Interstate versteht sich als „Premiumbudget“

Die Interstate-Gruppe (Delft/Niederlande) hat sich äußerst dynamisch entwickelt, so dass die „Interstate Tire & Rubber Company“ partiell ausgegliedert wurde, aber noch die administrativen Angebote der Gruppe nutzen kann. Gesellschafter der „Interstate Tire & Rubber Company“ sind die Interstate-Gruppe, und der fürs operative Geschäft zuständige Theo de Vries hält ebenfalls Anteile. Exklusivvermarkter der in China hergestellten Reifen der Marke Interstate in Deutschland ist im mittlerweile dritten Jahr die Firma Hämmerling, die wiederum ein deutschlandweites Stützpunkthändlersystem von derzeit 50 bis 60 Partnern aufgebaut hat, dessen Netz aber noch verdichtet werden soll.
Ralf Hämmerling, geschäftsführender Gesellschafter der Hämmerling-Gruppe, und de Vries nutzen die Präsentation des Produktprogrammes 2008 anlässlich der bevorstehenden Umrüstsaison, um darauf hinzuweisen, wie weit die Komplettierung des Interstate-Sortimentes bereits vorangeschritten ist. Im Sommer deckt das Produkt Touring IST-1 mit Größen von 155/80 R13T bis 205/60 R15V das Standardsortiment ab, den UHP-Reifen Sport IXT-1 gibt es (in sämtlichen Größen mit Felgenanfahrschutz) von 185/55 R15V bis 255/35 R20Y. Wobei Theo de Vries darauf hinweist, dass es aus seiner Sicht falsch ist, nur mit höhere Margen versprechenden UHP-Reifen ohne den nötigen „Unterbau“ in den Markt zu gehen. Die Händler erwarten vielmehr ein möglichst vollständiges Sortiment (bei Winterreifen ist die Interstate-Palette gewiss noch ausbaufähig), erst später kämen dann die „Imageprodukte“ mit 22 Zoll oder gar mehr. Angesichts des sehr engen Marktes von Reifen mit solcherlei Dimensionierungen ein nachvollziehbarer Ansatz. Wobei de Vries mit weiterer Komplettierung der Palette meint, das in Richtung von SUV- und LT-Reifen Initiativen gestartet worden sind. An große Nutzfahrzeugreifen unter dem Markennamen Interstate wird übrigens nicht gedacht.

Die beiden Interstate-Vermarkter Hämmerling und de Vries sehen natürlich den Imageschaden, den negative Testergebnisse mit Reifen, die made in China sind, erleiden. Aber es ist müßig darüber zu klagen, wenn ein Kollektivurteil über alle Produkte aus China gefällt wird und auch eine Marke Interstate gewissermaßen „in Sippenhaft“ genommen wird. Also verweisen sie auf Testergebnisse des RDW, bei dem sich der Sport IXT-1 in der Größe 205/55 R16 gegen renommierte Marken wie Bridgestone (hier Reifentyp Turanza ER 300), Dunlop (Sport Maxx) und Pirelli (P6000) behaupten musste – und in einzelnen Disziplinen den Premiumprodukten durchaus Paroli bieten konnte.

Nun ist RDW – Zentrum für Fahrzeugtechnologie in Zoetermeer/Niederlande mit eigener Teststrecke in Lelystad – hierzulande nicht besonders zugkräftig, weil nahezu unbekannt. Einen guten Klang allerdings hat in Deutschland und international der TÜV. Ralf Hämmerling will daher seine guten Kontakte zum TÜV Nord nutzen, um ein weiteres Qualitätssiegel – verliehen nach Tests der unabhängigen Prüforganisation – für Interstate-Reifen zu erlangen.

Der Paderborner Großhändler Hämmerling (nicht Interstate) bietet für das Produkt eine 4-Jahres-Garantie an. Er hatte sich für die Aufnahme von Interstate in das eigene Vermarktungsprogramm und als deutschlandweit exklusive Marke allerdings nicht nur wegen des Glaubens an die Qualität der Produkte entschieden, sondern auch, weil er unbedingt einen Namen gesucht hat, der sich der Vergleichbarkeit entzieht. Von seinen Kunden erwartet Hämmerling jedenfalls, dass sie Interstate nicht über das Internet und damit überregional anbieten. Angesprochen darauf, in welchem Umkreis er seinen regionalen Stützpunkthändlern denn Exklusivität zusichern kann, zeigt sich Ralf Hämmerling flexibel: Das könnten zehn Kilometer, aber auch vierzig sein und ist vom jeweiligen lokalen Markt abhängig.

Was Hämmerling die lokalen Märkte sind, ist für Theo die Vries die ganze Welt: Aktuell sei man in 45 Ländern weltweit vertreten – erst kürzlich ist Kolumbien hinzugekommen –, das Potenzial also noch lange nicht ausgeschöpft. In China und den Niederlanden hat Interstate eigene große Distributionszentren. Mittelfristig (das heißt bis 2012) auf einen Jahresabsatz von fünf Millionen Einheiten zu kommen, erscheint ihm nicht unrealistisch. Und er ist auch pragmatisch und verweist auf ein Joint Venture mit dem mächtigen US-Reifengroß- und -einzelhändler TBC Corporation, der für die Entwicklung der Marke Interstate in Nordamerika verantwortlich zeichnet.

Das sich weiterhin abzeichnende Mengenwachstum bedingt, dass man sich bei Interstate schon längst die Frage stellt, ob nicht ein zweiter und gar dritter Reifenhersteller hinzugenommen werden soll. Der dürfte freilich qualitativ nicht hinter der jetzigen Produktionsstätte zurückbleiben, die es Theo de Vries erlaubt, der von ihm angebotenen Marke eine einmalige Positionierung zuzuschreiben: Interstate sei „Premiumbudget“.

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