Continental legt erneut Rekordzahlen vor

Manfred Wennemer, Vorstandsvorsitzender der Continental AG, hat derzeit gut lachen, ist ihm im vergangenen Jahr doch ein „Riesensprung“ mit der Milliardenübernahme von Siemens VDO gelungen. Trotz der – erst im Dezember begonnenen – Konsolidierung des Neumitglieds der Conti-Familie konnte der Hannoveraner Konzern im vergangenen Geschäftsjahr erneut neue Rekordzahlen erwirtschaften, die nun im Rahmen der Bilanzpressekonferenz in Hannover präsentiert wurden. Der Pro-Forma-Umsatz, also gerechnet nach der alten Konzernstruktur, stieg um 7,2 Prozent auf 15,96 Milliarden Euro, während die Umsatzrendite gleichzeitig konzernweit auf 11,5 Prozent stieg. Das dominierende Thema der Konferenz war, wie nicht anders zu erwarten, die Integration von Siemens VDO in den jetzt 26,4 Milliarden Euro schweren Continental-Konzern. Das Wort „Reifen“ fiel in Wennemers 30-minütiger Einführungsrede hingegen kein einziges Mal.

Continental-Konzern hat 2007, so berichteten der Vorstandsvorsitzende sowie dessen Vorstandskollegen nun in Hannover der gespannt wartenden Presse, zum sechsten Mal in Folge bei Umsatz und Ergebnis neue Spitzenwerte abgeliefert: Der internationale bzw. globale Automobilzulieferer steigerte den Konzernumsatz (pro forma in alter Struktur nach vorläufigen Zahlen) um 7,2 Prozent auf 15,96 Milliarden Euro. Das operative Konzernergebnis (EBIT) verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 237,9 Millionen Euro bzw. 14,9 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro. „Wir wollen die Rekordserie in diesem Jahr konsequent fortführen“, kündigte der Continental-Vorstandsvorsitzende Manfred Wennemer an. „Wir setzen uns trotz des eingetrübten wirtschaftlichen Umfelds klare Ziele: Gestärkt durch den Zukauf von Siemens VDO planen wir, den 2007 rechnerisch erzielten Gesamtumsatz von rund 26,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 wenigstens zu übertreffen. Wennemer kündigte gleichzeitig für das Geschäftsjahr 2007 einen Dividendenvorschlag von unverändert zwei Euro pro Aktie an. „Höchste Priorität hat der Schuldenabbau. Deshalb erhöhen wir die Dividende trotz eines erneuten Rekordergebnisses nicht nochmals“, betonte Wennemer. „Wir haben auch den Verzicht auf eine Dividendenzahlung sorgfältig erwogen. Doch Verlässlichkeit hat für uns einen übergeordneten Stellenwert: Wir haben immer betont, dass unsere Aktionäre angemessen am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden sollen.“

Wennemer nannte für den Verschuldungsabbau konkrete Ziele: „Bis Ende 2010 wollen wir die Gearing Ratio auf unsere strategische Zielgröße von 80 bis 100 Prozent absenken. In den vergangenen Jahren haben wir bewiesen, dass wir unseren Verschuldungsgrad von dem im Jahr 2001 verzeichneten Maximum von 168 Prozent verlässlich abgebaut haben. Hier spielte der solide Free Cashflow eine entscheidende Rolle, den Continental auf hoher Basis kontinuierlich generiert. Er betrug 2007 vor Akquisitionen 1,05 Milliarden Euro. An diesem Trend wird sich nach unserer Einschätzung auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Unsere Aussage steht: 2009 gehen wir hier von mehr als einer Milliarde Euro aus.“

Wennemer hob hervor, dass das Jahr 2008 für Continental stark durch die Integration des erworbenen Siemens VDO-Geschäfts geprägt sein wird. Der Vorstandsvorsitzende geht davon aus, dass diese Integrationsaufgabe bis Anfang des kommenden Jahres bewältigt sei. „Wir werden in diesem Jahr wie angekündigt alle erforderlichen Projekte angehen und die meisten abarbeiten. Auf Basis der bisherigen Analysen sehen wir die Chance, im Zusammenhang mit der Integration von Siemens VDO Nettosynergien in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro im Jahr 2010 zu heben“, erklärte der Continental-Vorstandsvorsitzende. „Wir sehen uns darüber hinaus nach den bisher vorliegenden Plänen in unserer Annahme bestätigt, dass sich die Integrations- und Restrukturierungskosten 2008 und 2009 insgesamt im unteren dreistelligen Millionenbereich bewegen werden.“

Obwohl der Vorstandsvorsitzende seine „Berichtsschwerpunkte in diesem Jahr stark auf Konzernthemen“ abstellte und das traditionelle Reifengeschäft nur am Rande erwähnte, ist doch einiges erwähnenswert. So etwa, dass das Unternehmen mit seinem Reifengeschäft in Nordamerika „endlich den operativen Break-Even“, also die Gewinnschwelle erreicht hat. Wennemer, der die Botschaft präsentierte, sieht darin einen „Meilenstein in der Geschichte unserer Nordamerika-Reifenaktivitäten“. Dass es eben nicht Dr. Alan Hippe, der für die Region „The Americas“ zuständige CEO, der eigentlich und hauptsächlich als Finanzvorstand tätig ist, war, der die Botschaft vom Erreichen schwarzer Zahlen in Nordamerika überbrachte, betonte die Denkwürdigkeit dieses Ereignisses, hatte die Continental AG seit der General-Übernahme in Nordamerika doch lange Jahre nur hohe Verluste eingefahren.

Insgesamt hat sich die Pkw-Reifendivision (nach alter Struktur) im vergangenen Geschäftsjahr prächtig entwickelt, so Wennemer weiter, der auch direkt für die Division im Vorstand zuständig ist. Der Umsatz wuchs um sechs Prozent auf jetzt 4,98 Milliarden Euro, was eine unterdurchschnittliche Entwicklung im Konzern darstellt. Dennoch muss man hinzusagen, dass diese Entwicklung trotz einer nur einprozentigen Absatzsteigerung stattfinden konnte. Continental konnte also deutlich höhere Preise erzielen und sein Produktmix verbessern, wobei ein Teil der Erklärung sicher wieder in Nordamerika und die dort deutlich zurückgegangenen Lieferungen in die Erstausrüstung zu finden ist. Das operative Ergebnis der Pkw-Reifendivision hingegen überstrahlt den Konzern in seiner alten Struktur. Während das Gesamtunternehmen mit einer EBIT-Marge von 11,5 Prozent schon durchaus zufrieden sein kann, protzt die Pkw-Reifendivision mit einer Marge von 14,8 Prozent und liegt somit – was die Rendite betrifft – klar vor allen anderen Divisionen.

Für die Zukunft prognostiziert Wennemer der Pkw-Reifendivision – auch in der neuen Konzernstruktur als eine von sechs Divisionen – ein weiterhin stabiles Wachstum. So werde im laufenden Geschäftsjahr etwa das Pkw-Reifengeschäft der jüngst übernommenen Matador vollständig in die Pkw-Reifenaktivitäten des Konzerns einbezogen, was sich nicht nur positiv auf die Umsatzentwicklung auswirken soll. Trotz zu erwartender Risiken im Umfeld der Rohstoffkosten werden „Rationalisierungsmaßnahmen, Mixverbesserungen und Preiserhöhungen“ etwaige Kostensteigerungen kompensieren können, so Wennemer in seiner Prognose für 2008. Auch in China und Asien wolle man sich – „mit Blick auf die geplante neue Fabrik“ in China – „deutlich in Position bringen“, wozu auch der russische Reifenmarkt gehört.

Die Situation am deutschen und am österreichischen Markt stellt sich für Wennemer „Anfang des Jahres als schwierig dar“, will meinen: Die hohen Lagerbestände im Reifenhandel belasteten das Pkw-Reifengeschäft. Gerade der dramatische Rückgang bei der Nachfrage nach Winterreifen in Deutschland – der BRV rechnet hier mit einem Minus von 17,4 Prozent in Deutschland – werde Folgen auch für den Konzern haben. Wie Wennemer ankündigt, wolle die Continental AG im laufenden Jahr „drei bis fünf Prozent“ weniger Winterreifen produzieren als im Vorjahr, um der zu erwartenden, geringeren Sell-in-Nachfrage für die kommende Saison zu begegnen. „Mittelfristig sehen wir aber aufgrund unserer guten Positionierung gerade auf den osteuropäischen Märkten Chancen, wieder an den positiven Trend der Vorjahre anzuschließen“, so der Konzernchef.

In der „Neuen Conti“ fällt das Geschäft mit Nutzfahrzeugreifen bilanziell noch weniger ins Gewicht als bereits vor der Übernahme von Siemens VDO durch den Hannoveraner Automobilzulieferer und Reifenhersteller. Im vergangenen Geschäftsjahr machte die Division, die von Vorstandsmitglied Dr. Hans-Joachim Nikolin geleitet wird, einen Umsatz in Höhe von 1,45 Milliarden Euro, was – unbereinigt und entsprechend der vorgelegten Pro-Forma-Zahlen – einem Rückgang von 1,1 Prozent gegenüber 2006 entspricht. Der operative Gewinn der Division ging unterdessen sogar um 8,9 Prozent zurück und hinterließ eine Umsatzrendite von 8,5 Prozent, die Geringste in den (alten) Divisionen des Konzerns.

„Für das Jahr 2008 streben wir ein Umsatzvolumen an, das über dem pro forma berichteten Umsatz für Continental und Siemens VDO für das Jahr 2007 in Höhe von 26,4 Milliarden Euro liegen soll. 2009 wollen wir in Übereinstimmung mit unseren strategischen Zielen ein Wachstum von etwa fünf Prozent erreichen. Zur Steigerung des Konzernumsatzes werden alle Divisionen beitragen“, kündigte der Vorstandsvorsitzende Wennemer an. Aufgrund des Erwerbs von Siemens VDO wird sich das Verhältnis von Aufwand für Forschung und Entwicklung zum Umsatz in 2008 auf etwa sechs Prozent erhöhen. „Unser Ziel ist es, diese Quote in den kommenden Jahren abzusenken. Für 2009 ist mit einer Quote von knapp unter sechs Prozent zu rechnen“, sagte der im Konzernvorstand für Technologie-Entwicklung zuständige Dr. Karl-Thomas Neumann. Wennemer fügte hinzu: „Darüber hinaus werden wir in den kommenden beiden Jahren unsere expansive Investitionspolitik fortsetzen. Deswegen gehen wir für 2008 und 2009 von einer Investitionsquote in Höhe von etwa sechs Prozent aus. Die Höhe der Dividende für die kommenden beiden Jahre wird unseren Bemühungen eines schnellen Schuldenabbaus Rechnung tragen. Mit einer Steigerung ist deswegen für 2008 und 2009 aus heutiger Sicht nicht zu rechnen.“

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