause der GT-Gruppe um Giti Tire in China und Gajah Tunggal in Indonesien. Inwieweit TransGaz auch bei der Einführung der zentralen Konzernmarke „GT Radial“ beteiligt wird, ist noch nicht beschlossene Sache, erklärt Richard Lyons, Sales Director bei Giti Tire Europe und in dieser Funktion verantwortlich für Großbritannien, Nord- und Osteuropa sowie Russland, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG.

Die Lkw-Reifen der Marke Primewell sollen vom Importeur TransGaz „am oberen Ende des mittleren Segmentes“ positioniert werden, so der für den russischen Markt zuständige Giti-Tire-Europe-Direktor. Dabei, so betont er weiter, gehe es definitiv nicht nur um die Vermarktung einer einzelnen Produktes, eines Stückes Gummi. Laut Giti Tire wünsche man sich einen Importeur, der dem Markt und seinen Kunden auch mit Dienstleistungen zur Seite steht. Auch wenn der russische Lkw-Reifenmarkt gegenwärtig auf dem Stand von „vor 15 Jahren in Europa“ ist, was den Servicegrad der Reifendienstleister betrifft, legt Giti Tire bereits großen Wert auf die Feststellung: „Wir bieten auch umfassende Dienstleistungen für Flotten an!“ So solle laut Richard Lyons etwa das Konzept „GT Assist“ in Russland installiert werden, wozu natürlich auch das Angebot von runderneuerten Lkw-Reifen zählen wird, wie in Westeuropa. Sicherlich, zunächst kommen wohl nur die großen Metropolen und Metropolregionen in Frage, denn insgesamt sei Russland heute noch nicht soweit für „einen professionellen Lkw-Service“, wie Giti Tire und TransGaz ihn gemeinsam mit den künftigen Kunden im russischen Einzelhandel installieren möchten. Darüber hinaus sei der russische Markt ein „äußerst komplizierter Markt“, womit Lyons nicht nur die besonderen logistischen Herausforderungen in dem größten Land der Welt meint, sondern auch die lokalen und globalen Wettbewerber, die sich ebenfalls um den derzeit stark in Bewegung befindlichen russischen Lkw-Reifenmarkt mühen.

Insgesamt, so ist am TransGaz-Stand während der Tires & Rubber in Moskau zu hören, solle der russische Markt „genauso entwickelt werden, wie wir es in Westeuropa getan haben“, erläutert der gebürtige Brite die Zielsetzung der Etablierung des Flottenservices. Das bedeutet große Marktabdeckung durch ein Mehrmarkenportfolio in verschiedenen Marktsegmenten, immer zusammen mit dem Trumpf der professionellen Flottendienstleistungen. TransGaz wird dabei zum Teil die Primewell-Lkw-Reifen im Wiederverkauf an russische Reifenhändler absetzen. Der russische Importeur will aber den größeren Anteil seiner Primewell-Reifen direkt an die Endverbraucher, also die Flottenkunden vermarkten, wie auch General Manager Andrey Voronin von TransGaz bestätigt. Bis Giti Tire sein Ziel in Russland erreicht hat, sei allerdings noch viel Arbeit nötig. So müsste zunächst ein Umdenkungsprozess stattfinden, sodass die Flotten und deren Fahrer pfleglicher mit ihren Reifen umgehen – Reifen sollten nicht als Verbrauchsmaterial, sondern als zu erhaltendes Kapital gesehen werden. Dieser Prozess, so Richard Lyons abschließend, sei derzeit im Gange.

Ebenfalls an der Etablierung seiner Marken in Russland interessiert ist Deldo Autobanden. Der belgische Reifengroßhändler stellte dieses Jahr – genau wie Giti Tire auch – das erste Mal auf der Tires & Rubber in Moskau aus. „Für uns ist Russland ein neuer Markt“, so Ilse De Poorter, die seit gut einem halbem Jahr bei Deldo als Sales Managerin für den russischen Markt zuständig ist. Dies solle sich aber nach dem Wunsch Deldos recht bald ändern, hat das belgische Unternehmen doch bereits die ersten Geschäftskontakte geknüpft und die ersten Lieferungen nach Russland versandt. Wie die Russisch sprechende Belgierin sagt, gehe es bei der Markteinführung der Deldo-Marken zunächst um die großen Zentren Moskau und St. Petersburg. Dabei betont De Poorter gemeinsam mit ihrem für Zentraleuropa zuständigen Kollegen Maciej Szargut, dass die Strategie nicht allein auf die Vermarktung der Eigen- und Exklusivmarken wie Minerva, Fortuna, Wanli, Sunny und Roadstone basieren wird, sondern eben auch auf den Handel mit alle anderen üblichen Reifenmarken. Gegenwärtig suche Deldo Autobanden intensiv nach Vertriebspartnern auf dem russischen Markt. Dass dies natürlich Zeit brauche, sei dem belgischen Reifengroßhändler dabei durchaus klar. Dabei könnte man in den Motropolen noch am ehesten Fuß fassen, schließlich ist dort der Bedarf im Prinzip identisch mit dem einer westeuropäischen Metropole. Die Struktur des Fahrzeugbestandes und somit der Nachfrage nach bestimmten Reifendimensionen ist auf dem Lande da schon eine andere.

Obwohl die Sales Managerin den russischen Fabrikaten ein gewisses Potenzial auf dem europäischen Markt einräumt, insbesondere in Osteuropa, ist sie doch nicht gerade Feuer und Flamme: „Wir sind nicht allzu sehr an russischen Reifen interessiert.“ Außerdem sei der Export aus Russland nicht unbedingt ohne großen bürokratischen Aufwand zu managen.

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