Bandvulc: Auf Augenhöhe mit den Marktführern

Als einer der führenden, unabhängigen Runderneuerer Großbritanniens ist es Bandvulc Tyres gelungen, sich über die Jahre an verschiedenste Marktanforderungen anzupassen. Dennoch hat dies für das Familienunternehmen nie bedeutet, dass Kompromisse zu Lasten der Qualität oder eigenen Ambitionen eingegangen werden mussten. Mit einer Jahresproduktion, die für 2008 mit 200.000 Einheiten angegeben wird, und dem Erreichen des ISO-Zertifikats 14001 (Umwelt) im vergangenen Jahr steht nun eines auf dem Programm: Bandvulc will die Schlagzahl in Bezug auf eine umweltfreundliche Reifenproduktion erhöhen.

Eines der Ziele, die Geschäftsführer Patrick O’Connell in 2008 erreichen will, ist der Ausbau des internationalen Geschäftes. Dabei geht es dem britischen Unternehmen zu allererst um den deutschen Markt, was nicht zuletzt dadurch unterstrichen wird, dass Bandvulc Ende vergangenen Jahres einen deutschsprachigen Verkäufer für den entsprechenden Markt unter Vertrag genommen hat. Gegenwärtig exportiert das Unternehmen mit Sitz in Ivybridge (Grafschaft Devon) lediglich fünf Prozent des eigenen Outputs. Wie O’Connell betont, wird der deutsche Markt aber bereits seit vier Jahren beliefert. So zählt etwa Vergölst zu den Kunden in Deutschland. Nun, drei Monate nachdem Bandvulc noch weitere Kunden in Deutschland beliefert, zeigt sich O’Connell überaus positiv mit der Entwicklung auf dem deutschen Markt: „Deutschland hat für uns jede Menge Potenzial.“

Dass dies natürlich auch einiges an Investitionen bedeutet, so der Geschäftsführer im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG, stehe dabei außer Frage. Jährlich werden allein rund eine Million Pfund in den Produktionsprozess investiert. Was die Produktentwicklung betrifft, so steht Bandvulc durchaus gut und unabhängig dar, verfügt der Runderneuerer doch eben auch über eine F&E-Abteilung, in der Compounds für die verschiedensten Anwendungen entwickelt und später in der Geschäftseinheit Devon Rubber gefertigt werden. Dazu zählen verständlicherweise auch rollwiderstandsoptimierte Mischungen, wie sie heute im Flottengeschäft mit Laufleistungen, die in Cents pro Kilometer abgerechnet werden, unerlässlich sind. Wenn es darum geht, die Mischungen den hohen Ansprüchen der Kunden entsprechend zu optimieren, komme – so O’Connell – modernste Technologie zu Einsatz. Das Ziel: Ständig die Laufleistung und die Händlingeigenschaften der Mischungen zu verbessern. In Segment der rollwiderstandsoptimierten Reifen vermarktet Bandvulc Reifen der sogenannten „Plus“-Range.

Investitionen in die Ausrüstung

Eine der jüngsten Großinvestitionen, die Bandvulc sich geleistet hat, war eine Shearographieanlage von Steinbichler aus Deutschland. Durch den Einsatz dieser Technologie können defekte Karkassen bereits vor Beginn des Runderneuerungsprozesses als solche identifiziert und entsprechend aussortiert werden, wodurch sich natürlich auch die Kosten solcher Fehlproduktionen deutlich verringern lassen. Die Shearographieanlage, die Bandvulc mit 150.000 Britischen Pfund bezahlen muss, kontrolliert nun täglich rund 250 Karkassen, die für Runderneuerung bestimmt sind. Durch diese und weitere Automatisierungen, so O’Connell weiter, sowie durch weitere Schichten könne der Output der Produktion um bis zu 80 Prozent gesteigert werden.

Darüber hinaus ist Bandvulc gerade im Begriff, die Vulkanisationspressen nacheinander zu modernisieren. Jedes Jahr werden etwa drei der 42 vorhandenen Pressen modernisiert und zum Teil automatisiert. Auch zeige die Nutzung von drei Marangoni Alpha-Twin-Aufbaumaschinen den Grad der Qualitätsorientierung und die Produktionsphilosophie.

Jeder Runderneuerer benötigt einen ständigen Nachschub runderneuerungsfähiger Karkassen. Bandvulc verfügt daher über einen ständigen Lagerbestand an rund 20.000 solcher Karkassen. Während der Eingangskontrollen werden detaillierte Daten zu etwaigen Schäden den Informationen über das Reifenleben hinzugefügt, so dass Bandvulc heute Daten über buchstäblich Millionen von Karkassen in seinem Computersystem abgespeichert hat. Dies gebe Bandvulc einen klaren Einblick in die Konsistenz der Produktionsqualität der großen Neureifenhersteller mit ihren verschiedenen Produktionsstätten. Dies alles ermögliche es Bandvulc, ein zusätzliches Optimum in der Runderneuerung zu erzielen.

Nach der Eingangskontrolle der Karkasse wird sie mit einem Barcode versehen, der durch Bandvulcs Produktverfolgungssystem namens „Merlin“ erstellt wird. Dieses wurde erst im vergangenen April installiert. Danach wird die Karkasse im Nachbargebäude durch eine der vier automatisierten Raumaschinen von TRM geschickt und bis auf die Gürtellagen von der alten Lauffläche befreit. Der Transport findet dabei übrigens durch ein sogenanntes Monorail-System statt, eine Eingleishängebahn. Nach der Reparatur der Karkasse an einer von acht Arbeitsplätzen, die im Übrigen künstlerisch durch Themen der „Ritter der Tafelrunde“ aufgewertet wurden, gehen die Karkassen durch eine weitere Inspektion, zu der auch die so genannten Hawkinson-Maschine gehört, die durch das Anlegen von Spannung etwaige Nagellöcher ausfindig machen kann.

Nach der eigentlichen (Heiß-)Runderneuerung, also der Vulkanisation des Laufstreifens in einer der Vulkanisationspressen, wird der fertige Reifen erneut kontrolliert. Diese Abschlusskontrolle umfasst neben einer Inaugenscheinnahme auch der Drucktest sowie ein nicht allzu weit verbreiteter Ultraschalltest, wie er etwa auch bei Schwangerschaften angewandt wird. Dazu wird der Reifen unter Wasser getaucht. Dieser Ultraschalltest helfe etwa dabei poröse Stellen, also Schwachstellen, im Reifen ausfindig zu machen. Auch dafür wurde die Software von Bandvulc exklusiv in Auftrag gegeben.

Zu Beginn des vergangenen Jahres fing Bandvulc mit dem Zertifizierungsprozess nach ISO 14001 an. Während des elfmonatigen Prozesses, so O’Connell, sei jeder einzelne der mehr als 250 Mitarbeiter in Ivybridge mit einbezogen worden. Dabei mache Bandvulc auch keinen Hehl aus seiner „grünen“ Veranlagung und hält auch mit Informationen nicht hinter’m Berg. So spare etwa die Installation einer neuen Startautomatik für die Dampferzeugung jährlich über 440.000 Kilowattstunden bzw. 83 Tonnen Kohlenstoffdioxid ein. Darüber hinaus haben Bandvulcs Produkte im Laufe dieses Jahres bis zur Drucklegung dieser Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG rund zwei Millionen Liter Öl sowie rund 1,3 Millionen Kilogramm Kautschuk eingespart, vergleicht man den Output des Runderneuerers mit einer identischen Anzahl neu produzierter Lkw-Reifen. Selbst Unternehmensbroschüren werden ausschließlich auf umweltfreundlichem und CO2-neutralem Papier gedruckt.

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